Dr. Inge Berndt vollendet ihr 85. Lebensjahr

Die Sportwissenschaftlerin und langjährige Vorsitzende des Bundesausschusses Frauen im Sport des Deutschen Sportbundes (DSB), Dr. Inge Berndt, vollendet am 11. Oktober, ihr 85. Lebensjahr.

Dr. Inge Bernd vollendet am 11. Oktober 2018 ihr 85. Lebensjahr. Foto: DOSB
Dr. Inge Bernd vollendet am 11. Oktober 2018 ihr 85. Lebensjahr. Foto: DOSB

In seiner Chronik aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des DSB porträtierte Autor Friedrich Mevert (Hannover) die ehrenamtliche Sportfunktionärin aus Pohlheim im Landkreis Gießen unter der Überschrift bzw. mit der Zuschreibung „Kämpferin für die Interessen der Frauen im Sport“.

Dr. Inge Berndt leitete zwölf Jahre lang von 1986 bis 1998 den Bundesausschuss in der Vorgängerorganisation des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Unter ihrer Federführung gelang es, einen wichtigen Entwicklungsprozess u.a. in Form von Frauenförderplänen für die Sportorganisationen einzuleiten, der sich nicht nur als nachhaltig, sondern längst auch als ein in mehrfacher Hinsicht gewinnbringendes Konstrukt für die Sportentwicklung erwiesen hat: „Wir in der Bundesrepublik Deutschland bzw. im DSB waren damals das Leitland“, erinnert sich Dr. Inge Berndt gern an bewegte Zeiten mit Aufbruchstimmung und viele internationale Aktivitäten in ihrer Rolle als Vorsitzende des DSB-Bundesausschusses. Dabei verweist sie u.a auch auf die wichtigen Anstöße zur Förderung des Frauensports in der von ihr mitbegründeten Arbeitsgruppe „European Women and Sport“ in der Europäischen Sportkonferenz: „Mit unseren Frauenförderplänen und weiteren Maßnahmen zur Integration von mehr Frauen in Führungspositionen des Sports waren wir seinerzeit sogar Vorreiter für Bereiche der Wirtschaft und Politik“. Bei der Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking referierte sie über das Konzept zur Entwicklung von Frauenförderplänen im Sport in Deutschland.

Dr. Inge Berndt wurde in Haldensleben im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt geboren. Nach dem Abitur studierte sie in Halle (Saale) die Fächer Leibeserziehung und Pädagogik und war danach zunächst drei Jahre als Assistentin am Institut für Lehrerbildung in Köthen und am Pädagogischen Institut in Halle tätig. Mit ihrem Ehemann Ernst Berndt (1928-2001) siedelte sie 1958 aus politischen Gründen in die Bundesrepublik über und wurde nach einem Ergänzungsstudium 1959 in den Schuldienst im Bundesland Hessen übernommen. Im Jahre 1961 wurde Sohn Christian geboren, der heute selbst als Studienrat mit den Fächern Sport und Mathematik im hessischen Schuldienst tätig ist.

Nach weiteren berufsbiografischen Stationen im Fach Sportwissenschaft in Frankfurt und Gießen wurde sie 1978 an der Justus-Liebig-Universität in Gießen zum Dr. phil. promoviert, wo inzwischen ihr Ehemann Ernst als Studienrat im Hochschuldienst tätig war. 1979 wechselte Dr. Inge Berndt als Akademische Rätin in den von Prof. Dr. Dietrich Kurz (geb. 1942) gegründeten und langjährig geleiteten Arbeitsbereich „Sportunterricht und Erziehung“ an die Abteilung Sportwissenschaft der Universität Bielefeld. Hier war sie Kollegin der ersten Stunde jener neuen Einrichtung, die gerade an der gern als Reformuniversität bezeichneten Hochschule den Lehr- und Forschungsbetrieb aufgenommen hatte: „Mit unserem integrativen Konzept haben wir den Studierenden nicht nur selbst einen sinnvollen Umgang mit dem Körper vorgelebt. Für mich war diese Zeit aus heutiger Sicht auch prägend für eine gelingendes Älterwerden mit Bewegung“, blickt Dr. Inge Berndt gern auf die Bielefelder Zeit bis zu ihrer Pensionierung zurück, wo u.a. auch die (Nachwuchs-) Sportwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Willimczik (geb. 1940, heute Darmstadt), Prof. Dr. Walter Brehm (geb. 1948, heute Bayreuth), Prof. Dr. Klaus Roth (geb. 1951, heute Heidelberg), Prof. Dr. Ralf Laging (geb. 1953, heute Marburg) und Prof. Dr. Eckart Balz (geb. 1959, heute Wuppertal) zum Kollegenkreis gehörten.

Im Jahre 1987 war Dr. Inge Berndt in Bielefeld an der Gründung der Sektion Sportpädagogik der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) beteiligt und hielt dort auch ein Arbeitskreisreferat zu einem ihrer damaligen Forschungsschwerpunkte über: „Schulsport als Motivation zum Life-time Sport? Wie Mädchen und Jungen Sportunterricht erleben“. Wertvolle Erkenntnisse für ihre ehrenamtliche Funktion als Leiterin des DSB-Bundesausschusses Frauen im Sport brachte die vom Bielefelder Kollegium erarbeitete Studie über „Kindheit, Jugend und Sport in NRW“. Unter dem Titel: „Being a girl and becoming a woman“ referierte Dr. Inge Berndt dazu 1996 in Dallas beim olympischen Wissenschaftkongress vor den Olympischen Spielen in Atlanta.

Bereits 1985 hatte die dvs sie als Delegierte für die Frauenvollversammlung beim DSB nominiert: „Ich gratuliere meiner Kollegin Inge Berndt sehr herzlich zu ihrem 85. Geburtstag und möchte ihr hiermit meinen großen Dank für ihre ehrenamtliche Lebensleistung für die Frauenförderung im organisierten Sport aussprechen. Sie hat mit ihrem unermüdlichen Engagement damals ein Fundament geschaffen, von dem wir alle bis heute profitieren können“, so lauten die persönlichen Glückwünsche von Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper (Berlin), der Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Erziehung im DOSB.

Dr. Inge Berndt, die früher u.a. Leichtathletik und Basketball als Leistungssport betrieben hat und später vor allem im Tennis aktiv war, hält sich bis heute mit zweimal wöchentlichem Walking, mit Schwimmen, Skifahren und der täglichen Morgen-Gymnastik („Telegym“ auf Bayern III) fit. Ferner ist sie weiterhin ehrenamtlich unterwegs für die Tennissport im TV Hausen – es sei denn, es zieht sie nach Berlin an ihren Zweitwohnsitz, um sich vielfältigen kulturellen Aktivitäten in der Hauptstadt zu widmen.

(Autor: Prof. Detlef Kuhlmann)


  • Dr. Inge Bernd vollendet am 11. Oktober 2018 ihr 85. Lebensjahr. Foto: DOSB
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