Ehrenamtliches Engagement für eine bessere Welt

18. TAFISA-Breitensport-Kongress in Oberhaching eröffnet

 

Als vor 30 Jahren zuletzt ein Breitensport-Weltkongress in Deutschland stattfand, reichte ein einhundert Quadratmeter großer Raum

im ersten Stock der Zentrale des Deutschen Sportbundes (DSB), um die 25 Delegierten aus 19 Ländern unterzubringen. Mit Japan, Kanada, Mexiko und den USA waren damals nur vier außereuropäische Staaten vertreten. Vier der Breitensport-Experten, die vor drei Jahrzehnten in der Main-Metropole tagten, sind auch in dieser Woche beim 18. TAFISA-Welt-Kongress in der Sportschule Oberhaching bei München wieder mit dabei: Sbigniew Mikolajczak aus Polen, Bengt Sevelius aus Schweden und Prof. Dr. Jürgen Palm und Rainer Tobien aus Deutschland. Jürgen Palm, der als hauptamtlicher Geschäftsführer des Deutschen Sportbundes zum „Trimmvater der Nation“ wurde und mit seinem Team nachhaltige Breitensportprogramme entwickelte, steht heute als Präsident an der Spitze des Breitensport-Weltverbandes Trim and Fitness international Sport for All Organisation (TAFISA), dessen Ruf zur 18. Tagung rund 150 Amtsträger aus 54 Ländern aller Kontinente gefolgt sind. Die Breitensportexperten aus aller Welt stellen in ihren Diskussionen das Thema „Ehrenamt“ in den Mittelpunkt und zeigen auf, wie die Volunteers mithelfen, den Sport und auch andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zu gestalten.

Professor Palm schilderte in seinem Grußwort bei der feierlichen Eröffnung des Kongresses die atemberaubende Entwicklung, die der Breitensport in den letzten Jahrzehnten international erlebt hat: Mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt treiben Sport, in 60 Ländern der Erde gibt es Kampagnen für den Breitensport, einhundert Nationen zählen zur TAFISA, und viele traditionelle Spiele sind mittlerweile Teil des Kulturerbes der UNESCO. Doch in Zeiten knapper Kassen fehlen weltweit ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für den Sport. Und deshalb bezeichnet Palm die Gewinnung dieser Helferscharen als seine Vision. Am Ende dieses Traums soll das Leben auf der Erde dann noch lebenswerter sein.

Die Bundesfamilienministerin Renate Schmidt unterstrich in Oberhaching die Notwendigkeit einer internationalen Verständigung nicht nur im Spitzensport, sondern auch im Breitensport und sprach deshalb von einem „wegweisenden Kongress“. Der Sektor des Sports sei der größte Bereich freiwilligen Engagements in Deutschland, sagte die Ministerin weiter. Viele Kinder und Jugendliche kämen im Sportverein erstmals mit freiwilligem Engagement in Berührung. Im Sport entstehe sozialer Zusammenhalt, die Gleichstellung von Frauen und Männern würde gefördert, und die Familie sei längst als Zielgruppe entdeckt worden. DSB-Präsident Manfred von Richthofen richtete die klare Forderung weltweit an alle Regierungen, den Stellenwert des Breitensports im Rahmen politischer Gesamtkonzepte angemessen zu berücksichtigen.

Von Richthofen sprach die Hoffnung aus, dass der 18. TAFISA-Kongress Impulse für die Zukunft vermitteln wird. Er rief den Gästen aus aller Welt zu: „Auch wenn Regierungen weltweit den Breiten- und Freizeitsport zunehmend als einen unverzichtbaren Teil ihrer Sozial-, Jugend-, Gesundheits- und Familienpolitik erkennen und würdigen, so ist mir sehr bewusst, dass viele von Ihnen noch immer wahre Pioniere einer noch nicht überall etablierten Bewegung sind.“ Von Richthofen verglich den Breitensport-Weltkongress mit einem großen Marktplatz und seinem dynamischen Export und Import der Entwicklungen im Sport für Alle mit dem Ziel einer Verbesserung der Lebensqualität von Millionen von Menschen weltweit.

Das Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, Prof. Walther Tröger, hob hervor, dass Sport für Alle heute von den Sportorganisationen, aber auch von vielen politischen und karitativen Organismen als unverzichtbar und vor allem als einklagbares Menschenrecht angesehen wird. Und Andre´ Carvalho stellte als Repräsentant der Vereinen Nationen die Bedeutung des Sports für Frieden und Versöhnung heraus. Eine Bedeutung, die seiner Meinung nach vom Ehrenamt gestützt wird, denn: „Der Sprung vom Punkterichter zum Friedensstifter ist kleiner als man denkt.“ Als gute, einfühlsame Gastgeber zeigten sich der Präsident des Landessportverbandes Bayern und DSB-Vizepräsident, Prof. Dr. Peter Kapustin, und das Mitglied der bayrischen Landesregierung, Staatssekretär Karl Freller. Kapustin hatte bei der Eröffnungsgymnastik für Lockerheit gesorgt und gezeigt, dass Sport alle Sprachen spricht. Und Freller sprach von zwei Großereignissen, die derzeit Bayern und die Welt beschäftigen: „Das 170. Oktoberfest und der 18. TAFISA-Weltkongress.“