Vereinte Nationen verabschieden Resolution zum Olympischen Waffenstillstand
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) hat in der vergangenen Woche in New York die Resolution zum Olympischen Waffenstillstand für die Olympischen und Paralympischen Spiele Milano Cortina 2026 verabschiedet.

25.11.2025
Darin werden die UN-Mitgliedsstaaten aufgefordert, die Waffen während der Spiele ruhen zu lassen. Die Präsidentin des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Kirsty Coventry, und der Präsident des Organisationskomitees Milano Cortina 2026, Giovanni Malagò, begrüßten die im Konsens aller UN-Mitgliedsstaaten verabschiedete Resolution.
In ihrer Rede vor der 80. Session der UN-Vollversammlung sprach IOC-Präsidentin Kirsty Coventry über die Bedeutung des Olympischen Waffenstillstands und erinnerte die UN-Mitgliedsstaaten daran, wie Sportlerinnen und Sportler bei den Olympischen Spielen das Gefühl von Zusammengehörigkeit in einer geteilten Welt verkörpern: „Konflikte und Spaltungen verursachen weiterhin unermessliches Leid auf der ganzen Welt. In einer solchen Welt kann der Sport - und insbesondere die Olympischen Spiele - einen seltenen Raum bieten, in dem Menschen nicht als Gegner, sondern als Mitmenschen zusammenkommen. Wenn Athleten zusammenkommen, sehen sie keine Nationalität, Religion oder Herkunft. Sie sehen einander als Sportler. Sie zeigen uns, was menschliches Miteinander im besten Sinne sein kann. Das ist der Geist des Olympischen Waffenstillstands: ein Aufruf, das beiseite zu lassen, was uns trennt, und uns stattdessen auf das zu konzentrieren, was uns verbindet.“
165 UN-Mitgliedstaaten trugen die Resolution als Co-Sponsoren mit. Präsidentin Coventry dankte ihnen für ihre Unterstützung: „Ich bin Ihnen für Ihre heutige Unterstützung sehr dankbar. Sie senden eine klare Botschaft an die Athletinnen und Athleten der Welt: Ja, Sie stehen ihnen zur Seite, wenn sie auf der olympischen Bühne zeigen, dass Sport uns trotz aller Unterschiede vereinen kann.“
Sie fuhr fort: „Wenn Sie diese Resolution heute verabschieden, werden wir daran erinnert, dass die Olympische Bewegung und die Vereinten Nationen dasselbe Ziel verfolgen: Menschen zusammenzubringen, die Menschenwürde zu wahren und Brücken des Friedens zu bauen. Indem wir den Sport als einen Raum schützen, in dem wir alle gleichberechtigt zusammenkommen können, stärken wir diese gemeinsamen Werte. Selbst in diesen dunklen Zeiten der Spaltung ist es möglich, unsere gemeinsame Menschlichkeit zu feiern und Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu wecken. Es geht darum, den Weg nach vorne zu finden, indem wir dies gemeinsam tun: als Sportler, als Nationen und als globale Gemeinschaft. Das ist der Geist der Olympischen Spiele, und er wird von Milano Cortina in die ganze Welt ausstrahlen“, betonte sie.
Präsidentin Coventry erinnerte die UN-Generalversammlung auch daran, dass das IOC und die UN zusammenarbeiten müssen, um Sport und Politik voneinander zu trennen. „Das bedeutet, dass Sportlerinnen und Sportler in die Gastgeberländer einreisen und an Wettkämpfen teilnehmen können müssen - ohne Gefahr zu laufen, zu Hause bleiben zu müssen, weil ihnen aus politischen Gründen ein Visum verweigert wird. Die endgültigen Starterlisten müssen von den Internationalen Sportfachverbänden und nicht von Regierungen bestimmt werden. Athleten dürfen nicht danach beurteilt werden, woher sie kommen, sondern nach ihren sportlichen Leistungen.“
Die vollständige Rede der IOC-Präsidentin finden Sie hier.
