Zum Inhalt springen

„Wir brauchen herausragende Technik, aber ebenso auch starke Sportler“

Thomas Schwab (63), Sportdirektor im Bob- und Schlittenverband für Deutschland, erklärt die Vorteile der Kooperation mit dem FES, die Feedbackkultur seiner Athlet*innen – und wann eine Zusammenarbeit mit anderen Anbietern notwendig ist.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

01.12.2025

Ein Mann schraubt an einem Bob
Beim Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten wird auch an den Kufen für die deutschen Bobs getüftelt.

DOSB: Thomas, welchen Stellenwert misst du der Arbeit von FES und IAT bei, was den sportlichen Erfolg des BSD angeht? Seid ihr der größte Nutznießer?

Thomas Schwab: Ob wir der größte Nutznießer sind, weiß ich nicht, der deutsche Sport profitiert insgesamt sehr von den beiden Instituten. Wir haben drei sehr technische Disziplinen, die auf exzellente Sportgeräte angewiesen sind. Wenn die technische Ausstattung nicht passt, ist man in seiner Leistung begrenzt. Einen entsprechend hohen Stellenwert messe ich der Arbeit der Institute, in unserem Fall insbesondere dem FES, bei. Ich möchte aber auch den erheblichen Anteil unserer Athletinnen und Athleten in den Vordergrund stellen, die sich in die Entwicklung der Sportgeräte einbringen. Es ist eine Symbiose, die sehr gut passt. Wir brauchen herausragende Technik, aber ebenso auch die starken Sportler, die sie nutzen und weiterentwickeln.

Wie sehr wirkt der BSD auf seine Athletinnen und Athleten ein, sich in die Entwicklung der für sie wichtigen Sportgeräte einzubringen?

Das müssen wir gar nicht. Unsere Sportler sind so sozialisiert. Von der Jugend auf wird ihnen beigebracht, dass es wichtig ist, sich um sein Material zu kümmern, weil ohne das passende Material jede Stunde, die man in das Training investiert, nutzlos sein kann. Wer seine Sportgeräte nicht auf dem aktuellen Stand hält, hat im Wettkampf keine Chance. Deshalb wissen unsere Athleten, dass ihr Feedback gefordert ist.

Es gab Zeiten, in denen im Bobsport auf Konkurrenzprodukte der Firma Wallner gesetzt wurde. Wie ist der aktuelle Stand, arbeiten Sie immer noch mit Sportgeräten, die nicht aus FES-Produktion stammen?

Wir haben da eine klare Umgangsweise: Wir favorisieren es, alle Geräte aus einem Haus zu bekommen. Aber wenn es nicht funktioniert, was angesichts von engen Zeitplänen und knappen finanziellen Ressourcen passieren kann, muss man natürlich schauen, dass die Athleten zum absoluten sportlichen Höhepunkt wie Weltmeisterschaft oder Olympische Spiele optimal unterstützt werden. Dann greifen auch wir im Ausnahmefall auf andere Produkte zurück. Grundsätzlich sind wir aber sehr zufrieden damit, dass das FES permanent an Optimierungen arbeitet. Wir sind im kontinuierlichen Austausch. Wenn es mal passiert, dass wir ein fremdes Produkt verwenden, ist die Konsequenz daraus nie, dass wir das Vertrauen verlieren. Wir gehen dann noch intensiver in die gemeinsame Entwicklung.

  • Thomas Schwab

    Für uns wäre es hilfreich, wenn das FES bei allen Wettkämpfen vor Ort dabei wäre. Das würde die Zusammenarbeit noch weiter intensivieren.

    Thomas Schwab
    Vorstandsvorsitzender und Sportdirektor
    Bob- und Schlittenverband für Deutschland

    Worin siehst du das größte Plus in der Kooperation?

    Dass die Schlitten, die das FES für uns herstellt, komplett exklusiv sind. Wenn diese am Markt erhältlich wären, hätten wir keinen Wettbewerbsvorteil mehr. So bleibt das technische Know-how im Team Deutschland. Als wir mit Wallner-Bobs gefahren sind, haben wir an deren Entwicklung ebenfalls stark mitgewirkt. Dieses Wissen kam dann aber auch anderen Nationen zugute. Das ist nicht optimal. Ein weiterer Vorteil ist zudem, dass wir von der Idee bis zur Instandhaltung alles aus einer Hand bekommen.

    Was würde es bedeuten, wenn beschlossen würde, dass Materialgleichheit gelten soll und alle Nationen mit den gleichen Geräten antreten müssten?

    Das wäre ein klarer Nachteil für uns, denn wir haben unserer Konkurrenz dieses System, das nicht auf Partner aus der Wirtschaft setzt, voraus. Aber da das aktuell kein Thema ist, beschäftige ich mich nicht mit solchen Eventualitäten.

    Wo muss die Zusammenarbeit noch nachgeschärft werden?

    Manchmal sind die Serviceleistungen noch nicht gleichmäßig auf alle Teams verteilt. Für uns wäre es hilfreich, wenn das FES bei allen Wettkämpfen vor Ort dabei wäre. Das würde die Zusammenarbeit noch weiter intensivieren. Beim Bob funktioniert das schon sehr gut, beim Rodeln und Skeleton könnten wir es optimieren.

    Title

    Title