Die zehn größten Ski-Irrtümer

DSV aktiv bietet Aufklärung rund um die zehn größten Irrtümer im Skisport und hilft so bei der Vorbereitung auf die kommende Skisaison.

Die Lawinengefahr sollten Wintersportler niemals unterschätzen. Foto: picture-alliance
Die Lawinengefahr sollten Wintersportler niemals unterschätzen. Foto: picture-alliance

Bindungseinstellung im „Do-it-yourself“-Verfahren, Tiefschneefahren abseits der Piste, kraftsparende Schwungsetzung mit kurzen Ski – rund um das Thema Skisport kursieren viele Halbwahrheiten und Trugschlüsse. Um ein für alle Mal über weit verbreitete Ski-Irrtümer aufzuklären, klärt DSV aktiv in kurzen Statements über Ski-Weisheiten auf.

Ski-Irrtum Nr. I: „Meine Bindung kann ich selbst einstellen, Hauptsache der Schuh sitzt fest.“

Viele Wintersportler scheuen vor dem Saisonstart den Gang zum Sportfachhändler und stellen ihre Skibindung im „Do-it-yourself“-Verfahren ein. Ein Fehler, der schwerwiegende Folgen haben kann! Fast jeder fünfte Skiunfall ist auf fehlerhafte Ausrüstung zurückzuführen – ein Großteil von ihnen ließe sich mit einer korrekt eingestellten Bindung vermeiden. Dabei ist der Spagat zwischen Halte- und Auslösefunktion eine echte Gratwanderung. Während für Anfänger, die öfter stürzen, die Auslösefunktion wichtiger ist, die Bindung also generell etwas leichter eingestellt wird, steht für gute Skifahrer die Haltefunktion im Vordergrund, da sie mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind und dabei größere Kräfte wirken. Für die optimale Einstellung pielen mehrere Faktoren zusammen: Neben persönlichen Daten wie Körpergröße und Gewicht oder Kniedurchmesser kommt es auch auf das skifahrerische Können, das Alter und die Sohlenlänge der Skischuhe an. Diese Werte sollten unbedingt im Sportfachhandel nachgemessen werden! Außerdem sind bei der Bindungsfunktion die Reibungskräfte zwischen Skischuhsohle und Bindung ausschlaggebend. Diese Widerstände werden mit einem elektronischen Bindungsprüfgerät gemessen und somit die Bindung individuell nach den Ansprüchen des Skifahrers eingestellt.

Ski-Irrtum Nr. II: „Die neuen Ski meines Freundes probiere ich bei der nächsten Fahrt einfach mal aus.“

So verlockend es auch ist, die neuesten Skimodelle des Freundes einmal selbst zu testen – von einem kurzentschlossenen Skitausch auf der Piste sollten Wintersportler unbedingt absehen! Auch bei gleichem Körperbau, Gewicht, Fahrvermögen, ja sogar bei gleicher Schuhgröße kann der optimale Einstellungswert der Bindung variieren – und eine falsch eingestellte Bindung kann bei Stürzen schnell zu Verletzungen führen! Zum einen kann die Sohlenlänge bei gleicher Schuhgröße unterschiedlich sein, zum anderen verändert sich die Feder im Inneren der Bindung je nach den Belastungen, denen sie bereits ausgesetzt wurde. Das heißt konkret: Muss ich bei meinem Ski den Wert 9 einstellen, bedeutet das noch nicht, dass ich diesen Wert auch beim Ski meines Freundes angeben muss. Erst mit der richtigen Längenanpassung entsteht nämlich ein optimales Spannungsverhältnis zwischen Fersenautomat und Vorderbacken. Ist bei mir der Druck zu groß, kann er bei meinem Freund schon wieder zu klein sein – eine korrekte Auslösefunktion ist dann nicht mehr gewährleistet.

