Sport neu denken

DOSB und DFB wollen das Land nach Corona wieder in Bewegung versetzen und Sport künftig in allen Politikfeldern mitdenken.

In Hannover starteten nach zweijähriger Corona-Pause rund 16.000 Läuferinnen und Läufer auf verschiedenen Distanzen. Foto: picture-alliance
In Hannover starteten nach zweijähriger Corona-Pause rund 16.000 Läuferinnen und Läufer auf verschiedenen Distanzen. Foto: picture-alliance

Das haben DOSB-Präsident Thomas Weikert und DFB-Präsident Neuendorf als gemeinsame Aufgabe von organisiertem Sport und Politik auf der außerordentlichen Sitzung der Sportministerkonferenz der Länder in Hamburg benannt. Die enormen Einschränkungen der vergangenen beiden Pandemiejahre und die Folgen für Mitgliederzahlen und ehrenamtliches Engagement machten es notwendig, dem Thema Bewegung endlich höchste Priorität einzuräumen. 

DOSB-Präsident Thomas Weikert erklärt: „Um Deutschland insgesamt und nachhaltig bewegungsfreundlicher zu machen, müssen wir gemeinsam mit der Politik Sport neu denken und einen Sprung nach Vorn machen: Dazu zählen beispielsweise Bewegung als Querschnittsaufgabe in allen Ressorts, wie z. B. Gesundheit, Soziales, Jugend, Familie, Sport, Bildung, Verkehr und Stadtentwicklung.“  Nur so könnten die notwendigen Rahmenbedingungen für ein gesundheitsorientiertes und bewegtes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen sowie für einen aktiven Lebensstil weiterer Zielgruppen geschaffen werden, um langfristig gesundheitsschädlichen Folgen von Bewegungsmangel für alle Menschen in Deutschland entgegenzuwirken.   

DFB-Präsident Bernd Neuendorf sagt: „Der Sport ist die größte gesamtgesellschaftliche Bewegung in Deutschland. Nach den zurückliegenden schweren Jahren bedarf es eines Neuanfangs. Es braucht eine große Anstrengung der gesamten Gesellschaft. Auch Bund, Länder und Kommunen sind gefordert. Jede staatliche Ebene trägt für sich eine große Verantwortung, damit der Sport mit seinen vielen positiven Eigenschaften die Anerkennung und Förderung erhält, die er verdient. Ob Gesundheitsförderung, Persönlichkeitsbildung, Fairness im Wettkampf oder Demokratieschule: Ein gesunder Sport ist einer der Grundpfeiler unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens.“ 

Sport ressortübergreifend und verstärkt in staatliches Handeln einbeziehen

Neuendorf und Weikert begrüßten die von der Sportministerkonferenz verabschiedete „Hamburger Erklärung“, in der die Sportminister*innen ebenfalls fordern, den Sport ressortübergreifend und verstärkt in staatliches Handeln und Planen einzubeziehen, um den Zusammenhalt der Gesellschaft und das demokratische Gemeinwesen zu stärken und den durch die Pandemie verstärkten Trend zu immer weniger Bewegung umzukehren.

Weikert forderte für DOSB und dsj im nächsten Schritt konkretes Handeln und appellierte an die Bundesregierung, einen „Bewegungsgipfel“ noch im Jahr 2022 durchzuführen. Hier müssten ressortübergreifend alle politischen Entscheidungsträger*innen an einen Tisch geholt werden, um mit Bund und Ländern ein Bewegungsbündnis zu vereinbaren, das konkrete Maßnahmen in allen Bereichen enthält und den im Koalitionsvertrag enthaltenen Entwicklungsplan Sport gemeinsam erarbeitet. 

Weikert informierte die SMK darüber hinaus über den Dialogprozess, den die dsj bis zum Sommer mit den DOSB-Mitgliedsorganisationen zum geplanten Zentrum Safe Sport führt. Eine unabhängige Instanz zum Schutz vor sexualisierter Belästigung und Gewalt im Sport sei absolut sinnvoll, so Weikert. Jetzt sei vor allem zu klären, welche Aufgaben und Kompetenzen sie haben soll, welche finanziellen Mittel sie dazu benötigt und wie ihre Arbeit mit den bereits bestehenden Beratungs- und Unterstützungsangeboten in Sportverbänden und Landessportbünden bestmöglich verzahnt werden kann.  

Beste Lösungen für den Leistungssport in Deutschland finden

In der Diskussion um die Förderung des Leistungssports kündigte Weikert ein gemeinsames Vorgehen mit den Bundesinnenministerium in einem strukturierten Prozess an, um gemeinsam die besten Lösungen für den Leistungssport in Deutschland zu finden. Dazu müssten sich alle Beteiligten im Klaren sein, welchen Leistungssport sie anstrebten. Für den DOSB sei dies ein erfolgreicher Sport, der von einem ganzheitlichen Menschenbild ausgeht – mit sauberen Trainingsmethoden, leistungsorientierten Wettkämpfen und respektvollem Umgang, gerade auch mit jungen Sportlerinnen und Sportlern. Allerdings könne dieser nur gedeihen, wenn er der Mitte einer aktiven Gesellschaft entspringe, so Weikert: „Bewegen wir uns ausreichend? Was leben wir unseren Kindern vor? Ist Sporttreiben gewünscht und leistungsorientierter Sport zeitgemäß? Wie finden wir Jahr für Jahr junge Talente für die 66 Sportarten unserer Mitgliedsverbände, wenn immer mehr Grundschulkinder einfachste Grundlagen wie Ball fangen oder Rolle rückwärts oder Lebenswichtiges wie Schwimmen nicht mehr erlernen? Das ist die Basis für alles, für eine insgesamt gesündere Bevölkerung und für einen ausreichend großen Talentpool.“ Die Spitzensportförderung selbst  müsse wegkommen von zu viel Bürokratie und Verwaltung, die Spitzenverbände müssten schneller und flexibler agieren können. Im Kern müsse der autonome Sport mit seinen Verbänden, Trainer*innen und Athlet*innen entscheiden können, wie sie Erfolge anstrebten. 

Zu Beginn ihres Auftritts vor der Sportministerkonferenz hatten sich Thomas Weikert und Bernd Neuendorf noch einmal klar hinter die Sanktionen gestellt, mit denen der Sport auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine reagiert hat. Sie versicherten in diesem Zuge allen Geflüchteten die Solidarität und Unterstützung aller im deutschen Sport engagierten Vereine und Menschen. 

(Quelle: DOSB)


  • In Hannover starteten nach zweijähriger Corona-Pause rund 16.000 Läuferinnen und Läufer auf verschiedenen Distanzen. Foto: picture-alliance
    In Hannover starteten nach zweijähriger Corona-Pause rund 16.000 Läuferinnen und Läufer auf verschiedenen Distanzen. Foto: picture-alliance