Deutscher Sportbund plant Standortwechsel seiner Führungs-Akademie

 

Der Deutsche Sportbund wird mit seiner Führungs-Akademie den bisherigen Standort Berlin verlassen. Diese Entwicklung zeichnet sich nach den jüngsten Entscheidungen

über die finanziellen Rahmenbedingungen in der Hauptstadt ab. Der Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hatte in seiner Sitzung vom 29.5.2002 beschlossen, die Bezuschussung der DSB-Führungs-Akademie in Höhe von 400.000 Euro pro Jahr mit Wirkung vom 31.12.2002 einzustellen. Mit dieser Entscheidung ist die Fortsetzung der Akademiearbeit nicht mehr gewährleistet.

Die Bildungs- und Managementeinrichtung, eine der wenigen zentralen Institutionen des deutschen Sports in der Hauptstadt, hat einen Gesamtetat von ca. 1 Million Euro pro Jahr, bei dem der Eigenanteil des Sports mit 40 % in gleicher Höhe wie der Anteil Berlins liegt, während der Bund sich mit 20% an der Finanzierung beteiligt.

Der Deutsche Sportbund als Träger dieser Einrichtung hat – auch in Anbetracht seiner erheblichen Eigenleistungen – für die Entscheidung des Hauptausschusses schon deshalb kein Verständnis, weil der zuständige Sportsenator Böger und der Deutsche Sportbund – vertreten durch seinen Präsidenten Manfred von Richthofen und den Vorsitzenden des Trägervereins Hans Hansen – im Vorjahr bei der Diskussion über künftige Zuschüsse an die Führungs-Akademie Einigkeit darüber erzielten, die weitere Finanzierung durch den Senat von Berlin für die nächsten vier Jahre bei einer jährlichen Kürzung von jeweils 25.000 Euro – insgesamt also 100.000 Euro – zu garantieren. Der Hauptausschuss hat die Vereinbarung, die vom Deutschen Sportbund trotz damit verbundener Schwierigkeiten akzeptiert wurde, mit seiner Entscheidung "vom Tisch gefegt", wie es der DSB-Präsident ausdrückte.

Die Einrichtung der Führungs-Akademie erfolgte 1980 in einer Situation, in der Berlin angesichts seiner politischen Lage dringend darauf angewiesen war, derartige Institutionen anzusiedeln. Der Deutsche Sportbund gab Berlin den Vorzug und verzichtete ausdrücklich auf wirtschaftlich bessere Angebote aus den westlichen Bundesländern. Die Führungs-Akademie hat sich seitdem in Berlin zu einer wichtigen Einrichtung für Bildung und Ausbildung entwickelt. Sie unterstützt mit Lehrgängen, Seminaren, Tagungen und Beratungen die Arbeit der Spitzenverbände und der Landessportbünde in erheblichem Umfang.

In den 22 Jahren ihres Bestehens haben rund 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Verbänden und Vereinen die Qualifizierungsangebote der Führungs-Akademie genutzt. Auch mit Blick auf diese Zahlen eines florierenden Akademie-Betriebs drückt man beim Deutschen Sportbund Unverständnis für die jetzige Entscheidung des Hauptausschusses aus.

Unabhängig von einem endgültigen Votum des Berliner Abgeordnetenhauses hat der DSB inzwischen die Weichen auf Standortwechsel gestellt. DSB-Präsident Manfred von Richthofen weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass bereits konkrete Verhandlungen mit mehreren Bundesländern und Städten begonnen haben, wo das Interesse an einer künftigen Ansiedlung der Führungsakademie groß ist.