Trainer-Offensive für deutschen Spitzensport verabschiedet
Die Situation von Trainern und Trainerinnen im deutschen Spitzensport soll in den nächsten Jahren entscheidend verbessert werden. Der Bundesvorstand Bereich Leistungssport im Deutschen Sportbund (DSB) verabschiedete Ende November eine Trainer-Offensive, mit der vor allem die Anerkennung dieses Berufstandes in der Gesellschaft, aber auch die Rahmenbedingungen verbessert werden sollen.

02.12.2005

Rahmenbedingungen verbessern, gesellschaftliche Anerkennung erhöhen
„Dieser Schritt ist schon lange überfällig", meinte der für den Spitzensport zuständige DSB-Vizepräsident, Ulrich Feldhoff. „Die Trainer sind ein maßgebliches Glied in der Kette des deutschen Leistungssports. Wir müssen unbedingt mehr für sie tun, wenn wir nicht den Anschluss an die olympische Spitze verlieren wollen."
Als Voraussetzung war zunächst einmal eine Standortbestimmung erstellt worden. In diese Analyse flossen auch die Ergebnisse der Studie von Prof. Helmut Digel (Tübingen) ein, der mit einem durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) geförderten Forschungsvorhaben einen Systemvergleich zwischen den erfolgreichsten Sportnationen bei den Olympischen Sommerspielen durchgeführt hatte. Als Fazit stellte er fest, dass der Trainerberuf in Deutschland nicht lukrativ ist.
Ein Award für erfolgreiche Trainer
„Diesem Manko müssen wir jetzt unbedingt entgegen wirken", sagte Feldhoff. Auf vier verschiedenen Ebenen will der DSB jetzt in Kooperation mit dem Bundesinnenministerium und der Trainerakademie in Köln aktiv werden, um den Zugang zum Trainer-Beruf für mehr junge Menschen attraktiv zu machen. Die finanziellen und arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen sollen modernen Anforderungen angepasst, Aus- und Fortbildung verbessert und die gesellschaftliche Anerkennung erhöht werden. Darüber hinaus soll ein Prämiensystem etabliert werden, mit dem Erfolg auf der internationalen Bühne erheblich mehr als bisher honoriert werden.
„In anderen Ländern werden Trainer nach Erfolgen genauso gefeiert wie die Sportler. Das fehlt bei uns fast völlig", sagte Feldhoff. Dazu will der Deutsche Sportbund die Auszeichnung „Trainer des Jahres" ins Leben rufen, die erstmals im kommenden Jahr verwirklicht werden. Die entsprechenden Möglichkeiten, ob es beispielsweise in die Gala „Sportler des Jahres" eingepasst werden kann oder besser eine eigene Veranstaltung erhalten kann, werden überprüft, die Planungen sind aber noch im Anfangsstadium. „Aber Veränderungen zu erreichen, ist natürlich recht schwierig, denn es kann nicht einfach ein Hebel im Kopf der Menschen umgelegt werden und dann ist das neue Denken da", sagte Feldhoff.
Ausführliche Überlegungen gibt es auch zur Aus- und Fortbildung der Trainer. Dort will der Deutsche Sportbund die Qualität steigern. Zum einen sollen nach Möglichkeit mehr Mittel aus den Jahresplanungen der Verbände für diesen Sektor ausgegeben werden. Bisher fließen gerade einmal 1,7 Prozent in diese Maßnahmen - Handball und Eishockey ausgenommen. Bei den Sommersportverbänden sind es 1,8 Prozent, bei den Wintersportverbänden 1,1 Prozent. Zum anderen sollen Aus- und Fortbildung künftig besser organisiert werden. Dieser Schritt soll mit zwölf hauptamtlichen Lehrreferenten realisiert werden, deren Beschäftigung der Deutsche Sportbund erreichen will. Als letzter Punkt sollen vermehrt Kleinseminare angeboten werden, um den zeitlichen Aufwand für die Trainer kleiner zu halten, aber auch speziellere Themen anbieten zu können.
Klare vertragliche Grundlagen schaffen
Handlungsbedarf sehen die DSB-Verantwortlichen auch in den arbeitsrechtlichen Voraussetzungen. Statt wie bisher mit Zeitverträgen zu arbeiten, sollen künftig unbefristete Kontrakte abgeschlossen werden, um mehr Rechtssicherheit für beide Seiten zu erreichen. Da aber eine Trennung im Spitzensport hin und wieder vorkommt, sollten dafür im Vertragswerk Regelungen über Abfindungen vorgesehen werden. Entsprechende Vorschläge für die Höhe einer solchen Abfindung wurden als Diskussionsgrundlage gemacht. Umgesetzt werden sollten auch ein Prämiensystem und eine Anpassung der maximal vorgegebenen Bezahlung.
Der Deutsche Sportbund will die weitere Planung für konkrete Umsetzung der Trainer-Offensive zügig angehen. Schon im Januar sollen die Vorschläge für den „Trainer des Jahres" erarbeitet werden. Zudem soll es eine Arbeitsgruppe DSB, Bundesinnenministerium und Trainerakademie geben.
Hinweis: Ein Interview mit Ulrich Feldhoff und weitere Informationen über die Trainer-Offensive sind hier nachzulesen.