Ski-Irrtum Nr. III: „Skifahren ist gefährlich, es passieren immer mehr Skiunfälle.“

Häufig wird die subjektive Einschätzung von gestiegenen Unfallzahlen und einer generell erhöhten Verletzungsgefahr auf unseren Skipisten geäußert. Dieses Empfinden trügt – das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Wie die Statistiken der Auswertungsstelle für Skiunfälle (ASU) der ARAG Sportversicherung zeigen, konnte seit Beginn der Erhebungen im Winter 1979/1980 ein Rückgang der Unfallzahlen von insgesamt über 59 Prozent verzeichnet werden. Der langfristige Trend zu einer geringeren Anzahl an Verletzungen im alpinen Skisport hat sich auch in den vergangenen Jahren weiter fortgesetzt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Neben einem höheren Sicherheitsbewusstsein in der Bevölkerung und Verbesserungen in der Pistenpräparation trugen vor allem die steten Weiterentwicklungen am Material zu einer erhöhten Sicherheit im Skisport bei. Sicherheitsbindungen, die vor einigen Jahrzehnten noch nicht auf dem Markt waren, schützen heute Schien- und Wadenbein sowie Gelenke vor Verletzungen, innovative Skischuhe sorgen für eine verbesserte Kraftübertragung. Falls es doch zu einem Skiunfall kommt, garantiert außerdem ein dichteres und professionelleres Rettungsnetz, dass Verletzte schneller erstversorgt werden. Entgegen des Anscheins passieren Kollisionen zweier oder mehrerer Skisportler eher selten. 80 Prozent aller Unglücke basieren auf Fahrfehlern und damit auf Eigenverschulden.

Ski-Irrtum Nr. IV: „Mein zehn Jahre alter Skischuh funktioniert noch super.“

Die altbewährten Skischuhe sind komfortabel, angenehm zu tragen und passen sehr gut – man mag sie gar nicht mehr weggeben. Wem geht es nicht so? Doch die Bequemlichkeit kann mitunter gefährlich werden. Zwar drückt der alte Skischuh nicht, doch der Grund dafür ist mitunter weniger erfreulich: Das Material ist über die Jahre „müde“ geworden. Durch die jahrelange intensive Nutzung verliert der Schuh an Formschlüssigkeit. Die Konsequenz: Der Skischuh bietet keinen guten Halt mehr und die optimale Kraftübertragung lässt nach. Zusätzlich dünstet der Weichmacher mit zunehmendem Alter aus der Kunststoffschale aus – die Schale kann brechen. Zu guter Letzt nutzen sich auch die Sohle und damit die Anschlussstücke zwischen Skischuh und Bindung über die Jahre ab. Die Sicherheitsfunktion der Skibindung ist dann nicht mehr gewährleistet. In Sachen Skischuh-Entwicklung hat sich auf dem Sportmarkt viel getan – DSV aktiv rät allen Skisportlern mit älteren Skischuh-Modellen, diese bei einem der qualifizierten Partnersportgeschäfte untersuchen zu lassen. Hat ein Skischuh bereits zehn Jahre auf dem Buckel, besteht eine erhebliche Gefahr, dass die Schale während des Skifahrens bricht.

Ski-Irrtum Nr. V: „Kürzere Ski kosten weniger Kraft und sind leicht zu fahren.“

Je kürzer der Ski, desto geringer wird der Drehwiderstand. Da liegt der Trugschluss nahe, ein kurzer Ski sei leichter zu handhaben. Jedoch: Ein kurzer Ski möchte immer auf der Kante gefahren werden. Zwar dreht er leichter ein als längere Bretter, aber der Skifahrer muss die Fahrlinie anschließend muskulär halten. Das heißt konkret: Skisportler mit kürzerem Material müssen zwar weniger Kraft für die Kurveneinleitung aufbringen, ihre Muskeln müssen jedoch deutlich mehr Haltearbeit über den restlichen Verlauf der Kurve leisten. Denn bei kleineren Kurvenradien wirken höhere Zentrifugalkräfte, denen der Skifahrer entgegenwirken muss. Das kostet über den gesamten Skitag gesehen viel Kraft – kein Wunder, dass der Pistenspaß spätestens am Nachmittag richtig in die Beine geht. Regelmäßige Pausen sind deshalb Pflicht! Ein etwas längerer Ski ist gutmütiger und fehlerverzeihend und so über den ganzen Skitag hinweg kraftsparender zu fahren.

