Fabian Hambüchen (TSG Niedergirmes) hat sich eindrucksvoll auf der internationalen Turnbühne zurückgemeldet. Der frühere Reckweltmeister gewann bei den Europaspielen in Baku zum Abschluss der Turnwettbewerbe Gold am Reck und Silber am Boden.
„Es ist der Hammer. Unglaublich. Das bedeutet mir echt viel. Es waren harte drei bis vier Wochen, die wir jetzt unterwegs sind, in denen ich viel gekämpft habe, zwischendrin auch verzweifelt war. Daher bin ich jetzt überglücklich, dass es jetzt geklappt hat“, sagte Hambüchen nach der Siegehrung immer noch total euphorisiert. Sein lädierter Finger aus dem Mehrkampf, der ihn zum Verzicht auf das Ringe-Finale gezwungen hatte, behinderte den Wetzlaer bei seinem Triumph nicht.
Silber am Boden ebnet den Weg zu Gold
Der 27-Jährige erwischte einen Sahnestart in den Wettkampftag. Seine Bodenübung absolvierte er im Gegensatz zu seiner Konkurrenz routiniert und ohne Fehler. Mit 15,100 Punkten steigerte er sich gegenüber der Qualifikation sogar noch leicht, was Oleg Wernjajew (Ukraine), David Beljawski (Russland) und Alexander Schatilow (Israel) nicht gelang – sie alle waren in der Quali noch besser als Hambüchen, der sich nur als Sechster ins Finale geturnt hatte. Am Ende war aber nur noch der Spanier Rayderley Zapata Santana (15,333 Punkte) vor ihm.
Mit der Gewissheit, Silber am Boden bereits sicher zu haben, legte Hambüchen an seinem Paradegerät Reck nach und holte sich vor dem Griechen Vlasios Maras die Goldmedaille. Mit einer sauber geturnten Übung mit dem schwierigsten Ausgangswert (7,0) aller sechs Finalisten, unter denen Olympiasieger und Weltmeister Epke Zonderland (Niederlande) fehlte, der auf einen Start in Baku verzichtet hatte, holte sich Hambüchen seinen ersten internationalen Einzeltitel nach sechs Jahren. Dementsprechend gelöst jubelte er bereits nach dem sicher gestandenen Abgang und noch mehr nach der Siegerehrung in der Mixed-Zone mit seinem Team. „Ich habe schon lange auf diesen Moment gewartet, dann noch alleine und am Reck. Es war einfach ein super Gefühl. Das habe ich echt vermisst. Schön, dass ich das hier seit langem mal wieder hatte“, schilderte Hambüchen seine Gefühlslage.
Scheder turnt mit Sicherheit zu Silber
Mit einer fehlerfreien Übung erturnte sich Sophie Scheder (TuS Chemnitz-Altendorf) am Stufenbarren ihre zweite Silbermedaille der Europaspiele in Baku. Mit Blick auf die Konkurrenz, die durch das neue Wettkampformat sichtlich ausgedünnt war – es durfte nur eine Turnerin pro Nation im Finale antreten – reichte der 20-Jährigen dabei eine Sicherheits-Übung ohne den Hindorf, bei dem sie sich im Mehrkampf einen unfreiwilligen Abgang geleistet hatte.
„Als ich den Abgang in den Stand gemacht habe, war ich so erleichtert. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Im Unterbewusstsein hatte ich schon Angst, dass es doch wieder schief geht, dass vielleicht doch wieder nur der vierte Platz herauskommt. Als es dann aber wirklich geklappt hat, da war ich so happy“, sagte Scheder erleichtert.
Dabei stand ihr Einsatz lange auf der Kippe. Bei ihrem Sturz am Stufenbarren hatte sich die Silbermedaillengewinnerin mit der deutschen Mannschaft am Ellenbogen verletzt. Doch mit viel Tapeband bekamen die Physiotherapeuten die Schmerzen in den Griff. Mit 15.200 Punkten, zwei Zehntel mehr als in der Qualifikation, musste sich Scheder nur der Russin Alija Mustafina, geschlagen geben. Für Mustafina war es das dritte Gold in Baku. „Es ging hier nur um Silber, Gold war nicht zu holen. Das war die beste Barrenübung, die Sophie bisher geturnt hat. Es war alles auf den Punkt“, meinte Trainerin Ulla Koch erfreut.
Platz vier am Balken
Auch am Balken wäre für Scheder eine Medaille drin gewesen. Bis auf die Niederländerin Wevers, die zum Abschluss eine perfekte Übung zeigte, hatten alle Turnerinnen ihre Schwächen und Wackler. Doch auch Scheder fand nicht die nötige Sicherheit, musste am Ende sogar kurz an den Balken greifen. Am Ende verpasste sie die Bronzemedaille hauchdünn - um 0,034 Punkte.