Interview mit Klaus Witte, Bundesbeauftragter für das Deutsche Sportabzeichen

Klaus Witte, Bundesbeauftragter für das Deutsche Sportabzeichen des DSB nimmt Stellung zu aktuellen Fragen zum Deutschen Sportabzeichen

Manchmal heißt es, das Sportabzeichen sei nicht mehr zeitgemäß. Wie modern ist es aus Ihrer Sicht noch?

Witte: "Das Deutsche Sportabzeichen feiert in diesem Jahr seinen 90-jährigen Geburtstag. Für einen Menschen mag dies ein hohes Alter sein, für den Breitensport-Orden des Deutschen Sportbundes sicherlich nicht. Die Beliebtheit des Sportabzeichens ist ungebrochen, jährlich liefern über 800.000 Menschen aller Altersgruppen diesen Beweis ihrer persönlichen Fitness. Noch in diesem Sommer wird die 25- millionste Auszeichnung verliehen werden. Das ist weltweit einmalig!

Auch dank der beiden Sponsoren BARMER und ratiopharm können wir neue Ideen umsetzen. Unser online-Auftritt ist ein Beweis für das zeitgemäße Denken. Wir bemühen uns, aktuelle Sportarten wie beispielsweise im Jahr 2000 das Inline-Skaten, in die Palette der Bedingungen aufzunehmen, um die Attraktivität zu steigern. In diesem Jahr haben wir eine neue Altersklasse für die über 80-Jährigen geschaffen, um ihnen weiterhin angemessene Bedingungen bieten zu können und ihre Motivation zu erhalten.

Aber stellt das Ehrenzeichen denn überhaupt noch Motivation genug dar?

Witte: "Auf jeden Fall. Das Abzeichen ist ein äußeres Symbol und Ausdruck einer besonderen sportlichen Leistung. Es hat zwar in den Augen jüngerer Menschen als Abzeichen keine sehr hohe Bedeutung, das sportliche Ergebnis aber schon. Ganz anders sehen dies Erwachsene und ältere Menschen. Sie freuen sich über eine solche Auszeichnung und tragen sie gern. Bei den Jüngeren überwiegt natürlich der Spaß an der Bewegung und bei den Jugendlichen schon vielfach ergänzend der Gedanke, dass durch das Trainieren die Gesundheit gefördert wird. Es ist ja durchaus möglich, dass diese Einstellung und das sich steigernde Gesundheitsbewusstsein bei den Menschen schon bald mehr gesellschaftliche Anerkennung erfährt und beispielsweise von den Krankenkassen als ein Mosaikstein mit einem Bonus bei der Beitragszahlung belohnt wird."

Wird das Sportabzeichen denn in allen Altersklassen durchgehend auf gleichem Niveau akzeptiert oder gibt es Unterschiede?

Witte: Da gibt es durchaus Unterschiede. Bei den älteren Menschen hat das Sportabzeichen eine bemerkenswerte Tradition und genießt eine hohe Wertschätzung. Viele von ihnen haben den Ehrgeiz, sich jedes Jahr auf das Neue dieser Herausforderung zu stellen, die Prüfungen zu wiederholen und damit eine Menge für ihre Gesundheit zu tun.

Auch in den Schulen ist das Sportabzeichen - nicht zuletzt dank der Bemühungen von vielen engagierten Lehrkräften und der finanziellen Unterstützung durch die BARMER - ein voller Erfolg. In diesem Jahr wird das Deutsche Schülerabzeichen gleich zum 10-millionsten Mal seit Einführung im Jahr 1969 abgelegt werden. Ein bedeutender Meilenstein im Jubiläumsjahr!

Aber wir haben auch einen gewissen Schwachpunkt erkannt: In der Altersklasse zwischen 30 und 50 Jahren findet das Sportabzeichen nicht die Resonanz , die es haben müsste. Dieses Manko wollen wir nun als eine Möglichkeit mit dem Firmenfitness-Konzept angehen. Dabei soll in Unternehmen zusammen mit anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Gruppe für das Sportabzeichen trainiert und gemeinsam auch die Prüfung abgelegt werden. Mein Sportabzeichen - das Symbol für die persönliche Fitness !

Was ist in diesem Jahr von diesem Konzept zu erwarten?

 
Witte: Wir sind derzeit in einer intensiven Vorbereitungsphase. Die ersten vier Modellprojekte bundesweit werden im Mai anlaufen. Eins soll dabei deutlich werden: Sporttreiben macht vielen in der Gemeinschaft am meisten Spaß. Deshalb wird gemeinsam trainiert. Natürlich unter der fachkundigen Anleitung von Übungsleitern/innen und erfahrenen Prüfern/innen. Dies ist zwingende Voraussetzungen, um z.B. die notwendige Technik zu erlernen. Wenn die Modellprojekte erfolgreich verlaufen, und davon gehe ich aus, wollen wir dieses Konzept möglichst flächendeckend ausdehnen. Dabei sind wir aber auf die Unterstützung von Unternehmensleitungen und vor allen Dingen auf das Interesse und die Mitarbeit unserer Sportorganisationen vor Ort angewiesen.