Handball-Ikone Heiner Brand wird 70

Der Handball-Weltmeister Heiner Brand vollendet am Dienstag (26. Juli 2022) sein 70. Lebensjahr.

Heiner Brand feiert am 26. Juli 2022 seinen siebzigsten Geburtstag. Foto: picture-alliance
Heiner Brand feiert am 26. Juli 2022 seinen siebzigsten Geburtstag. Foto: picture-alliance

Brand war 1978 als Spieler im Team vom damaligen Bundestrainer Vlado Stenzel Handball-Weltmeister in Kopenhagen und 2007 selbst als Bundestrainer Handball-Weltmeister in Köln, 

Angesichts dieses sensationellen „Doppelpacks“ ist Heiner Brand der Franz Beckenbauer des Handballs – mehr noch: Heiner Brand ist seit Jahrzehnten „das“ Gesicht des Handballs in Deutschland mit Ausstrahlung in die ganze Welt des Handballs speziell und in den Sport generell.

Heiner Brand wurde als jüngstes Kind mit drei Geschwistern der „berühmten“ Handball-Familie Brand in Gummersbach geboren: Schon Vater Erwin (genannt „Cherry“) hatte Ende der 1920er Jahre in Gummersbach und beim Sport-Club Charlottenburg (SCC Berlin) Handball gespielt – klar, dass die drei Brand-Söhne Klaus (geb. 1941) und Jochen (geb. 1944) dem Wunsch des Vaters folgen würden, obwohl ihre heimliche Liebe damals ebenso dem „angeseheneren“ Fußballspiel galt.

Heiner Brand trat mit sechs Jahren beim VfL Gummersbach ein, durchlief als „Mittelmann“ im Angriff alle Schüler- und Jugendmannschaften, hatte damals schon den Hang zu geschmeidigen Durchbruchaktionen zum Kreis und erlebte als Jugendlicher aus nächster Nähe, wie der VfL Gummersbach u.a. mit seinen beiden älteren Brüdern Ende der 1960er Jahre mit den Spielen in der Dortmunder Westfalenhalle („unser Wohnzimmer“, H.B.) zur europäischen Spitzenmannschaft avancierte, bevor Heiner selbst ab 1972 dazustieß. Mit ihm sollte fortan eine noch erfolgreichere VfL-Ära beginnen:

Seine Erfolgsbilanz als Spieler im VfL-Trikot (vorzugsweise mit der Nummer 2) liest sich dann so: sechsmal Deutscher Meister (von 1973 bis 1976 durchgängig sowie 1982 und 1983), viermal DHB-Pokalsieger (1977, 1978, 1982 und 1983), je zweimal Europacupsieger der Landesmeister (1974 und 1983) und Europapokalsieger der Pokalsieger (1978 und 1979), ferner IHF-Pokalsieger (1982) und zweimal Supercupgewinner (1979 und 1983). Der VfL Gummersbach war damals zusammen mit dem TV Großwallstadt das Maß aller Dinge im Männer-Hallenhandball. Der THW Kiel z.B. kam Anfang der 1990 Jahre dazu.

Sein Debüt in der Nationalmannschaft gab Brand im Jahre 1974 gegen Israel; insgesamt 131 Länderspiele mit 231 Toren (hier vorzugsweise mit der Trikotnummer 14) sollten es am Ende werden. Der größte Erfolg stellte sich bei der Weltmeisterschaft 1978 unter Vlado Stenzel (geb. 1934) in Dänemark ein: Im dramatischen Finale von Kopenhagen am 5. Februar 1978 wurde die übermächtige Mannschaft der Sowjetunion (UdSSR) mit 20:19 (11:11) besiegt. Heiner steuerte einen Treffer bei … was wäre wohl gewesen, wenn er den Treffer nicht erzielt hätte: „Heiner war unser Dirigent in Angriff und Abwehr“, erinnert sich Linkshänder Kurt Klühspies (70), der zusammen mit Heiner und Joachim Deckarm (geb. 1954) den Rückraum bildete. Der Olympia-Boykott in Moskau 1980 bedeute das frühzeitige Ende der Nationalmannschaftskarriere und das WM-Team brach auseinander. Aber was den tragisch verunglückten Joachim Deckarm betrifft, ist es für Heiner eine Herzensangelegenheit, sich um ihn, der jetzt in Gummersbach wohnt, weiterhin zu kümmern (u.a. auch im Verwaltungsausschuss des Joachim Deckarm Fonds bei der Deutschen Sporthilfe).  

