Auf Gewichtheber kommen große Herausforderungen zu

Der Präsident des Bundesverbandes der Gewichtheber Florian Sperl spricht auf dem BVDG-Bundestag über 2021 als "das entscheidendste Jahr für unsere Sportart".

 

Florian Sperl ist Präsident des Bundesverbandes der Gewichtheber. Foto: Julia Spieß
Florian Sperl ist Präsident des Bundesverbandes der Gewichtheber. Foto: Julia Spieß

Beim Bundestag des BVDG in Leimen zog der 33-Jährige eine erste Bilanz der Arbeit des Vorstands.  „Wir haben ein gemeinsames Ziel und das ist, unseren geliebten Sport nach bestem Wissen und Gewissen weiterzuentwickeln und für unsere Athletinnen und Athleten die besten Rahmenbedingungen zu schaffen.“

In seiner Rede zählte Florian Sperl die zahlreichen Aufgaben auf, mit denen das Gewichtheben zu kämpfen habe. Zu allererst nannte der BVDG-Präsident die Probleme bei der International Weightlifting Federation (IWF) sowie beim Europäischen Verband EWF und gab einen Einblick in die vielen Themenfelder, die es zu „beackern“ gebe. „Das Jahr 2021 ist zweifelsohne, dass entscheidendste Jahr für unsere Sportart in seiner Geschichte. Es geht um das Überleben als olympische Sportart seit 1896. Sollten wir aus dem olympischen Programm fallen, fällt unser System in Deutschland zusammen wie ein Kartenhaus. Um das zu verhindern, hat die internationale Thematik beziehungsweise internationale Arbeit für mich oberste Priorität in meiner Arbeit als Präsident.“

Und in diese Arbeit musste sich Florian Sperl sofort nach seiner Wahl stürzen, um gemeinsam mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern eine Gruppe von Reformern zu bilden. „Am 5.Dezember 2020 wurde ich zum Präsidenten gewählt, bereits am 7. Dezember.2020 wurde vom IOC bekannt gegeben, dass die Sportart Gewichtheben in Paris nur noch 120 Plätze hat“, rief er den Delegierten die schlechten Nachrichten des vergangenen Jahres in Erinnerung. „Wir kommen von 196 Plätzen“, verdeutlichte Florian Sperl die dramatische Entwicklung.

Damit die olympische Kernsportart eine Zukunft habe, seien tiefgreifende Reformen nötig. „Das IOC hat mit acht Schreiben im Jahr 2021 der IWF verschiedenste Bedingungen auferlegt“, erklärte der BVDG-Präsident. Maßgeblich sei demnach eine neue Verfassung. „Leider wurde der neue Entwurf bei einem digitalen Kongress Ende Juni nicht von der Mehrheit der Delegierten angenommen, was zu großem Unmut im IOC führte. Wir haben daraufhin in Tokio und in diversen Online-Meetings neu verhandelt. Ende August wurde in Doha/Katar mit 93 Prozent die neue Verfassung angenommen. Das war ein sehr wichtiges Zeichen gegenüber dem IOC“, berichtete Florian Sperl.

Neben der Reform der Verfassung sei aus Sicht des IOC unabdingbar, neues Personal einzusetzen. „Wir brauchen Menschen, die im Sinne unseres Sports handeln“, erklärte der BVDG-Präsident. Für die am 20. und 21. Dezember in Usbekistans Hauptstadt Taschkent angesetzten Neuwahlen ist der deutsche Verband bereit, Verantwortung zu übernehmen. So bewirbt sich Florian Sperl um einen der Posten als Vizepräsident. „U-20-Bundestrainer Michael Vater kandidiert für die Trainerkommission und Karl Rimböck für die Technische Kommission“, gab Florian Sperl bekannt.

Neben ihm ist auch Leistungssportreferentin Sylvie Müller als offizielle Vertreterin des Verbandes dort stimmberechtigt. Florian Sperl forderte die Delegierten des Bundestages in Leimen auf, sich auch bei einem weiteren Punkt Gedanken um die Zukunft des Gewichthebens zu machen. „Man hat nicht zuletzt bei den Olympischen Sommerspielen Tokio gesehen, dass unsere Sportart in Teilbereichen dringend Veränderungen braucht. Wie kann es sein, dass in einer Gruppe acht Athletinnen und Athleten antreten und dafür rund 15 Offizielle notwendig sind“, fragte er. „Ebenso halte ich die Nachdrückregel, das Oszillieren und Ähnliches für nicht mehr zeitgemäß. Das sollte angepasst werden“, stellte der BVDG-Präsident klar und erzählte von einem persönlichen Erlebnis: „In Tokio habe ich gemeinsam mit DOSB Präsident Alfons Hörmann und dem Präsidenten des Internationalen Tischtennis-Föderation, Thomas Weikert Wettkampf von Nico Müller verfolgt. Da kam völlig zu Recht von beiden Funktionären die Frage, warum die Versuche nun ungültig seien – das Gewicht sei doch über dem Kopf!“ Dies sei die technische Seite möglicher Veränderungen.

Florian Sperl bat zusätzlich, sich über neue Formate Gedanken zu machen. „Ich hatte in Tokio die Gelegenheit, mit verschiedensten IOC-Mitgliedern und auch mit Kit McConnel, dem IOC Sportdirektor, zu sprechen. Das IOC und der Sport generell fordern mehr gemeinsame Wettbewerbe von beiden Geschlechtern. Das bedeutet, dass viele Sportarten im Mixed-Format ausgetragen werden. Das hilft dabei, sie moderner und attraktiver zu gestalten. Solche Mixed-Formate müssen auch wir uns als traditioneller Sport überlegen und langfristig anbieten“, ist sich der BVDG-Präsident sicher.

Trotz aller Hindernisse sieht er das Gewichtheben in Deutschland gut aufgestellt: „Wir sind auf einem guten Weg. Wir haben eine neue Verfassung und wir werden einen neuen IWF-Vorstand haben. Das IOC hat sich bisher auf keiner Sitzung geäußert. Das werte ich als gutes Zeichen. Ich bin sicher, das IOC wartet die Neuwahlen ab und entscheidet dann, wie es weitergeht.“

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(Quelle: BVDG)


  • Florian Sperl ist Präsident des Bundesverbandes der Gewichtheber. Foto: Julia Spieß
    Florian Sperl ist Präsident des Bundesverbandes der Gewichtheber. Foto: Julia Spieß