Ski-Irrtum Nr. VI: „Im Hang sind schon viele Spuren, da wird schon nichts passieren.“

Die Lawinengefahr sollten Wintersportler niemals unterschätzen. Unterschiedlichste Kräfte und Schneemetamorphose sind für die sich täglich ändernde Lawinengefahr ausschlaggebend. Neben dem Schneedeckenaufbau, also dem Verbund der einzelnen Schneekristalle, beeinflussen auch Hanglage und -exposition das Risiko eines Lawinenabgangs. Die Schneedecke selbst verändert sich kontinuierlich durch Niederschläge, Windverfrachtungen und Temperaturentwicklungen. Gefährlich wird es dann, wenn einzelne Schneeschichten zueinander keine Bindung aufbauen oder sie verlieren. Gleich mehrere Unbekannte bleiben auch durch viele Spuren im Tiefschneehang unbeantwortet: Es ist weder zu erkennen, wie alt die Schneespuren sind, noch wie das Gelände darunter aussieht. Durch das Befahren von Schneehängen wird Druck auf das komplexe Spannungsverhältnis innerhalb der Schneedecke ausgeübt – die Schneedecke verändert sich dadurch nachhaltig! Zwar haben die ersten Tiefschneefahrer die Schneedecke noch nicht so stark beeinflusst, dass eine Lawine ausgelöst wurde. Trotzdem kann die eigene Fahrt ausreichen, die Schneedeckenstruktur zusammenbrechen zu lassen.Skifahrer, die sich im Gebiet nicht auskennen und denen der langfristige Schneedeckenaufbau nicht bekannt ist, haben abseits der Piste nichts verloren! Das gilt insbesondere von Lawinenwarnstufe 3 an aufwärts – immer dann blinkt die orangene Lawinenwarnleuchte im Kassen- und Lifteinstiegsbereich. Der regionale Lawinenwarnbericht liegt in den „Prädikat geprüften Skigebieten“ täglich aus und informiert über aktuelle Gefahrenstufen, Schneedecken-Eigenschaften und die zu erwartende Wetterentwicklung.

Ski-Irrtum Nr. VII: „Ein Helm behindert mich beim Skifahren.“

Schweres Material, Einheitsgröße – das war einmal! Die heutigen Helme sind nicht mehr vergleichbar mit den Modellen früherer Generationen. In der Konstruktion und dem Design von Helmen hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr viel getan: Die Schnitte sind formschlüssiger geworden und die Helme deutlich leichter. Die leichtesten Modelle wiegen lediglich 250 bis 450 Gramm. Außerdem wird der Kopfschutz heutzutage in verschiedenen Größen hergestellt – so findet jeder Wintersportler seinen passenden Helm! Um auch bei unterschiedlichsten Wetterbedingungen ein angenehmes Tragegefühl zu gewährleisten, verfügen die neuesten Helme alle über eine Belüftungsfunktion. An kalten Tagen halten sie warm und auch bei starkem Schneefall trocken, während Mützen ihre Wärmefunktion zunehmend verlieren, wenn sie Feuchtigkeit aufsaugen. Ein weiterer Helm-Vorteil: Die Skibrille sitzt besser. Die Sicht wird durch das weit ausgeschnittene Sichtfeld des Helmes nicht beeinträchtigt. Zu guter Letzt: Helme schützen nicht nur, sondern sehen auch gut aus! Ein Helm ist heutzutage fester Ausrüstungsbestandteil, nur er kann ausreichend vor Kopfverletzungen schützen!

