125. Jubiläum des Deutschen Ruderverbandes in Köln

Sein 125-jähriges Bestehen feiert der Deutsche Ruderverband mit einem mehrtägigen Veranstaltungsprogramm in Köln – genau dort, wo am 18. März 1883 im Gürzenich die Vertreter von 34 Vereinen den damals ersten deutschen Sportverband gründeten.

Mit einem mehrtägigen veranstaltungsprogramm wird in Köln das 125. Jubiläum des Verbandes gefeiert. Copyright: picture-alliance
Mit einem mehrtägigen veranstaltungsprogramm wird in Köln das 125. Jubiläum des Verbandes gefeiert. Copyright: picture-alliance

Herkunft beleuchten, Festliches erleben, Zukunft gestalten – das sind die drei Beine, auf denen das Jubiläum steht. Wer seine Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht meistern. Dieser Zielsetzung folgt auch das Motto „erinnern | erleben | gestalten“, das wie ein Markenzeichen die viertägige Veranstaltungsfolge prägt. 

Eines der typischen Markenzeichen des Rudersports in Deutschland sind seine Erfolge im Spitzensport. Erinnert sei nur an die Olympischen Spiele in Berlin 1936 und die 1. Ruder-Weltmeisterschaften 1982 in Luzern: in den sieben Entscheidungen wurden jeweils fünf Gold,- eine Silber- und eine Bronzemedaille gewonnen. Erinnert sei auch an die Erfolgsserie des Ruderprofessors Karl Adam und vieler seiner Zeitgenossen. Mehr als eine Legende, sondern nachweisbar ist, dass es zu dieser Zeit bisweilen leichter war, eine Weltmeisterschaft zu gewinnen als sich auf nationaler Ebene durchzusetzen. Auch im letzten Jahrzehnt zählten die Ruderer mit ihren Erfolgen stets zur Weltspitze, sicherlich begünstigt durch die überragenden trainingsmethodischen Erkenntnisse und Konzepte des DRSV der DDR. 

Traditionen sind wie Markenzeichen. Wenn sie attraktiv und wertvoll bleiben sollen, müssen sie immer wieder neu belebt werden, nicht etwa mit einer Wiederholung des Tradierten, sondern mit neuen Inhalten, Gedanken und Konzepten, die das Tradierte weiterentwickeln. Dafür bietet Köln mit der Deutschen Sporthochschule eine ideale Voraussetzung. So gehört – auch dies einer Tradition der Ruderer entsprechend – zum Jubiläum ein wissenschaftlicher Kongress unter dem Leitthema „Ein Sportverband zwischen Trend und Tradition“. Kein Kongress für Wissenschaftler, sondern einer von Wissenschaftlern für den ambitionierten Praktiker im Klubmanagement. 

Hier spannt sich neben den Fragen von Training und Leistungssteigerung ein weiter Themenbogen. Es werden das Wesen des Ruderns als Mannschafts-(Renn-)sport und die erzieherischen Werte im Jugendrudern herausgearbeitet, neue Ansätze für attraktivere Wettkampfformen untersucht und nicht zuletzt die zunehmende Bedeutung der Natursportart Rudern als Wohlfühl- und Gesundheitsfaktor dargestellt. Einen Rückblick auf die Verbandsgeschichte – dies auch unter besonderer Würdigung der unterschiedlichen sportlichen Entwicklung in Ost und West - geben als gestaltende Zeitzeugen der DRV-Ehrenvorsitzende Dr. Claus Heß und der langjährige Vorsitzende des Deutschen Rudersport-Verbandes der DDR, Wilfried Hofmann. Beide stehen auch stellvertretend für viele weitere prägende Persönlichkeiten aus dem Ruderverband, die in NOK und DSB den Sport in Deutschland und im internationalen Ruderverband FISA den Rudersport auf internationaler Ebene entscheidend mitgestaltet haben.

