50 Jahre Fußball-Bundesliga

Das Modell Bundesliga liegt heute immer noch im Trend stellt Detlef Kuhlmann fest. Der Autor ist Professor am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität.

Seit 50 Jahren besteht die Fußball-Bundesliga. Foto: picture-alliance
Seit 50 Jahren besteht die Fußball-Bundesliga. Foto: picture-alliance

Die 50. Bundesliga-Spielzeit ist Geschichte. Die ganze Saison über wurden uns schon zahlreiche Geschichten über „50 Jahre Bundesliga“ in Bildern gezeigt und in Texten erzählt. Dabei kommt der 50. Geburtstag erst noch: Am Sonnabend, dem 24. August 1963 um 16 Uhr wurden in Bremen, Frankfurt, Saarbrücken und anderswo die ersten acht Spiele der neu gegründeten Fußball-Bundesliga angepfiffen. Erster Tabellenführer war der Meidericher SV, der mit 4:1 beim Karlsruher SC gewonnen hatte. Der jüngste Tabellenführer der abgeschlossenen Saison 2012/13 mit neuer Rekordpunktzahl (2,67 Zähler pro Partie) ist immer noch allen bekannt.

50 Jahre Bundesliga datiert eine bedeutsame Facette der Sportentwicklung in unserem Land, die man vordergründig mit der These der „Versportlichung des Sports“ (Ommo Grupe) kennzeichnen kann, zumal es den Gründungsvätern damals „nur“ darum ging, einen bundesweit „eingleisigen“ Spielbetrieb zu inszenieren. Dabei war die Fußball-Bundesliga noch nicht einmal die erste Liga ihrer Art in der Bundesrepublik: Schon seit 1959 gab es eine solche im Eishockey, ab 1966 dann auch im Tischtennis und seit 1969 sogar im Kunsturnen. Das Modell Bundesliga liegt heute immer noch im Trend: Zuletzt wurde im Frühjahr diesen Jahres die „Deutsche Segel-Bundesliga“ gegründet, in der 18 Vereine nunmehr auf dem Starnberger See, in der Lübecker Bucht und anderswo auf höchster nationaler Leistungsstufe um Punkte für die Bundesliga-Tabelle segeln.

Was alle Bundesligisten vom Gewichtheben über Handball bis zum Triathlon eint, ist die serielle Verbuchung der erbrachten Leistungen beim Duell gegeneinander – klassifiziert in Punkten und Toren, Sätzen und anderen Werten nach vorheriger Vereinbarung. Die ständige Addition der Ergebnisse macht irgendwann den Meister – verständlicher und fairer kann Leistungsfeststellung im Sport nicht aussehen, sonst hätte das Modell Bundesliga längst ausgedient. Und es kommt etwas ganz Entscheidendes hinzu: Die Bundesliga ist im Grunde nur die Spitze einer weit verzweigten Pyramide der Leistungsdifferenzierung, die nach unten immer breiter wird und eine Sportart einerseits flächendeckend vernetzt und andererseits leistungsgerecht auseinander hält – bis zum nächsten Auf- und Abstieg. Dieses Ligasystem ist „das“ Herzstück eines jeden verbandlich organisierten Wettkampfsports.

50 Jahre Bundesliga stehen auch für Konstanz und Kontinuität – gepaart mit immerzu kontinuierlichen Wandel in der Performanz auf dem Spielfeld und im Drumherum. Die Bundesliga ist sowohl ein erfolgreiches Geschäftsmodell, das längst zum Marktführer in Europa geworden ist, als auch ein beliebtes Kommunikationssystem, das ständig Neuigkeiten produziert, an dessen Teilhabe wir uns kaum entziehen können. Wie immer sich die Bundesliga in den nächsten 50 Jahren weiter entwickelt, ihr Erfolg wird nicht zuletzt an der These zu messen sein, die jenem Alfred Preißler (1921-2003) zugeschrieben wird, der als Spieler in Vor-Bundesliga-Zeiten zweimal mit Borussia Dortmund Deutscher Meister wurde und 1969 als Trainer mit Rot-Weiß Oberhausen in die Bundesliga aufstieg: „Grau is alle Theorie, entscheidend ist auf’ m Platz!“.


  • Seit 50 Jahren besteht die Fußball-Bundesliga. Foto: picture-alliance
    Seit 50 Jahren besteht die Fußball-Bundesliga. Foto: picture-alliance