Ski-Irrtum Nr. VIII: „Das Waschen schadet der Skibekleidung.“

Die Gefahr, dass Funktionswäsche durch das Waschen nachhaltig beschädigt wird, besteht durchaus – wenn man zum falschen Waschmittel greift, mit einer zu hohen Temperatur wäscht und vergisst, Skijacke und -hose danach neu zu imprägnieren. Doch gleichermaßen gilt: Die Funktion der Skibekleidung kann nur aufrechterhalten werden, wenn diese hygienisch sauber ist. Schmutz und Schweiß können die feinen Poren verschließen und damit die Atmungsaktivität behindern. Wie pflegt man die hochwertige Winterausrüstung also richtig? Skisportler sollten ihre Bekleidung immer nach den Anleitungen des Herstellers waschen: meist als Schonwäsche bei niedriger Temperatur (30 Grad Celsius) und mit einem entsprechenden Funktionswaschmittel. Keinesfalls darf ein Weichspüler verwendet werden. Dessen Zusätze setzen sich im Textil fest und beeinträchtigen die Funktion der Membran nachhaltig. Die Folge: Die Atmungsaktivität der Membran geht durch die Weichspüler-Rückstände verloren. Ganz besonders wichtig ist die Imprägnierung der Bekleidung in mehreren Schichten nach jedem Waschen! Dafür bietet etwa der Sportfachhandel verschiedene Imprägnierungs-Sprays an. Tipp: Die Imprägnierung hält am besten, wenn das Spray nach dem Einsprühen mit geringer Temperatur eingebügelt wird.

Ski-Irrtum Nr. IX: „Kunstschnee ist hart und gefährlich.“

Sowohl Naturschnee als auch „technischer Schnee“ (so lautet die korrekte Bezeichnung!) sind nichts anderes als gefrorenes Wasser. Fakt ist: Natürlicher Schnee legt von den Wolken bis zur Erde einen deutlich längeren Weg zurück. Die Schneekristalle, die durch den Kontakt mit feinsten Luftpartikeln entstehen, bilden sich besser aus. Da dies bei künstlich hergestelltem Schnee nicht der Fall ist, hat dieser immer eine andere Konsistenz. In der Regel produzieren Schneekanonen feinen, dichten Schnee. Doch auch technischer Schnee kann recht pulvrig sein, wenn die äußeren Bedingungen es zulassen: Je kälter die Temperatur bei der Herstellung ist, desto stärker bilden sich die Kristalle aus – weicher Pulverschnee entsteht. Für den Skisportler ist ein Unterschied vor allem in den ersten Skistunden kaum zu bemerken. Jedoch hält die Piste durch den kompakten technischen Schnee heutzutage länger. Schneeanhäufungen und „Buckel“, die bei wärmeren Wetterverhältnissen gegen Mittag entstehen, werden vermieden. Der gute und sichere Zustand der Pisten bleibt länger erhalten.

Ski-Irrtum Nr. X: „Eine Skiversicherung brauche ich nicht, da sie meist nicht greift und ich bereits mit anderen Policen abgesichert bin.“

Unfälle können passieren oder die eigene Ski-Ausrüstung gestohlen werden – dagegen ist leider keiner gewappnet. Deshalb brauchen Wintersportler eine gute Skiversicherung! Die DSV-Skiversicherungen greifen weltweit bei Diebstahl, Bruch und Beschädigung der eigenen und gemieteten Ski- und Snowboard-Ausrüstung. Entgegen der weitverbreiteten Annahme, greift der Versicherungsschutz auch bei Diebstahl vor der Ski-Hütte. Lediglich in der Nacht, zwischen 19 und 6 Uhr, muss die Ski-Ausrüstung in einem ortsfesten Raum, wie etwa in einem Hotel-Skikeller oder in einem verschlossenen Auto, untergebracht werden. Bei vielen Versicherungspaketen ist zusätzlich zur Geräte- auch eine Personenversicherung inkludiert. Dabei ist eine schnelle und sichere Verletztenbergung das wichtigste Element. Sollte es zu einem Unfall kommen, ist eine rasche Erstversorgung oft ausschlaggebend für den Heilungsprozess. Daher werden für den Transport ins Krankenhaus oft Hubschrauber eingesetzt. Die meisten Krankenversicherungen übernehmen die Kosten einer Helikopterbergung, oft bis zu 3.000 bis 5.000 Euro, im Gegensatz zur DSV-Skiversicherung nicht. Ein weiterer Vorteil: Die DSV-Skiversicherungen umfassen auch eine weltweit geltende Rechtsschutzversicherung. Die ist vor allem bei Skireisen im außereuropäischen Ausland von großer Bedeutung.

(Quelle: DSV aktiv)


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