Christoph Höhne 80 Jahre alt

Christoph Höhne (links), erster („historischer“) Goldmedaillengewinner für die DDR bei Olympischen Spielen, feierte am vergangenen Freitag (12.2.) seinen 80.Geburtstag.

Das Foto zeigt den Olympiasieger Christoph Höhne bei einem Wettbewerb 1970 in Eschborn im Taunus. Foto: picture-alliance
Das Foto zeigt den Olympiasieger Christoph Höhne bei einem Wettbewerb 1970 in Eschborn im Taunus. Foto: picture-alliance

Der in Borsdorf (Landkreis Leipzig) geborene und damals für den SC Dynamo Berlin startende Athlet gewann am 17. Oktober 1968 in der dünnen Luft von Mexico-City in 4:20:15 Std. die Disziplin 50 km Gehen mit einem sensationellen Vorsprung von über zehn Minuten vor dem Ungarn Antal Kiss. Höhne profitierte dabei auch von dem Ausscheiden seines engsten westdeutschen Widersachers Bernhard Nermerich (1939-2010), der nach 43 km disqualifiziert wurde. Bei den Olympischen Spielen 1968 waren erstmals zwei getrennte deutsche Mannschaften am Start.

Christoph Höhne war in den 1960er und 19070er Jahren einer der weltbesten Geher. Er hatte schon bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio Platz sechs (in 4:17:42 Std.) belegt, wurde zweimal Europameister und belegte je einmal Platz zwei und vier. Bereits 1965 hatte Höhne in Potsdam auf der Bahn mit 4:10:52 Std. einen Weltrekord über 50 km Gehen (nach insgesamt 125 Runden) aufgestellt. Sein Trainingsumfang lag auf dem Zenit seiner Karriere bei ca. 350 km pro Woche.

Christoph Höhne, der als Mittelstreckler zum Gehen fand, pflegte seit 1967 eine freundschaftliche Beziehung zu seinem Frankfurter Konkurrenten Bernhard Nermerich, der ihn häufig zu Zeiten der Leipziger Messe besuchte und wo dann beide „versteckt“ im Leipziger Umland gemeinsam trainierten. Auch bei den Olympischen Spielen 1972 in München galt Christoph Höhne als Favorit über die 50 km Distanz, „doch er wurde unmittelbar vor Beginn der Spiele von einem anonymen Denunzianten bei der DDR-Mannschaftsleitung mit der Anschuldigung angeschwärzt, dass er vorhabe, während des Wettkampfes zu flüchten“, schreibt der Berliner Sportpublizist Volker Kluge in seinem „Lexikon Sportler in der DDR“ über Höhne, der auf diesen Vorfall arg deprimiert reagierte und nicht zu seiner Form zurückfand. Höhne belegte in München nur Platz 14 – zu einem Duell auf Augenhöhe mit dem späteren westdeutschen Olympiasieger Bernd Kannenberg (1942-2021) war es dabei nicht gekommen. Höhne gelang aber schließlich eine Revanche als Europameister 1974 in Rom.

Christoph Höhne ist gelernter Werkzeugmacher und absolvierte später ein Studium der Fotografie. Er zählte zu den renommiertesten Sportfotografen in der DDR und arbeitete u.a. für die DDR-Zeitungen „Junge Welt“ und „Deutsches Sportecho“. Im Jahre 1978 hatte er bei einer Internationalen Sportfoto-Ausstellung in Spanien die einzige vergebene Goldmedaille für ein Schwarz-Weiß-Foto erhalten. Nach der Wende machte er sich als Fotograf selbstständig.

Heute lebt Christoph Höhne in Fürstenwalde im Landkreis Oder-Spree und ist Mitglied im dortigen Triathlonverein Fürstenwalde, wo er sich auch ehrenamtlich engagiert. Noch vor fünf Jahren war Höhne bei den Senioren-Weltmeisterschaften im australischen Perth in der Altersklasse M 75 mit drei Goldmedaillen im Gehen wieder erfolgreich. Der Jubilar muss aber gegenwärtig nach einer Operation an der Halsschlagader etwas kürzertreten – auf sein tägliches Walking am heutigen Geburtstag wird er deswegen aber nicht verzichten müssen. Ganz zum Schluss und nebenbei: Christoph Höhne ist nicht verwandt mit dem Berliner André Höhne (geb. 1978), dem 17-fachen Deutschen Meister im Gehen und heutigem Bundestrainer für den Langstreckenlauf der Männer beim Deutschen Leichtathletik-Verband.

(Autor: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)


  • Das Foto zeigt den Olympiasieger Christoph Höhne bei einem Wettbewerb 1970 in Eschborn im Taunus. Foto: picture-alliance
    Das Foto zeigt den Olympiasieger Christoph Höhne bei einem Wettbewerb 1970 in Eschborn im Taunus. Foto: picture-alliance