Auch wenn die rund 80.000 Mitglieder, davon mit steigendem Anteil Frauen, in den 480 Vereinen des DRV mit ihren meist idyllisch gelegenen Bootshäusern eher das Freizeit- und Wanderrudern betreiben, als den Wettkampfsport  – sein Ansehen und seine öffentliche Bedeutung verdankt der Verband leistungssportlichen Kategorien und Erfolgen. Hierbei haben sich Rudersport und Fair-play als ein weiteres gemeinsames Kennzeichen entwickelt. 

Da lag es nahe, eine Idee des Verbandsvorsitzenden Helmut Griep zu einer Ausstellung wertvoller Regattapreise, gemeinsam mit dem Deutschen Sport- und Olympiamuseum umzusetzen. „Der Glanz des Sieges“ wird ab dem 13. März bis Ende Juni im Sport-Museum am Rheinufer mit künstlerisch und vor allem sportlich wertvollen Preisen aus zwei Jahrhunderten zu sehen sein, darunter ein vom Kaiser Wilhelm I. - trotz Bedenken seines Innenministers wegen der Rabaukenhaftigkeit der Ruderer - gestifteter Preis. Mit dieser Hommage an die Sport- und Kulturstadt Köln setzt der Ruderverband eine Tradition fort, die er zu seinem 100. Jubiläum mit der Ausstellung „Rudern im Spiegel der Kunst“ und 1998 anläßlich der Ruderweltmeisterschaften mit der Plakatausstellung „Schlag auf Schlag“ bereits erfolgreich praktiziert hatte. 

Ob die Mitgliederversammlung am Samstag ein Höhepunkt wird – darüber haben die Delegierten der Vereine zu entscheiden. Immerhin gibt es eine Menge zu entscheiden; in Sachfragen u.a. zu den weiterentwickelten Anti-Doping-Bestimmungen und zu Wettkampfregeln, aber auch personell in der Frage der künftigen Verbandsführung. 

Schließlich wird sich am „Finaltag“ der Gürzenich für eine Festakademie füllen, die von der Capella Coloniensis barockmusikalisch begleitet wird. Ganz im Zeichen der Tradition werden Dr. Gunther Tiersch, Steuermann des Olympia-Goldachters 1968 in Mexico und ZDF-Wettermann, sowie der langjährige Berliner Rundfunk-Sportchef Jochen Sprentzel durch das Programm führen. Ganz im Zeichen des Trends will der Ruderverband aber an Stelle von Grußworten bei dieser Festakademie von seinen Gratulanten in Land, Bund und Verbänden Neues und Wegweisendes für die Zukunft hören, vor allem wird es darum gehen, welche Chancen sich dem Rudersport im kritischen Umfeld des Sports schlechthin bieten. Die Gedanken von DOSB-Präsident Thomas Bach über die „Perspektiven für eine verantwortbare Zukunft“ des Sports können somit unter vielfältigen Gesichtspunkten vertieft werden. 

Es kann kein Zufall gewesen sein, dass die Deutsche Sporthilfe die Übergabe der Briefmarkenserie „Für den Sport 2008“ durch den Bundesminister der Finanzen an den Bundesinnen-(und Sport-)Minister Wolfgang Schäuble in diese Festakademie der Ruderer integrieren wird. Auch nach diesen vier Tagen wird das Jubiläumsjahr noch nicht zu Ende sein: nachdem Deutschland mit der Olympiaregattastrecke München Gastgeber der Ruder-Weltmeisterschaft 2007 war, werden sich die weltbesten U-23-Athleten auf dem Beetzsee in Brandenburg vom 17. bis 20. Juli 2008 zu den Weltmeisterschaften ihrer Altersklasse treffen.


  • Mit einem mehrtägigen veranstaltungsprogramm wird in Köln das 125. Jubiläum des Verbandes gefeiert. Copyright: picture-alliance
    Mit einem mehrtägigen veranstaltungsprogramm wird in Köln das 125. Jubiläum des Verbandes gefeiert. Copyright: picture-alliance