Nadja Borodjanski – angekommen in Deutschland!
„Jeder Mensch muss selbst die Initiative ergreifen, selbst lernen und sich bemühen, sonst passiert keine Weiterentwicklung.“ Das ist das Lebensmotto von Nadja Borodjanski, die als 37-jährige mit ihrem Mann und weiteren jüdischen Flüchtlingen nach Schwerin kam.

09.07.2013
Ausgebildet als Diplom-Ingenieurin für Automatisierung an der Kiewer Universität für Bauwesen und Architektur fand sie jedoch in Deutschland keine Arbeit. Das Ehepaar Borodjanski nutzte deshalb Weiterbildungen und sogar Ausbildungen, um beruflich neu durch zu starten. Doch es gelang beiden nicht, dauerhaft Arbeitsplätze zu bekommen.
Die Hände in den Schoß zu legen und sich in den eigenen vier Wänden vergrämen, das kam für die Borodjanskis nicht in Frage. Ihr Lebensmotto sollte sich wieder einmal bewahrheiten.
Sport verbindet, erhält die Leistungsbereitschaft, stärkt die Gesundheit, vermittelt Freude und lenkt von den Problemen des Alltags ab. Als begeisterter Sportler gründete Semen Borodjanski bereits 1994 eine Fußballmannschaft, die bei der jüdischen Gemeinde in Schwerin trainierte und in Turnieren bereits nach kurzer Zeit sehr erfolgreich war.
Hier trafen beide auf Gleichgesinnte. Aus der Freude am ehrenamtlichen sportlichen Engagement stellte sich für die Borodjanskis die Frage: „Warum versuchen wir nicht mit unseren vielen Ideen im Sportbereich, noch mehr Menschen zu erreichen, denen es ähnlich geht, wie uns?
Mit 12 Mitgliedern gründete Frau Borodjanski im Jahr 2006 den Turn- und Sportverein Makkabi Schwerin e. V., der zu diesem Zeitpunkt der erste Migrantensportverein in der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns war. Auf Initiative von Nadja Borodjanski orientierte sich der Verein bei seinen Sportangeboten an den Bedürfnissen der Zuwanderer und kombinierte Sportkurse mit Sprachkursen oder Kursen zur gesunden Lebensweise. Diese werden bis heute von Frauen und Männern mit Zuwanderungsgeschichte dankbar angenommen.
Heute treiben mehr als 300 Mitglieder aktiv Sport im Verein. In relativ kurzer Zeit entstanden Abteilungen in den Sportarten Fußball, Basketball, Badminton, Kickboxen, Nordic Walking, Schach und Wassergymnastik.
Seit 2007 ist Frau Borodjanski ehrenamtlich aktives Mitglied im Netzwerk Migration der Stadt Schwerin. Hier ist sie als Multiplikatorin und Interessenvertreterin für ihren Verein und als freiwillig Engagierte für das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ tätig.
Durch diese verantwortungsvolle Tätigkeit und die intensiven Kontakte zu Vereinen und Verbänden der Stadt gestaltet sie die Vernetzungsarbeit in Sachen Integration aktiv mit.
Seit 2010 gehört der TuS Makkabi Schwerin e. V. zu den aktivsten Stützpunktvereinen des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ in Mecklenburg-Vorpommern. Der Verein organisiert neben dem wöchentlichen Trainingsbetrieb in sozialen Brennpunkten der Stadt offene Sportangebote, die sowohl von Einheimischen als auch von Zuwanderern gern genutzt werden.
Für ihr bürgerschaftliches Engagement hat Nadja Borodjanski viel Anerkennung aus ihrem Umfeld erfahren. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und gibt ihr auch die Kraft, sich weiter für die Integration Zugewanderter sowie sozial benachteiligter Personen einzusetzen.
Auch wenn Frau Borodjanski bisher keinen dauerhaften Arbeitsplatz einnehmen konnte, ist es für sie eine Selbstverständlichkeit geworden, gemäß ihrem Lebensmotto, das Zusammenleben der Menschen in Deutschland aktiv und verantwortungsvoll mitzugestalten. Sie ist angekommen in Deutschland!
Rainer Brunst