DOSB: „Wahl der Kleidungsstücke ist Teil der Menschenrechte“

Der Internationale Box-Verband AIBA hat Frauen das Tragen von Kopftüchern (Sporthijab) erlaubt, wenn dies von ihnen aus religiösen Gründen gewünscht wird.

Zeina Nassar gewann 2018 die Deutsche Meisterschaft der Frauen-Elite in der Gewichtsklasse bis 57 kg. Foto: picture-alliance
Zeina Nassar gewann 2018 die Deutsche Meisterschaft der Frauen-Elite in der Gewichtsklasse bis 57 kg. Foto: picture-alliance

Die AIBA aktualisierte gleichzeitig auf der Sitzung seines Exekutivkomitees am 16. Februar in Instanbul die Wettkampfbestimmungen bezüglich der Wettkampfbekleidung. Das teilte der DBV mit.

Dazu erklärte Jürgen Kyas aus Osnabrück, Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) und Mitglied der AIBA-Exekutive: „Ich begrüße diese Entscheidung sehr und freue mich, dass unserem Antrag, der im Bereich des DBV in diesem Jahr bereits umgesetzt wurde, jetzt gefolgt wurde.“

Der Berliner Kay Huste, Trainer der Athletin Zeina Nassar, die in diesem Jahr mit einem Sporthijab Deutsche Meisterin im Federgewicht wurde, bezeichnete dies als einen Riesenschritt im internationalen Frauensport. Für die 20 Jahre alte Athletin muslimischen Glaubens aus Berlin sei dies als ein weiterer großer Erfolg zu werten, ihrem Ziel, an internationalen Wettkämpfen und vor allem an Olympischen Spielen teilnehmen zu können, näher zu kommen. Zeina Nassar boxt mit einem Hijab und hat dazu den Körper bis auf das Gesicht verdeckt. Der DBV hatte das bereits gestattet, auch in den USA kann so geboxt werden.

Zeina Nassar gehört zu den Sportlern, die sich für die Plakataktion „Wo ich herkomme? Vom Sport!“ zur Verfügung stellten. Damit macht der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) darauf aufmerksam, dass Sportdeutschland einer der größten Förderer von Integration ist. Nassar boxt, seit sie 13 Jahre alt ist. Sie begann bei den „Boxgirls“, trainierte beim Verein Seitenwechsel und boxt jetzt beim Berliner TSC. Alle Vereine werden durch das Programm Integration durch Sport, allerdings nicht im Bereich Boxen, finanziell gefördert. 

Zum Thema „Tragen von Kopftüchern (Sporthijab)“ hatte der DOSB schon vor zwei Jahren mit der folgenden Erklärung seine Position festgelegt.

„Einen DOSB-Beschluss zum Thema Kopftuch gibt es nicht, aber eine klare Akzeptanz des Kopftuchtragens. Im Vordergrund steht für den DOSB, dass Menschen sich unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder eben auch ihrer Kleidung sportlich betätigen können. Mit seinem Programm ‚Integration durch Sport‛ versucht der DOSB seit vielen Jahren, gerade auch Mädchen und Frauen mit muslimischem Glauben in die Sportvereine zu integrieren. Das vorrangige Ziel ist, so viele Mädchen und Frauen wie möglich zum Sport zu holen. Ob sie mit oder ohne Kopftuch Sport treiben, ist nicht so wichtig.

Was den Leistungssport betrifft, sind die Regeln der internationalen Verbände ausschlaggebend. Teilweise haben die Verbände mittlerweile ihre ‚Bekleidungsvorschriften‛ entsprechend angepasst (z. B. Fußball, Beachvolleyball; andere wie Leichtathletik waren ohnehin nicht eingeschränkt), so dass auch Sportlerinnen mit Kopftuch an internationalen Wettbewerben teilnehmen können, was der DOSB ausdrücklich begrüßt. Diese Regeln gelten analog auch für die nationa-en Fachverbände und damit auch im DOSB.

Die Haltung des DOSB ist eindeutig und geht u.a. aus einer Pressemitteilung zum Burkini vom 20. September 2016 hervor: Für den DOSB ist z. B. der Burkini ein Kleidungsstück der (sportlichen) Freiheit, das soziale Teilhabe ermöglicht. Bei einem Strand- oder Schwimmbadverbot bestünde die Alternative nicht darin, dass die betroffenen Frauen einen Bikini oder Badeanzug tragen, sondern dass sie auf das Schwimmen im Meer verzichten müssten und sie damit aus dem öffentlichen Raum ausgeschlossen würden. Das gleiche gilt aus DOSB-Sicht für das Kopftuch. In liberalen Gesellschaften ist die Wahl der Kleidungsstücke Teil der Menschenrechte.“

(Quelle: DOSB/DBV)


  • Zeina Nassar gewann 2018 die Deutsche Meisterschaft der Frauen-Elite in der Gewichtsklasse bis 57 kg. Foto: picture-alliance
    Zeina Nassar gewann 2018 die Deutsche Meisterschaft der Frauen-Elite in der Gewichtsklasse bis 57 kg. Foto: picture-alliance