Die Doping-Verschwörer

 

 

Verschwörungen gegen Tyrannen gehören spätestens seit Brutus zum historischen Fundus ebenso wie vorgebliche Verschwörungen, die Ausrottungen und Liquidationen begründen und

als Ablenkungsmanöver durch die Mächtigen eingesetzt werden.

Auf dieser Entlastungsschiene suchen auch Gedopte zu fahren. Wir erinnern uns an die Räuberpistole eines gewissen Dieter Baumann oder an die Getränke, die nie ermittelte böse Konkurrenten verseucht haben sollen. Zuletzt suchte der litauische Radrennfahrer Raimondas Rumsas unbekannte Verschwörer als Verursacher seines EPO-Missbrauchs zu beschuldigen, weil sie ihn aus dem Rennstall los werden wollten. Die Täter fühlen sich als unwissende Unschuldslämmer. Sie wollen sich als Opfer aus der Verantwortung stehlen und öffentliches Mitleid erwecken. Und es gibt immer noch Leichtgläubige, die solchen durchsichtigen Theorien Glauben schenken, anstatt darüber nachzudenken, wer denn die wirklichen Verschwörer in der Dopingszene sind.

Denn es handelt sich bei skrupellosen Produzenten und Vermarktern - etwa von sogenannten Nahrungsergänzungsmitteln -, bei Ärzten, Betreuern, ehrgeizigen Trainern und als letztes, aber nicht immer schwächstes Glied, bei den Athleten um wenige Einzeltäter oder Verschwörerbanden, die bewusst und mutwillig Attentate gegen die Gesetze des Sports, die Gesundheit und die Menschenwürde verüben. Sie sind nicht nur Betrüger, die die Chancengleichheit mit verbrecherischen Methoden unterlaufen, sie schmieden einen bewussten Komplott gegen die Mitsportler und die Prinzipien des Sports.

Die entlastende Verschwörungstheorie der Dopingsünder wird damit zum Bumerang: Denn die Verschwörer zersetzen durch ihr geheimes Handeln die ethischen Grundsätze der Gesellschaft und begehen, zumeist gemeinschaftlich, Straftaten gegen sportliche und staatliche Gesetze. Dafür kann es keine Entschuldigung geben.