Der studierte Diplom-Kaufmann und selbstständige Versicherungskaufmann Brand blieb dem Handball aber auch nach seiner Karriere als Aktiver weiterhin treu: als Trainer des VfL Gummersbach (u.a. Deutscher Meister 1988 und 1991) sowie der SG Wallau-Massenheim (Deutscher Meister 1993, hier auch DHB-Pokalsieger), bevor dann 1997 die Berufung zum DHB-Bundestrainer als Nachfolger von Arno Ehret (geb. 1953) erfolgte, nachdem Brand schon in den 1980er Jahren unter Simon Schobel (geb. 1950) Co-Trainer war. Heiner Brand coachte das DHB-Team bis 2011 in insgesamt 399 (!) Spielen – so oft wie kein anderer vor oder nach ihm; selbst ein Werner Vick (1920-2000) brachte es zwischen 1955 und 1972 (nur) auf 192 Spiele.

Seine Erfolgsbilanz als DHB-Bundesstrainer liest sich dann so: Bronze bei der Europameisterschaft 1998, jeweils fünfte Plätze bei der WM 1999 und den Olympischen Spielen 2000 in Sydney, Silber bei der Europameisterschaft 2002, Vizeweltmeister 2003, Europameister 2004, Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen und 2007 mit dem Wintermärchen von Köln als absolute Krönung: Im berauschenden WM-Finale am 4. Februar 2007 siegte sein Team mit 29:24 (17:13) gegen Polen.

Heiner Brand ist für seine großartigen Leistungen und hohen Verdienste im Handball vielfach ausgezeichnet worden. Wer alle Ehrungen aufzählen will, läuft schnell Gefahr eine wichtige zu vergessen – deswegen hier nur der Beginn seiner Verdienstliste: Heiner war bei der Wahl zum Sportler des Jahres zweimal mit der Mannschaft (mit dem VfL Gummersbach und dem DHB-WM-Team) dabei; einmal war er Handballer und siebenmal Handball-Trainer des Jahres. Allein im WM-Jahr 2007 wurden ihm zwölf Ehrungen zuteil, darunter der Titel „Trainer des Jahres des Deutschen Olympischen Sportbundes“, die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande, die Goldene Sportpyramide, die Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports – übrigens als erster von bisher vier Handballern (Joachim Deckarm, Bernhard Kempa und Erhard Wunderlich) und einer Handballerin (Kristina Richter). Als bisher einziger Handballer wurde Heiner Brand ebenfalls im Jahre 2007 als „Legende des Sports“ von der Deutschen Sportpresse ausgezeichnet – eine hohe Ehrung, die er u.a. mit Uwe Seeler, Henry Maske und Michael Schumacher teilt.

Die Stadt Gummersbach hat „ihrem“ Heiner Brand schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt: mit der Umbenennung des Vorplatzes der Schwalbe-Arena in Heiner-Brand-Platz in Form einer mannshohen Stele mit dem Konterfei von Heiner in typischer Sprungwurfbewegung. Und „seine“ (aktuelle) Gummersbacher VfL-Mannschaft hat ihm mit dem Wieder-Aufstieg in die Bundesliga bereits ein frühzeitiges Geburtstagsgeschenk gemacht.

Auch mit 70 hält sich Heiner Brand fit beim Golfen, auf Fahrradtouren und durch regelmäßige Fitnesseinheiten. Seinen runden Geburtstag verbringt er ganz privat im Kreis der Familie mit Ehefrau Christel, den Kindern Markus und Julia und den Enkeln „unterwegs“ außerhalb von Gummersbach. Jetzt gratuliert ganz Handball-Deutschland „seiner“ Handball-Legende Heiner Brand zum 70. mit DHB-Präsident Andreas Michelmann an der Spitze: „Heiner Brand ist eine der größten Persönlichkeiten, die wir je hatten – nicht nur im Handball, sondern im gesamten deutschen Sport. 1978 und 2007, die Jahre seiner größten Erfolge, sind zugleich Meilensteine für den deutschen Handball. Heiner Brand dient seit Generationen unseren Handballerinnen und Handballern als Vorbild. Gemeinsam mit der gesamten Handball-Familie gratuliere ich herzlich zum 70. Geburtstag und wünsche weiter Glück und Gesundheit!“

(Quelle: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)


  • Heiner Brand feiert am 26. Juli 2022 seinen siebzigsten Geburtstag. Foto: picture-alliance
    Heiner Brand feiert am 26. Juli 2022 seinen siebzigsten Geburtstag. Foto: picture-alliance