Dr. Wolfgang Schäuble: "Ohne Ehrenamtliche wäre der Sport ein kommerzieller Zirkus"

Fast jeder schaut sich lieber Spitzensport im Fernsehen an, als ein Spiel der Bezirksliga. Aber die medialen Stars fußen auf dem Breitensport - und der kommt ohne ehrenamtliches Engagement nicht aus. Dr. Wolfgang Schäuble gibt außerdem Auskunft über den "Gesprächskreis Sport" der CDU und die Perspektiven für den Sport in der Politik.

Dr. Wolfgang Schäuble weiß um die Wichtigkeit des Ehrenamts im Sport (Foto: Bundestag)
Dr. Wolfgang Schäuble weiß um die Wichtigkeit des Ehrenamts im Sport (Foto: Bundestag)

   Sport in den Medien wird meistens von den Superstars und von einigen wenigen Profisportarten geprägt. Auf der anderen Seite gibt es zahllose ehrenamtliche Helfer, die Breitensport und Freizeitsport überhaupt erst möglich machen. Welche gesellschaftliche Bedeutung hat das Ehrenamt für den Sport?

 

Dr. Wolfgang Schäuble: In den Medien hat natürlich der Spitzensport die große Bedeutung, weil die Zuschauer das gerne sehen, und da findet eben ein Champions-League-Spiel eine größere Aufmerksamkeit als ein Spiel der Bezirksliga. Das geht einem selber so. Aber der Spitzensport hat eine Vorbildfunktion. Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass wir in der Sportorganisation den Zusammenhang zwischen dem Spitzensport und dem Breitensport sowie auch dem Behindertensport aufzeigen.

Und das kann nur über die Vereine und die Verbände geleistet werden. Ohne die gäbe es diese Breite des Sports nicht. Ohne diese Struktur gäbe es diesen Zusammenhang nicht, und der Spitzensport würde zum rein kommerziellen Zirkusbetrieb werden. Also, es geht nicht ohne Ehrenamt, ohne die vielen, vielen Menschen, die ehrenamtlich tätig sind.

 

   Sie hatten in Ihrer langjährigen politischen Karriere immer einen Bezug zum Sport. Sie waren als Bundesinnenminister für den Sport zuständig und leiten heute noch den "Gesprächskreis Sport" in der CDU. Was sind denn die aktuellen Themen, die die Bereiche Sport und Politik zusammenbringen?

 

Dr. Wolfgang Schäuble: Die Partei hat ja nicht nur eine Aufgabe für die Bundespolitik, sondern auch eine koordinierende Funktion für unsere Politik in den Ländern und Kommunen. Deswegen haben wir einen Gesprächskreis installiert, wo wir eben auch mit unseren Freunden in den Landesverbänden miteinander sprechen. Jetzt beschäftigen wir uns in einem starken Maße mit den Themen Sport für Behinderte, ältere Menschen, Menschen in allen nur möglichen Lebenssituationen.

 

"Es geht nicht ohne Ehrenamt, ohne die vielen, vielen Menschen, die ehrenamtlich tätig sind."

 

   Sie sagen, die Politik redet darüber. Aber was kann denn die Politik für den Breitensport tun?

 

Dr. Wolfgang Schäuble: Beim Bund ist das vor allem eine Frage der Gesetzgebung und der gesetzlichen Rahmengebung. In den Ländern sind Schul- und Hochschulsport das Allerwichtigste. Da gibt es eine unendliche Fülle von Themen. Deswegen haben wir gesagt, wir machen das sehr flexibel, also auch durch Menschen, die nicht so sehr in der Partei organisiert sind, sondern mehr im Sport und die wir mit Vertretern der Politik auf allen Ebenen zusammenbringen. Und so versuchen wir, die Probleme zu identifizieren und Anregungen zur Lösung zu geben.

 

   Können die sogenannten "Ein-Euro-Jobs" etwas für den Sport bringen?

 

Dr. Wolfgang Schäuble: Ich glaube, dass sie viel für den Sport bringen können. Wir sind ja immer noch in der Anfangsphase. Die Angst vor einer missbräuchlichen Anwendung der Regelung ist immer noch groß, obwohl in diesem Instrument große Chancen liegen. Und dieser Ansatz könnte doch in vielen Bereichen gut genutzt werden, um das, was dringend auf dem Feld gemeinnütziger Aufgaben geleistet werden muss, voranzubringen. Es ist doch absurd - wir haben so viele Aufgaben, die nicht erledigt werden können, und gleichzeitig haben wir über fünf Millionen Menschen, die beschäftigungslos sind. Irgendetwas stimmt in diesem Land nicht, und das können wir besser machen.

 

Das Interview ist kostenlos auch als Audiofile in Sendequalität verfügbar ...


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