Wir alle haben einmal im Jahr Geburtstag. Bis auf diejenigen, die am 29. Februar geboren sind. Seinen eigenen Geburtstag vergisst man nicht. Ob und wie man ihn begeht oder gar mit Gästen feiert, sei jedem selbst überlassen. Mit Geburtstagen im Sport ist das irgendwie anders. Manche mögen sich zwar an dieses und jenes besondere Ereignis aus der Vergangenheit erinnern, vorausgesetzt, man hat sich den Tag genau gemerkt, an dem es stattfand. Dennoch gilt:
Geburtstage im Sport feiern wir eher selten, es sei denn, es handelt sich um besondere, weil „runde“ Geburtstage, z.B. wenn ein Sportverein 100 Jahre alt wird oder so. Solche Geburtstage haben dann aber meist nur lokale Tragweite. Geht es jedoch um Geburtstage im Sport mit bundesweiter Bedeutung, muss man die Suchscheinwerfer ganz langsam und gleich in mehrere Richtungen kreisen lassen. Mit Blick auf das laufende Kalenderjahr 2020 („Nullerjahr“ hin oder her!) scheint dann sogar einiges dafür zu sprechen, dass eine recht stattliche Zahl von zurückliegenden Ereignissen als besondere Geburtstage zusammenkommt. Für sie alle gilt, dass sie damals einschneidende Impulse für die Sportentwicklung ausgelöst haben. Manches von dem ist bis heute noch wahrnehmbar. Allein das könnte ein Grund sein, sich dieser Geburtstage „im Blick zurück nach vorn“ neu zu vergewissern.
Um welche Geburtstage geht es dann in diesem Jahr konkret? Wer so fragt, hat im Grunde schon verloren, weil er sich der Gefahr aussetzt, einen dieser besonderen Geburtstage zu vergessen. Deswegen exemplarisch als Beginn eines möglichen Kalendariums für 2020 nur so viel: Am 25. Februar 1970 (also vor 50 Jahren) trat Borussia Mönchengladbach als erste deutsche Fußballmannschaft nach dem Holocaust zu einem Freundschaftsspiel in Israel an … und gewann in Tel Aviv gegen die Nationalmannschaft Israels mit 6:0. Ebenfalls vor genau 50 Jahren, nämlich am 16. März 1970, startete der Deutsche Sportbund (DSB) in Berlin seine „Trimm-Dich“-Kampagne. Dadurch fanden nicht nur immer mehr Menschen zu sportlicher Aktivität, auch das Sportverständnis selbst erhielt eine völlig neue Richtung und Prägung.
Die Geburtstagsliste geht noch weiter – beispielsweise mit: der Gründung der Deutschen Hochschule für Leibesübungen (DHfL) am 15. Mai 1920 in Berlin, wo erstmals in Deutschland auf dem Gebiet des Sports gelehrt und geforscht wurde. Die Deutsche Sporthochschule Köln ist – wenn man so will – die heutige Nachfolgeeinrichtung. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp), eine nachgeordnete Behörde des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat wurde am 10. Oktober 1970 gegründet. Im Dezember 1980 nahm die Führungs- und Verwaltungsakademie Berlin des Deutschen Sportbundes, die später den Namenszusatz Willi Weyer Akademie erhielt und heute in Köln beheimatet ist, in Berlin-Schöneberg am Priesterweg ihren Akademiebetrieb auf. Am 14. Dezember 1990 traten die fünf ostdeutschen Landessportbünde dem DSB bei. Und schließlich sollten wir nicht vergessen, dass am 10. Dezember vor 70 Jahren der Deutsche Sportbund im Hodlersaal des Neuen Rathauses zu Hannover gegründet wurde … alles Anlässe zum Feiern?
Zum Schluss noch eine Prognose: Wir werden in den kommenden Jahren im Sport mit Sicherheit einen speziellen Schwerpunkt von Geburtstagen im Alter von 75 Jahren haben. Nicht nur, aber vor allem die Landessportbünde, die Landesfachverbände und die Verbände bzw. Bünde auf lokaler Ebene lassen bitten!
(Autor: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)
In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.