BISp-Gündungsvater und Erfolgstrainer Hermann Rieder verstorben

Hermann Rieder, der Gründungsvater des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp), Nestor der deutschen Sportwissenschaft und langjähriger Trainer deutscher Weltklasse-Speerwerfer, ist am 22. August, im Alter von 81 Jahren verstorben.

 

Hermann Rieder Foto: BISp
Hermann Rieder Foto: BISp

Der am 3. Mai 1928 im bayrischen Landshut geborene Rieder, in den 50er Jahren selbst deutscher Meister im Speerwerfen, hatte Klaus Wolfermann 1972 bei den Olympischen Sommerspielen in München zum Sieg und Klaus Tafelmeier 1986 zu EM-Gold geführt. In Erinnerung an die sportlichen Meriten des Erfolgstrainers wird an der Universität Heidelberg im Rahmen des vom USC alljährlich veranstalteten Sportfestes seit 2002 ein spezieller "Prof. Dr. Hermann Rieder Speerwurf-Cup“ ausgetragen.

Nach der gelungenen Gründung des BISp wirkte Rieder von 1973 bis zu seiner Emeritierung im April 1994 als Leiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft (ISSW) an der Universität Heidelberg. Um die Werfer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) kümmerte er sich gewissermaßen im Nebenberuf. Eines der großen akademischen Verdienste Rieders ist es gewesen, den Übergang  von der „Theorie des Leibeserziehung“ zur modernen Sportwissenschaft als anerkannte wissenschaftliche Disziplin entscheidend initiiert, mitentwickelt und geprägt zu haben.

Frühzeitig galt Rieders Interesse überdies der Entwicklung und der besonderen Förderung des Behindertensports innerhalb des Sportsystems der Bundesrepublik. Für seine wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Leistungen wurden dem Mann, der in den 80ern zugleich als Generalsekretär der Internationalen Vereinigung der Sportpsychologen wirkte, das Bundesverdienstkreuz am Bande, der Philip-Noel-Baker-Preis und das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen.

Rieders besonders innige Verbindung zum Speerwerfen hielt von frühester Jugend an und begleitete ihn sein ganzes Leben hindurch. Über die „Kulturgeschichte“ dieser Disziplin hielt der Studentenweltmeister des Jahres 1952 noch bis vor kurzem Abend füllende Vorträge, mit denen er das Publikum zu faszinieren wusste. Von den motivierenden Fähigkeiten weiß ebenfalls sein Schützling Klaus Wolfermann sehr authentisch zu berichten. „Er betreute mich nicht nur als Trainer, sondern auch schon als Ziehvater“, erklärte der Olympiasieger von 1972 in einem Fernsehinterview. „Wir beide als Team haben uns dann alles erarbeitet, was dazu gehört. Ich konnte lernen, wie sich der Athlet am besten auf einen Wettkampf einstellt, wie man sich im Training verhält, wie man etwas mit vollem Ehrgeiz angeht. Er hat mich dann so weit getrimmt, dass er mich in meinem eigenen Ehrgeiz, den ich ja schon mitgebracht habe, sogar ab und zu ein bisschen bremsen musste. Ich war gerade in diesen vier Jahren zwischen den Spielen 1968 in Mexiko und 1972 in München praktisch die ganze Zeit unverletzt. Das hat dazu geführt, dass ich die ganze Zeit wirklich richtig Gas geben konnte.“

Die Trauerfeier für Hermann Rieder wird am Mittwoch, den 26. August, um 14.30 Uhr in der katholischen Kirche in Gaiberg stattfinden.


  • Hermann Rieder Foto: BISp
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