DOSB verbannt Freiburger Olympiaarzt Georg Huber aus allen Ämtern

Noch 2005 wurde der Freiburger Mediziner Dr. Georg Huber zum Sportarzt des Jahres gewählt. Am Pfingstwochenende schockierte er den organisierten Sport mit einem Dopinggeständnis.

Dr. Georg Huber, Foto: Hans-Alfred Roth
Dr. Georg Huber, Foto: Hans-Alfred Roth

Von Thomas Bachmann (sid)

Einst hing sogar das Bundesverdienstkreuz um seinen Hals: Doch nach dem Doping-Geständnis liegt die bis dahin so heile Welt des hoch dekorierten Mediziners Dr. Georg Huber in Trümmern. Auch die olympische Familie, der er bei den Winterspielen 2006 noch als leitender Sportarzt angehörte, hat ihn verstoßen. Dabei galt der Schwarzwälder eigentlich als Vorkämpfer im Kampf gegen illegale Substanzen. Zur besseren medizinischen Versorgung der Sportler richtete er erstmals bei den Winterspielen 1980 in Lake Placid die Olympia-Apotheke ein. Just in dem Jahr, in dem er nach eigenen Angaben erstmals einem Nachwuchsradfahrer Dopingmittel verabreicht hatte - "um Schlimmeres zu verhüten".

"Ich bin doch überall dabei, wenn Geschwindigkeit gefragt ist", gestand Huber, als er 2005 zum Sportarzt des Jahres gekürt wurde. Der Mediziner sprach damals zwar von seinem Hobby Motorrad fahren, doch im Nachhinein haftet diesen Äußerungen nun eine ungewollte Zweideutigkeit an. Hat man in Huber etwa den Bock zum Gärtner gemacht?

Als Hubers Ziehvater gilt der vor sieben Jahren verstorbene und stets umstrittene Freiburger Professor Joseph Keul, der ihm erstmals die medizinische Versorgung einiger Sportler bei den Spielen 1972 in München anvertraute. Inklusive 2006 in Turin, wo Huber für die Koordination der medizinisch-technischen Ausstattung vor Ort zuständig war, folgten elf weitere Olympia-Einsätze. Absolutes Spezialgebiet des 64-Jährigen war aber der Radsport. Die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS), die auch die Auszeichnung "Sportarzt des Jahres" vergibt, bezeichnete ihn als den Mediziner des Radsports. 1972 betreute er erstmals die Straßenfahrer des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), ehe er von 1982 an als Leitender Verbandsarzt fungierte, bis zum Samstag als Koordinator. Im Deutschen Behindertensportverband (DBS) galt der Internist viele Jahre als Vorreiter im Kampf gegen Doping. 1992 führte er die Anti-Doping-Regeln in das Segment ein und war bis zum Pfingstsonntag als medizinischer Chef für die Überwachung der Anti-Doping-Regeln zuständig. Seit 1988 hatte er die deutschen Athleten bei allen Sommer-Paralympics mitbetreut. Auch bei der Gehörlosenolympiade war er seit 1997 im Einsatz.

In den vergangenen vier Jahren hatte sich der Arzt auch bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) engagiert. Dort hatte Huber noch am Donnerstag in einem langen Gespräch jede Beteiligung an Doping von sich gewiesen. Huber, dessen medizinische Schwerpunkte in der Kardiologie und der Arbeitsmedizin liegen, war einer der gefragtesten Sportärzte. Neben der Uniklinik Freiburg, der NADA, dem DSB und dem BDR vertrauten auch der Deutsche Ski-Verband (DSV) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf die Expertise Hubers. Sie alle zogen am Pfingstwochenende die Reißleine und schickten den Dopingarzt in Rente.


  • Dr. Georg Huber, Foto: Hans-Alfred Roth
    Dr. Georg Huber, Foto: Hans-Alfred Roth