Mädchen mit Migrations-Hintergrund wollen mehr Sport, treiben ihn aber selten

Junge Mädchen mit Migrationshintergrund betreiben viel seltener Sport als Hobby, andere Freizeitbeschäftigungen stehen mehr im Vordergrund. Allerdings ist der Wunsch nach mehr Sport sehr stark ausgeprägt. Zu diesen beiden wichtigsten Ergebnissen im Sport kommt eine Untersuchung, die am 14. Dezember 2004 von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Marieluise Beck, vorgestellt wurde.

Marieluise Beck ist beim Fa­milien­mi­nis­terium zustän­dig für Mi­gra­tion (Foto: Bün­dnis90/DIE GRÜ­NEN)
Marieluise Beck ist beim Fa­milien­mi­nis­terium zustän­dig für Mi­gra­tion (Foto: Bün­dnis90/DIE GRÜ­NEN)

Erstmalig wurden 950 Migrantinnen im Alter von 15 bis 21 Jahren türkischer, griechischer, italienischer, ehemals jugoslawischer Herkunft sowie Aussiedlerinnen in Deutschland repräsentativ und umfassend zu einer Fülle von Themen befragt. Der Sport war nur ein Teil der Untersuchung, wurde jetzt aber in einem eigenen Bericht vorgestellt. Die Studie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von Prof. Dr. Ursula Boos-Nünning (Universität Duisburg/Essen) und Frau Prof. Dr. Yasemin Karagasoglu (Universität Bremen) durchgeführt.

 

Der Sport genießt vermutlich keine hohe Wertschätzung

 

Der Sport spielt vor allem bei den Mädchen mit Migrations-Hintergrund eine schwächere Rolle. Nach einer Untersuchung durch das Deutsche Jugendinstitut steht der Sport bei den 5- 11-jährigen Kindern an erster Stelle der Freizeitaktivitäten, völlig unabhängig von der Religion. Bei den 10- und 11-Jährigen Jungs sind sogar die Hälfte sportlich aktiv, bei den Mädchen nur 21 Prozent. Der vergleichbare Wert für deutschen Mädchen: 58 Prozent. Nach der jetzt vorgestellten Erhebung treiben 28 Prozent der befragten Mädchen und Frauen sehr gerne Sport, 22 Prozent manchmal, aber genau die Hälfte selten oder nie. Viel lieber gehen sie in Cafes, Kneipen und Eisdielen, besuchen das Kino, schauen Fernsehen, lesen oder hören Musik. Ein Grund für diese Einordnung: Von vielen Mädchen wird der Sport zu den traditionellen Feldern gezählt und genießt vermutlich keine so hohe Wertschätzung.

 

Anders sehen die Ergebnisse eben aus, wenn nach den Wünschen gefragt wird. Danach wünschen es sich 45 Prozent der Frauen, mehr Sport treiben zu können oder zu wollen. Dies ist der am stärksten geäußerte  Wunsch vor dem Wunsch nach Kino (41 Prozent), lesen (34) und auf Partys gehen (32). Dieser Wert könnte ein Indiz für mehr und bessere entsprechende sportliche Angebote für diese Bevölkerungsgruppe sein.

 

Untersucht wurde auch der Einfluss der Religionszugehörigkeit. Dabei zeigte es sich jedoch, dass die Vermutung „stärkere Religiosität – weniger Sport“ nicht stimmig zu sein scheint. Durch die Befragungen gibt es den Hinweis, dass sogar Mädchen mit schwächerer religiöser Bindung wenig Sport treiben.

 

Die komplette Untersuchung gibt es hier vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Jugend und Frauen zum Downloaden. 


  • Marieluise Beck ist beim Fa­milien­mi­nis­terium zustän­dig für Mi­gra­tion (Foto: Bün­dnis90/DIE GRÜ­NEN)
    Marieluise Beck ist beim Fa­milien­mi­nis­terium zustän­dig für Mi­gra­tion (Foto: Bün­dnis90/DIE GRÜ­NEN)