Afghanische Fußballtrainer träumen von Deutschland

Rund vierzig afghanische Fußballtrainer absolvieren unter deutscher Leitung einen Übungsleiter-Lehrgang

Neuer Erfahrungsbericht vom deutschen Projekt in Kabul

Rund vierzig afghanische Fußballtrainer absolvieren in diesen Tagen unter der Leitung des deutschen Experten Holger Obermann und seines afghanischen Beraters Ali Lali einen Übungsleiter-Lehrgang.

 

Er ist so Holger Obermann ein voller Erfolg, den einer der Trainer, Yusuf Kargar, mit den Worten beschreibe: "Diese deutsche Hilfestellung gibt uns Trainern enormen Auftrieb und macht Mut für die Zukunft des Fußballs auf dem Gebiet der Aus- und Weiterbildung".

 

Yusuf Karger war in den siebziger Jahren bis zum Beginn der russischen Invasion einer der bekanntesten Nationalspieler des Landes. Aus der damaligen Zeit stammt auch seine Liebe zum deutschen Fußball . Die Stars jener Jahre kann er aufsagen wie ein Gedicht: Beckenbauer, Breitner, Overath oder Mueller. Obwohl inzwischen 45 Jahre alt, ist er noch erstaunlich fit und geschmeidig am Ball.

 

Als jetzt durchsickerte, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt (AA) und unter Einbeziehung des Nationalen Olympischen Komitee (NOK) für Deutschland im September dieses Jahres asiatische und afrikanische Fußball-Lehrer zu einer seit Jahrzehnten bewährten Trainer-Maßnahme in die Sportschule Hennef einladen wird, kam Bewegung in den Kreis der Lehrgangsabsolventen. Weil Afghanistan ein klassisches Entwicklungsland darstellt und dort zur Zeit ein deutsches Projekt angesiedelt ist, werden zwei Absolventen in Hennef dabei sein dürfen. Die Entscheidung, wer das "Ticket" in das aus afghanischer Sicht so beliebte Deutschland erhält, wird nicht zuletzt von den Ergebnissen in diesem Lehrgang abhängig sein. Einer, der aktuelle Nationalspieler, Rahil, hat bereits einen großen Pluspunkt allen anderen möglichen Aspiranten gegenüber: er spricht und schreibt fließend englisch, eine Voraussetzung, um an diesen sehr beliebten Trainer-Lehrgängen in Hennef teilzunehmen. Kein Wunder: Rahil ist Dozent an der Universität von Kabul, lehrt Englisch und Sport und machte im übrigen alle bisherigen Länderspiele seiner afghanischen Nationalmannschaft mit, darunter den mit großer Begeisterung im Land gefeierten 2:1-Sieg über Kirgisien beim Asiencup in Nepal. Der 1.86 m große Abwehrspieler ist damit sicher ein Kandidat für die Reise nach Deutschland. Doch erst, wenn die Deutsche Botschaft in Kabul grünes Licht gegeben hat, werden unsere Empfehlungen in die Tat umgesetzt. Jedenfalls hätte es keinen besseren Anreiz für eine möglichst erfolgreiche Teilnahme an diesem Lehrgang mit vielseitigen Inhalten wie Basisarbeit, den Umgang mit Jugendlichen und damit verknüpften psychologischen Aspekten, taktische Schulung, Ernährungsfragen, Regelkunde, Erste Hilfe und vieles mehr geben können. Den Lehrgang mit vierzig Unterrichtsstunden hat Obermann vor Jahren im Bereich des Asiatischen Fußball-Verbandes (AFC) als sogenannte Jugendtrainer-Lizenz etabliert, u.a. in Nepal, Bangladesch und Malaysia. "Die wenige Zeit, die in diesen ersten Wochen unseres Auftrages verbleibt, widmen wir dem Aufbau der U-19 Nationalmannschaft", sagt Obermann. Sie soll zu Beginn des kommenden Jahres um den Asien-Cup und dann - wenn das Ziel erreicht werden sollte - um die WM-Qualifikation spielen. 70 Spieler kamen zur Sichtung, darunter ein Dutzend wirklich guter Talente. Viele von ihnen konnten unter dem Taliban-Regime keinen Leistungssport treiben, der Fußball war schlichtweg verboten, andere flüchteten in Nachbarländer wie den Iran und Pakistan und spielten dort Fußball auf Vereinsbasis. Deutsches Sportmaterial wie Spielkleidung, Schuhe oder Bälle wurden vom DFB zur Verfügung gestellt, eine große Hilfe, denn auf diesem Gebiet ist allergrößter Nachholbedarf. Ganz davon abgesehen, sind die meisten Spieler stolz, im Look des Vizeweltmeisters zu trainieren oder zu spielen. In ein paar Tagen gibt es den ersten Härtetest für die U-19: ein Testspiel gegen die englische Auswahl der Militär-Sicherheitstruppe (ISAF) Ali und ich sind optimistisch, dass wir hier die Mannschaft der Zukunft schmieden. Doch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, dem Strassen- und Schulfußball, soll darunter nicht leiden.