In ihrer Einleitung zur Sitzung sagte die Präsidentin der UN-Generalversammlung, die frühere deutsche Außenministerin Annalena Baerbock: „Der olympische Geist erinnert uns daran, dass Wettbewerb die Menschheit erheben kann, dass Dialog Spaltungen überwinden kann und dass der Weg jedes Athleten die unerschütterliche Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes widerspiegelt. Die dieser Versammlung vorliegende Resolution trägt dasselbe Prinzip in sich. Sie fordert alle Nationen auf, den Olympischen Waffenstillstand als moralischen Kompass zu wahren - als Aufruf zum Waffenstillstand, Dialog und erneuter Zusammenarbeit während und über die Winterspiele hinaus. Möge ihre Umsetzung unsere gemeinsame Überzeugung bekräftigen, dass auch in einer gespaltenen Welt Einheit möglich bleibt und dass die Achtung unserer gemeinsamen Regeln bedeutet, dass wir alle gewinnen.“
Giovanni Malagò, Präsident des Organisationskomitees von Milano Cortina 2026, stellte die Resolution im Namen Italiens vor und sagte: „Der Ihnen heute vorliegende Resolutionsentwurf würdigt die Rolle des Sports, der Menschen und Gemeinschaften dazu inspiriert, die zentralen [olympischen] Werte hochzuhalten. Er erkennt auch an, dass die Olympischen und Paralympischen Spiele Milano Cortina 2026 ein verbindendes Ereignis sein werden, um die Kraft des Sports zu nutzen. Als Präsident des Organisationskomitees für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele Milano Cortina 2026 weiß ich, dass wir eine einzigartige Gelegenheit haben, den Olympischen Waffenstillstand zu fördern und eine Atmosphäre des Friedens zu kreieren.“
Präsident Malagò erinnerte die UN-Mitgliedstaaten an die Kernbotschaft von Milano Cortina 2026: Armonia - Harmonie. „Es ist eine Botschaft und ein Prinzip, das tief in der italienischen Kultur und Geschichte verwurzelt ist. Renaissancekünstler, Schriftsteller und Philosophen wie Michelangelo, Leonardo und Lorenzo de Medici förderten universelle Themen wie Schönheit, Vernunft und Harmonie. Indem sie Kultur und Dialog über Dogmen stellten, legten sie den Grundstein für die moderne Diplomatie, veränderten die Perspektive und stellten den Menschen – und seine Würde und seinen Respekt - in den Mittelpunkt. Diese Prinzipien stehen im Mittelpunkt dieser großartigen Institution und spiegeln das geschätzte olympische Bekenntnis zur Universalität wider“, sagte er.
Die vollständige Rede von Giovanni Malagò finden Sie hier.
Der Text der Resolution enthält unter anderem folgende Punkte:
- „Fordert die Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, den Olympischen Waffenstillstand einzeln und gemeinsam zu beachten“ und insbesondere „die sichere Durchreise, den Zugang und die Teilnahme von Athleten, Offiziellen und allen anderen akkreditierten Personen, die an den Olympischen Winterspielen und den Paralympischen Winterspielen teilnehmen, zu gewährleisten.“
- „Unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, um die Werte des Olympischen Waffenstillstands weltweit gemeinsam umzusetzen, und betont die wichtige Rolle des Internationalen Olympischen Komitees, des Internationalen Paralympischen Komitees und der Vereinten Nationen in dieser Hinsicht.“
- „Begrüßt die Arbeit des Internationalen Olympischen Komitees und des Internationalen Paralympischen Komitees sowie des Internationalen Zentrums für den Olympischen Waffenstillstand bei der Mobilisierung nationaler und internationaler Sportfachverbände und -organisationen, Nationaler Olympischer und Paralympischer Komitees (...) zur Förderung und Stärkung einer Kultur des Friedens, die auf dem Geist des Olympischen Waffenstillstands beruht.”
- „Begrüßt die Führungsrolle der olympischen und paralympischen Athleten bei der Förderung des Friedens und der Völkerverständigung durch Sport und das olympische Ideal.“
- „Nimmt mit Anerkennung die fortdauernden Bemühungen des Internationalen Olympischen Komitees zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im Sport zur Kenntnis und begrüßt die Tatsache, dass die Olympischen und Paralympischen Winterspiele Milano Cortina 2026 die geschlechtergerechteste Ausgabe in der Geschichte der Winterspiele sein werden, nachdem man sich verpflichtet hat, fast die gleiche Anzahl von Quotenplätzen für männliche und weibliche Athleten zu vergeben, wodurch die Rolle der Spiele bei der Förderung der Chancengleichheit gestärkt wird.“
- „Fordert alle Mitgliedstaaten auf, mit dem Internationalen Olympischen Komitee und dem Internationalen Paralympischen Komitee zusammenzuarbeiten, um den Sport als Instrument zur Förderung von Frieden, Dialog, Toleranz und Versöhnung in Konfliktgebieten während und über die Dauer der Olympischen und Paralympischen Spiele hinaus zu nutzen.“
- „Erinnert an die Bedeutung einer sinnvollen Einbindung der lokalen Gemeinschaften in die Organisation und Durchführung der Olympischen und Paralympischen Winterspiele als charakteristisches Merkmal von Milano Cortina 2026, um ein starkes Gefühl der lokalen Eigenverantwortung, des Dialogs und der Identität der Gemeinschaft, der sozialen Integration, des Zusammenhalts und der Bewahrung des kulturellen Erbes zu fördern.“
Den vollständigen Text der Resolution finden Sie hier.
Was ist der Olympische Waffenstillstand?
Die Tradition des Olympischen Waffenstillstands, der Ekecheiria, wurde im antiken Griechenland eingeführt, um allen Athletinnen und Athleten sowie den Zuschauern aus griechischen Stadtstaaten, die ansonsten fast ständig miteinander in Konflikt standen, eine sichere Teilnahme an den antiken Olympischen Spielen zu ermöglichen.
Das IOC beschloss in den 1990er Jahren, das Konzept des Olympischen Waffenstillstands für die Olympischen Spiele wieder aufleben zu lassen, um die Interessen der Athleten und des Sports im Allgemeinen so weit wie möglich zu schützen und die Kraft des Sports zu nutzen, um Frieden, Dialog und Versöhnung in größerem Umfang zu fördern.
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