Die deutsche Olympiamannschaft für die Winterspiele in Vancouver steht. Mindestens 145 Athletinnen und Athleten werden Deutschland vom 12. bis 28. Februar in der Metropole im Westen Kanadas sowie im Bergort Whistler vertreten.
22 Tage vor Eröffnung der Spiele ist die deutsche Mannschaft allerdings noch nicht komplett. Während der derzeit noch 35 Spieler umfassende Eishockey-Kader bis 15. Februar von Bundestrainer Uwe Krupp auf 23 Spieler reduziert werden muss (ist nur mit 23 Spielern in die Gesamtzahl von 145 eingerechnet), finden in den Sportarten Biathlon und Nordische Kombination am Wochenende noch Ausscheidungen statt, so dass mindestens drei weitere Athleten hinzu kommen. Außerdem haben noch zehn weitere Sportlerinnen und Sportler die Chance, sich bei Qualifikationswettkämpfen für die Winterspiele zu empfehlen. Die Entscheidung über zusätzliche Nominierungen hat das Präsidium einer Präsidialkommission übertragen, der DOSB-Präsident Thomas Bach, Leistungssport-Vizepräsident Eberhard Gienger, Generaldirektor Michael Vesper und Athletensprecher Christian Breuer angehören.
„Die Athleten wollen natürlich den Titel von Turin verteidigen, aber es wird dieses Mal sehr viel schwerer als jemals zuvor“, sagte DOSB-Präsident Thomas Bach bei der Vorstellung des Teams in Frankfurt. Vor vier Jahren hatte die deutsche Mannschaft in der inoffiziellen Nationenwertung nach 84 Entscheidungen mit elf Gold-, zwölf Silber- und sechs Bronzemedaillen Rang eins belegt. „Wenn Sie sich die Ergebnisse der zurückliegenden Weltmeisterschaften anschauen, dann wären wir jetzt an Platz drei mit einem knappen Vorsprung vor Österreich. Das wird ein ganz heißes Rennen. Deshalb sagen wir, wir würden natürlich gerne den Titel verteidigen, aber wenn wir unter die ersten Drei kommen, würde das unsere Freude in keiner Weise schmälern.“
Die Mannschaft für die 15 Sportarten der sieben olympischen Wintersportverbände besteht derzeit aus 56 Frauen und 89 Männern. In Vancouver werden 86 Goldmedaillen vergeben. Jüngste im Team ist Sarah Hecken (16, Eiskunstlauf), älteste deutsche Teilnehmerin Andrea Schöpp (44, Curling). Insgesamt wurden auch fünf Geschwisterpaare nominiert. Zweierbob-Vizeweltmeister Thomas Florschütz und der Rennrodel-Olympiazweite Andre Florschütz, im Ski-Alpin Weltmeisterin Maria Riesch und ihre Schwester Susanne Riesch, im Eistanzen Christina und William Beier, im Eisschnelllaufen Stephanie Beckert und ihr Bruder Patrick sowie im Eishockey Dennis und Yannic Seidenberg, wobei hier die letzte Entscheidung Bundestrainer Krupp erst am 15. Februar trifft. Außerdem könnte es ein weiteres Geschwisterpaar im Ski Alpin geben, wenn es Lena Dürr ihrer Schwester Katharina Dürr nachmacht und sich ebenfalls noch für die Spiele qualifiziert.
Zusätzlich zu den Athleten wurden bislang 141 Betreuer nominiert. Sie alle hatten zuvor die Ehren- und Verpflichtungserklärung des DOSB unterschrieben. Darüber hinaus wurden für alle Mitglieder des Betreuer-Stabes nach dem Stasi-Unterlagen-Gesetz Anfragen an die Birthler-Behörde gestellt.
Bernhard Schwank, Chef de Mission des deutschen Teams, erwartet bei den Spielen „ein begeistertes Publikum, Top-Sportstätten, wunderschöne olympische Dörfer und damit eine hervorragende Atmosphäre sowohl in Vancouver als auch in Whistler. Ich bin überzeugt, es werden schöne, begeisternde Spiele“, sagte er in Frankfurt. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper zeigte sich zuversichtlich, dass Deutschland erneut vorne mitmischen wird: „Die Ergebnisse im Bob, Rodeln und Skeleton lassen auf ein gutes Abschneiden hoffen, außerdem bei den alpinen Ski-Frauen, im Biathlon, im Eisschnelllauf und bei mannschaftlicher Geschlossenheit im nordischen Bereich. Ich gehe davon aus, dass die Athleten auf den Punkt topfit sind und ihr Bestes geben.“
Von den deutschen Einzel-Olympiasiegerin von Turin sind die Biathleten Michael Greis (Gold 20 km und Massenstart) sowie Kati Wilhelm (Gold 10 km) wieder mit von der Partie. Seinen Zweier- und seinen Viererbob lenkt wie schon vor vier Jahren Doppel-Olympiasieger Andre Lange, den Zweierbob der Frauen Turin-Siegerin Sandra Kiriasis. Im Teamwettbewerb im Eisschnelllauf sind in Anni Friesinger-Postma und Daniel Anschütz-Thoms zwei Olympiasiegerinnen von 2006 dabei, aus der siegreichen Biathlon-Männer-Staffel dagegen bislang nur Michael Greis. Um seine Qualifikation kämpft noch Kombinations-Olympiasieger Georg Hettich.
Die deutschen Olympiasieger von Turin:
1) Biathlon, 20 km: Michael Greis
2) Kombination, Einzel: Georg Hettich
3) Biathlon, 10-km-Sprint: Sven Fischer
4) Rodeln: Sylke Otto
5) Eisschnelllauf, Team: Anni Friesinger, Claudia Pechstein, Daniela Anschütz-Thoms, Lucille Opitz, Sabine Völker
6) Biathlon, 10-km-Jagd: Kati Wilhelm
7) Zweierob: Andre Lange/Kevin Kuske
8) Biathlon, Staffel: Ricco Groß, Michael Rösch, Sven Fischer, Michael Greis
9) Bob: Sandra Kiriasis/Anja Schneiderheinze
10) Biathlon, Massenstart: Michael Greis
11) Bob, Vierer: Andre Lange, Kevin Kuske, Rene Hoppe, Martin Putze
Die ersten deutschen Athleten ziehen am 4. Februar in die Olympischen Dörfer in Vancouver und in Whistler ein. Am Eröffnungstag treffen Shorttracker, Eisschnellläufer und Rodler ein. Mit auf den Weg zu den Spielen nimmt die Mannschaft insgesamt rund 50 Tonnen Gepäck. Jeder Athlet erhält rund 60 Kleidungsstücke sowie Schuhe, Taschen und Accessoires von den Ausrüstern Adidas, Bogner und Sioux.
Die Liste der Nominierten: