„Die Welt bewegt sich, wir müssen Schritt halten" - Dr. Aneesa Al Hitmi kämpft in Katar für die Rechte der Frauen

Moslemische Frauen haben es im Sport nicht leicht. Das ist eine deutsche Einschätzung. Aus der Sicht einer Betroffenen stellt sich die Situation vielleicht ganz anders dar. Dr. Aneesa Al Hitmi kommt aus Katar, ist dort im Nationalen Olympischen Komitee für Frauenfragen zuständig und schilderte auf einer Tagung der evangelischen Akademie in Bad Boll einmal ihre ganz persönliche Sicht. Inwieweit diese Ansicht auch für andere moslemische Frauen zu trifft, ist dahin gestellt.

Dr. Aneesa al Hitmi auf der Tagung in Bad Boll (Foto: DSB-Archiv)
Dr. Aneesa al Hitmi auf der Tagung in Bad Boll (Foto: DSB-Archiv)

Auch bei Fragen nach der Frauenförderung hält sie sich zurück. Nur soviel: Aneesa al Hitmi warnt davor, die Traditionen eines Landes aus dem Blick zu verlieren.  „Es kann niemand in ihr Haus eintreten und verlangen, alles auf den Kopf zu stellen, was zum Beispiel die Erziehung der Kinder betrifft.“  Der Dialog aber miteinander, der müsse dringend geführt werden.

 

Ihr Traum ist ein ganz anderer. „Mein Traum wäre es, dass die arabischen Frauen das Niveau europäischer Sportlerinnen erreichten.“  Dr. Aneesa Al Hitmi lächelt freundlich, als sie nach ihrem größten Wunsch gefragt wird.  Die 52-jährige promovierte Sportwissenschaftlerin aus Katar betont immer wieder: „Der Staat versucht alles, Mädchen und Frauen die gleichen Chancen einzuräumen, Sport zu treiben.“  

 

In dunkle Gewänder gehüllt, die Haare mit einem schwarzen Kopftuch bedeckt, erläutert sie in Bad Boll mit selbstbewusster, tiefer Stimme vor allem die Notwendigkeit, ein „Sportprogramm für alle“ zu fördern:  Die Hälfte der Bevölkerung am Golf sei übergewichtig.  In Katar selbst gelte dies für 31 Prozent der Schülerinnen und Schüler.   

 

„Ein Land, in dem die Kinder nicht ganz oben auf der Prioritätenliste stehen, kann mit der heutigen Zeit nicht mehr Schritt halten“, so ihre feste Überzeugung.  Katar habe daher in zahlreichen Projekten den Sportunterricht gefördert, berichtet Aneesa Al Hitmi.  Die Einführung des Schwimmunterrichts 2001 sei dabei besonders für Kinder im Vorschulalter und in den ersten Grundschuljahren wichtig gewesen:  „Hierdurch sollte frühzeitig zur Gesundheitspflege, zur körperlichen Fitness beigetragen und das Interesse der Kinder am Sport geweckt werden.“  Basketball, Volleyball, Tischtennis und Tennis seien bei den Jugendlichen besonders beliebt.  

 

Aneesa Al Hitmi, die in Alexandria promovierte, freut sich auf die Asienspiele, die 2006 in Katar ausgetragen werden.  Dieses sportliche Großereignis würde in ihrem Land dazu beitragen, auch dem Breiten- und Freizeitsport wertvolle Impulse zu geben.  Und optimistisch sei sie auch, was die weltweite Förderung des Frauen-Fußballs betrifft.  Immerhin habe FIFA-Präsident Sepp Blatter auf ihre Anregung hin sechs Förderprogramme für die arabische Welt auf den Weg gebracht.  Auch Katar wird davon profitieren, hofft sie in der Überzeugung: „Die Welt bewegt sich, wir müssen Schritt halten.“


  • Dr. Aneesa al Hitmi auf der Tagung in Bad Boll (Foto: DSB-Archiv)
    Dr. Aneesa al Hitmi auf der Tagung in Bad Boll (Foto: DSB-Archiv)