2004 Flut an Spenden, Benefiz-Events - Sport entdeckt verstärkt soziale Verantwortung

Neuss (sid) Trotz finanzieller Engpässe in vielen Bereichen des Sports entdecken seine Repräsentanten immer stärker ihre soziale Verantwortung. Kaum zuvor wurde eine solche Flut von Spenden und Benefiz-Veranstaltungen registriert wie 2004. Neben den Sportlern selbst sammeln Vereine, Sportverbände und auch Firmen über Benefiz-Veranstaltungen und Hilfsaktionen Millionen für Kranke, Hinterbliebene, Erdbebenopfer, Kinder in Not ein oder betreuen wie Fußball-Bundestrainer Jürgen Klinsmann Stiftungen.

Der Sport hilft dabei nicht immer mildtätigen Organisationen, er hilft sich auch selbst: 100.000 Euro kamen zusammen bei der Berliner Benefiz-Gala zu Gunsten von Ronny Ziesmer (Cottbus), dem seit dem schweren Unfall im Juli gelähmten Kunstturner. Für ihn waren zuvor schon Spenden von 90.000 Euro eingegangen. Für den ähnlich verunglückten Turner Johannes Hablik (Neutsch bei Darmstadt) organisierte der TSG Sulzbach (Main-Taunus-Kreis) 9150 Euro.

Zu Gunsten des vor 25 Jahren beim Europapokalspiel in Ungarn schwer verunglückten früheren deutschen Weltklasse-Handballers Joachim Deckarm kam beim Saarbrücker Benefizspiel zwischen Europameister Deutschland und einer Weltauswahl eine fünfstellige Summe zusammen.

Aus dem Kreis der Sportstars stellte der siebenmalige Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher auch in der Spendenliste alle in den Schatten: 1,15 Millionen Euro gab der 35 Jahre alte Kerpener mit geschätztem Jahreseinkommen von 65 Millionen bei der Unesco-Gala für Kinder in Not. Bei Fußballspielen mit dem Formel-1-Team kamen in Hockenheim weitere 150.000 Euro in die Unesco-Kasse, eine stattliche Summe floss beim belgischen Grand Prix in Verviers an die dortige Kinderkrebshilfe Child Focus.

Auch Tennis-Idol Steffi Graf greift mit ihrer Organisation Children For Tomorrow vor allem Kindern unter die Arme. Die Stiftung hilft Kindern und Familien, die Opfer von Krieg, Verfolgung und organisierter Gewalt geworden sind. Derzeit laufen unter anderem Projekte in Kapstadt, Maputo oder im Kosovo und Hamburg.

Die finanzstärksten Sportarten sind auch dann vorn, wenn es darum geht, Mittel für einen guten Zweck zu beschaffen. Im Fußball kamen nach dem Spiel der Altstars aus Deutschland und Brasilien in Leipzig 200.000 Euro für SOS-Kinderdörfer (`6 Dörfer für 2006´) zusammen. Die Einnahmen des Länderspiels Deutschland - Malta am 27. Mai in Freiburg gingen über die Christian-Liebig-Stiftung an hilfsbedürftige Kinder in Entwicklungsländern (10.000 Euro).

Bundesligist VfB Stuttgart erlöste aus einem Benefizspiel in Reutlingen gegen den 13-maligen iranischen Meister Esteghlal Teheran 121.246 Euro für die Erdbebenopfer in Bam. Deutsche Weltmeister von 1990 brachten eine hohe Summe auf für die Stiftungen von Jürgen Klinsmann (Agapedia) und TV-Moderator Jörg Wontorra (Hanse-Stiftung) zu Gunsten wirtschaftlich schwach gestellter Kinder.

Die deutschen WM-Stars von 1986 kickten 80.000 Euro zusammen, um der an Krebs erkrankten Brasilianerin Sandra Rivera (24) über eine Knochenmark-Spende das Leben zu retten. Stichwort Leukämie: Tausende Fans des Bundesligisten Hertha BSC ließen sich typisieren, um einen Knochenmark-Spender für den erkrankten Benny zu finden.

Hockey-Olympiasiegerin Denise Klecker engagiert sich in gleicher Weise für das elfjährige Mainzer Talent Alina.

Auch Hannover 96 kickte für krebskranke Kinder und brachte eine fünfstellige Summe auf. Die Dattelner Kinderkrebsklinik und der Behindertensport (Joy Kinderfonds) profitierte von den Erlösen der `Neuauflage´ des Meisterschafts-Endspiels von 1958 zwischen Schalke 04 und dem HSV.

Die deutschen Skispringer kickten erneut in Baiersbronn, wo schon 2003 insgesamt 50.000 Euro für Behinderte zusammen gekommen waren und auf Einladung von Weltmeister Adam Malysz auch in Polen für behinderte Kinder. Ihre Leidensgenossen in Deutschland erhielten Benefiz-Mittel von Biathleten.

Dutzende kleinerer Vereine engagieren sich laut Statistik des Deutschen SportBundes (DSB) für unterschiedlichste soziale Zwecke.

Aber auch Unternehmen. 150.000 Euro brachte der Aral Charity Walk zu Gunsten des Behindertensports in Berlin.