„Ich erlebe das als ein Geschenk“

Stefan Bräunling ist Mitglied des Beirats im DOSB-Projekt GeniAl zur Gesundheitsförderung älterer Menschen mit Einwanderungsgeschichte.

Stefan Bräunling von der Geschäftsstelle des bundesweiten Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit, Quelle: Gesundheit Berlin-Brandenburg
Stefan Bräunling von der Geschäftsstelle des bundesweiten Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit, Quelle: Gesundheit Berlin-Brandenburg

Als „unverzichtbaren Partner“ bezeichnet Stefan Bräunling den Sport für seine Arbeit in der Geschäftsstelle des bundesweiten Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit, dem der DOSB als eine der 75 Mitgliedsorganisationen angehört. Aus gutem Grund hält er den organisierten Sport mit seiner Infrastruktur, seinen niedrigschwelligen Angeboten und seinen Möglichkeiten für „unschätzbar wertvoll“. Denn die große Herausforderung beim Thema Gesundheitsförderung und Gesundheitsvorsorge älterer Menschen mit Migrationshintergrund ist die Erreichbarkeit. Anders gesagt: Wie bringt man vielfach vorhandene attraktive Angebote zu den Menschen? Oder noch besser, wie „strickt“ man sie mit ihnen gemeinsam? Und wie kann die Hürde überwunden werden, auch wirklich dort hinzugehen und mitzumachen? Genau hier hakt das DOSB-Projekt GeniAl (Gemeinsam bewegen – Gesund leben iAlter) ein.

Stefan Bräunling kann auf viel Erfahrung im Thema Gesundheitsförderung zurückgreifen, er kennt die Probleme und die Lösungsansätze, die Schwierigkeiten und natürlich auch die Erfolgsgeschichten. Vom Projekt GeniAl ist er begeistert: „Ich erlebe das als ein Geschenk. Das hat man nicht oft, dass man fünf Teilprojekte mit diesen Freiheiten umsetzen kann – damit können wir wertvolle Erfahrungen zusammentragen und diese dann auch breiter bekannt machen.“

GeniAl setzt genau auf das, was ihm so wichtig ist: Vernetzung, um die Zielgruppe wirklich zu erreichen. „Für uns ist die Vernetzungsarbeit ein ganz entscheidender Anker. Das ist das A und O für die Koordinierung gesundheitsförderlicher und präventiver Angebote“, sagt Bräunling, der sich wünscht, dass jeder Stadtteil, jede Gemeinde oder jedes nachbarschaftliche Vorhaben die Infrastruktur und die Potenziale des Sports nutzt. Der Sport selbst setzt auch schon seit Jahrzehnten erfolgreich Programme um, um mehr Migrant*innen den Weg in die Sportvereine zu ebnen, „was insgesamt absolut als Erfolg zu betrachten ist. Aber man muss eben an jedem Ort immer wieder neu drauf schauen und daran arbeiten.“

Längst ist den Beteiligten klar, dass es nicht reicht, etwa einen Flyer zu verteilen oder ein Plakat mit einem Angebot aufzuhängen. Sondern, dass man in Kontakt treten muss mit Nachbarschaftstreffs, mit Migrant*innentreffpunkten, mit Migrant*innenorganisationen und ähnlichem. Und dann enge Vernetzungen eingeht, wie etwa ein Nachbarschaftstreff mit einem nahegelegenen Sportverein (und mit vielen weiteren Einrichtungen in derselben Umgebung). Als Beispiel pickt Stefan Bräunling das GeniAl-Teilprojekt im Frankfurter Gallus heraus. Dort wird ein Mehrgenerationenhaus genutzt, also eine Institutionsform, die bundesweit verbreitet und gut aufgestellt ist. „Da geht man direkt mit dem Sport zusammen, denkt altersübergreifend und kultursensibel und versucht, gemeinsam Aktivitäten zu entwickeln“, so Bräunling.

Diese Expertise aus Vernetzungsprojekten, für die seine Organisation, der Kooperationsverbund, wie keine andere steht, bringt Stefan Bräunling in die Arbeit des Beirats im GeniAl-Projekt ein. Der Zusammensetzung des Beirats mit Experten aus den verschiedensten Bereichen zollt er großes Lob: „Der Beirat ist fantastisch besetzt, mit Leuten, die wirklich langjährige, tiefgehende Kompetenz in vielen Handlungsfeldern mitbringen.“ Eine gute Grundlage also, um das zu erreichen, was Bräunling für das Wichtigste hält: „Es geht um das Integrieren, um die Teilhabe auch derer, die nicht so gut integriert sind. Und dafür ist die Ansprache über Multiplikator*innen der unerlässliche Weg.“ Unter den „Good Practice“-Projekten, die der Kooperationsverbund identifiziert hat, gebe es ein großartiges Beispiel aus Freiburg, wo jüngere Multiplikator*innen, die bereits im Sport beteiligt waren, ältere Menschen aus ihrer eigenen Community angesprochen und mitgenommen haben.

Und die erleben dann genau das, was so viele Menschen in den knapp 90.000 Vereinen in Sportdeutschland erleben dürfen: Sport in der Gruppe macht Spaß, und es entsteht ein Zusammenhalt, sprachliche Hürden stehen im Hintergrund und erleichtern somit die Integration. Man geht einfach gerne hin. Damit ist auch am ehesten gewährleistet, was eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Gesundheitsvorsorge darstellt: regelmäßig und dauerhaft mitmachen. Stefan Bräunling setzt auf diese Erfahrung: „Wer einmal dabei ist, bleibt auch dabei.“  

Das DOSB-Projekt GeniAl wird – im Rahmen des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ (IdS) – vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert. Es ist ein Kernvorhaben des Nationalen Aktionsplans Integration (NAP-I), das bis Ende 2023 umgesetzt werden soll.

(Text: Ulrike Spitz)

 

 


  • Stefan Bräunling von der Geschäftsstelle des bundesweiten Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit, Quelle: Gesundheit Berlin-Brandenburg
    Portrait von Stefan Bräunling, im Hintergrund Sketchnotes