Mit diesem Zitat aus der kürzlich veröffentlichten Shell-Studie stimmte die Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) die fast 100 Delegierten aus den Mitgliedsorganisationen auf die Herausforderungen der Zukunft ein. Und sie fügte zum Thema Elitenbildung hinzu: „Dazu haben wir im Sport einen wichtigen Beitrag geleistet.“ Die Frauen-Vollversammlung, die 10,6 Millionen Mädchen und Frauen im DOSB vertritt, legte bei dieser Tagung die Arbeitsweise und die Schwerpunkte für die nächsten Jahre fest: Die Erfolgsgeschichte der Frauen im Sport soll fortgeschrieben werden, mit dem Ziel, noch mehr Frauen und Mädchen für den Sport zu gewinnen.
DOSB-Präsident Bach als leidenschaftlicher Verfechter von Chancengleichheit
Mit ihren Vorstellungen fanden die Delegierten bei ihrer Vollversammlung breite Unterstützung aus der Männerwelt. DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach, für den der Besuch dieser ersten Vollversammlung unter dem Dach des neuen DOSB eine Selbstverständlichkeit war, sprach sich in Münster als leidenschaftlicher Verfechter von Chancengleichheit aus, räumte aber auch ein, dass er kein Fan von Quotenregelungen ist. Walter Schneeloch, der Vizepräsident Breitensport und Sportentwicklung des DOSB und Präsident des gastgebenden Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, sagte: „Wenn unsere Gesellschaft die Herausforderungen der Zukunft meistern will, muss Gleichstellung von Frau und Mann Selbstverständlichkeit werden.“ Er hob hervor, dass in dem von ihm geleiteten Präsidialausschuss Breitensport des DOSB der Frauenanteil 55 Prozent beträgt. Der Schirmherr der ersten Veranstaltungsrunde der Frauentagung, Nordrhein-Westfalens Innen- und Sportminister Dr. Ingo Wolf, appellierte, junge Mädchen noch mehr zum Sporttreiben zu animieren und verwies auf das NRW-Landesprogramm „Mehr Chancen für Mädchen im Sport“.
Aktionsprogramm "Frauen an die Spitze"
Dafür, dass es bei Worten allein nicht bleibt, sorgten die Frauen, die sich in Münster mit den künftigen Arbeitsprogrammen auseinandersetzten. Zu den Schwerpunkten der nächsten Jahre gehört das Aktionsprogramm „Frauen an die Spitze“, mit dem der DOSB und seine Mitgliedsverbände die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern realisieren wollen. Zudem wird eine Frauensportkampagne mit jeweils einem bundesweiten Aktionstag gestartet, der alle zwei Jahre durchgeführt wird und viele noch sportferne Mädchen und Frauen erreichen soll. Start des ersten bundesweiten Aktionstages ist am 5. und 6. Mai 2007. In Angriff genommen wird außerdem ein „Modellprojekt zur passgenauen Integration von Migrantinnen“. Ilse Ridder-Melchers: „Migrantinnen wünschen sich mehr Sport, und der DOSB wird diesen Wunsch nach mehr Sportangeboten aufgreifen.“ Das sei ein ehrgeiziges Programm, das nur mit breiter Unterstützung der Frauen und aller Verbände geschultert werden könne.
Als Schirmfrau für diese Kampagne präsentierte die engagierte Vizepräsidentin in Münster die türkischstämmige Europameisterin im Karate, Ebru Shikh Ahmad, und übergab ihr demonstrativ einen großen Schirm. Die 31-jährige erfolgreiche Karate-Sportlerin ist eine von drei Integrationsbotschafterinnen, die der Deutsche Olympische Sportbund auf dem Integrationsgipfel vorstellte. Sie ist aus Sicht von Ilse Ridder-Melchers die ideale Schirmfrau, weil sie Integration lebt und einschlägige Erfahrungen gesammelt hat.
Die in Deutschland geborene Türkin wirkte in einer von Martina Esser (WDR) moderierten Talkrunde mit, in der selbstbewusste Frauen über das Thema „Vorbilder im Sport - Vorbilder für den Sport?“ diskutierten. Mit dabei waren noch die Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler, die Europameisterin im Fußball und Olympiadritte von Sydney, Doris Fitschen, die Unternehmerin Carola Römer aus Münster und die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann.
Ridder-Melchers: "Die Zukunft im Sportes ist weiblich"
In Münster wurde auch einmal mehr kritisiert, dass die Frauen in den wichtigen Entscheidungsfunktionen der Verbände und Vereine mit durchschnittlich 15 Prozent immer noch weit unterdurchschnittlich vertreten sind. Hier sieht Ilse Ridder-Melchers dringenden Nachholbedarf. Andererseits hat sie mit Genugtuung und Freude registriert, dass sich die Frauen in den deutschen Olympiamannschaften von Turin und Athen in der Nationenwertung jeweils vor den Männern platziert haben. Die DOSB-Vizepräsidentin sieht optimistisch in die Zukunft: „Wir sind bundesweit der größte Frauen- und Mädchenverband und müssen diese Aufgabe jetzt beherzt anpacken. Das Sportinteresse bei deutschen und zugewanderten Frauen ist groß. Und der Sport braucht das Potenzial an hoch motivierten und qualifizierten Frauen und Mädchen, wenn er die Zukunft gewinnen will. Die Zukunft des Sportes ist weiblich - nicht nur im Fußball.“