Gefördert wird eine Dissertation über religiöse Dimensionen des olympischen Sports
Dissertation über die religiöse Dimension des olympischen Sports
Mit dem Begriff des „Olympismus“ mag sich so manche Assoziation verbinden, doch ein diesbezüglicher Gedanke Pierre de Coubertins dürfte dem modernen Zeitgenossen zunächst abwegig erscheinen: Für den Begründer der Olympi-schen Bewegung der Neuzeit war es deren „erstes und wesentliches Merkmal“, „eine Religion zu sein“. Tatsächlich ist eine solche Überhöhung des Sports schwer nachvollziehbar in einer Zeit, in der kommerzielle und andere profane Implikationen die Szenerie so nachhaltig zu beherrschen scheinen. Trotzdem oder gerade deswegen aber ist es um so lohnenswerter, dem Thema (wieder einmal) nachzugehen.
Der Münsteraner Sport- und Theologiestudent Clemens Hilsmann bringt schon aufgrund seiner Fächerkombination beste Voraussetzungen mit. Dies bewies er auch mit seiner ausgezeichneten Diplomarbeit über „Die religiöse Dimension des modernen Olympischen Sports“. Wenn er nun die Fragestellung im Rah-men einer Dissertation tiefergehend bearbeiten und sich dabei insbesondere der „religiösen Leistungsfähigkeit“ des Sports, speziell der Frage der Eignung „Olympias“ als Gegenstand im Religionsunterricht widmen möchte, so mag die-ses Vorhaben mit der Verleihung des diesjährigen Willi-Daume-Stipendiums eine wirksame Unterstützung erfahren.
Aus einer Reihe qualifizierter Bewerber/innen wurde der angehende Diplom-theologe nicht zuletzt deswegen ausgewählt, weil sich auch der Namensgeber des Förderpreises stets für den Zusammenhang von Sport und Religion inte-ressierte. Im übrigen war es auch ein Anliegen Daumes, jungen vielverspre-chenden Talenten „eine schliche menschliche Hilfe“ zuteil werden zu lassen. So führte er etwa im Juni 1961 in einer Rede vor dem Bundesausschuss der ge-werblichen Wirtschaft aus: „Dabei genügt es nicht, einem jungen Mann ein Sti-pendium zu verschaffen. Viel wichtiger ist vielleicht im einen oder anderen Falle ein menschlicher Rat, um eine Art von Mentor zu sein und auch zu kontrollie-ren, daß er sich der Förderung würdig und wert erweist.“
Diesem Gedanken fühlt sich auch das Nationale Olympische Komitee (NOK) verpflichtet, das aus Anlass des im Mai 1993 begangenen achtzigsten Ge-burtstages seines langjährigen Präsidenten immerhin 100.000 DM zur Verfü-gung stellte, um damit, ganz im Sinne des 1996 verstorbenen Daume, wissen-schaftlich und/oder künstlerisch anspruchsvolle Forschungsprojekte mit olympi-schem Bezug in einer Höhe von jährlich bis zu 10.000 DM bzw. 5.000 Euro zu fördern. Über die Vergabe entscheidet das Direktorium des Deutschen Olympi-schen Instituts (DOI) in Berlin. Die Mittel sind zweckgebunden und dienen vor-wiegend einem längeren Aufenthalt am DOI sowie auswärtigen Recherchen. Auf diese Weise unterstützt, sind einige hervorragende Studien zu ganz unter-schiedlichen Themen entstanden. Im letzten Jahr erhielt die Coburger Kunsthis-torikerin Cornelia Stegner das Stipendium für eine Arbeit über die Geschichte der Olympischen Dörfer als „städtebauliche Erscheinung“. Am 14. Oktober 2003 erhielt nun Clemens Hilsmann Urkunde und Scheck aus den Händen von Professor Ommo Grupe im Rahmen einer Sitzung des DOI-Direktoriums. Dessen Vorsitzender gratulierte auch im Namen von NOK-Präsident Steinbach.