Niedrigenergie-Schwimmhalle - Königsweg ohne Geld?

Der Berliner Verein Pro Sport 24 e.V., ein Mehrspartenverein mit 6.200 Mitgliedern, davon die Hälfte Freizeit- und Gesundheitssportler, und sieben eigenen Sportanlagen, plant ein ehrgeiziges Projekt. Klaus Eichstädt, Präsident des Vereins, stellt es vor.

Der Verein Pro Sport 24 plant mit seinem Schwimmbadbau ein einmaliges Referenzprojekt. Copyright: picture-alliance
Der Verein Pro Sport 24 plant mit seinem Schwimmbadbau ein einmaliges Referenzprojekt. Copyright: picture-alliance

Die große Nachfrage nach Gesundheitssportangeboten im Wasser und insbesondere nach Kinderschwimmen kann aufgrund der schwierigen Bädersituation in Berlin nicht mehr befriedigt werden. Geeignete Multifunktionsräume für den gesundheitsorientierten Sport in öffentlichen Sportanlagen stehen in zu geringem Umfang zur Verfügung. Dem zunehmenden Nachfrage-druck der immer älter werdenden Berliner Bevölkerung ist nur zu entsprechen, wenn Sportvereine bei der Entwicklung zeitgemäßer Präventions-Angebot noch umfassender als bisher auf eigene Anlagen zurückgreifen können. Dabei ist besonders zu berücksichtigen, dass gesund-heitsorientierter Sport, der zeitlich flexibel angeboten werden muss, stärker von Mädchen und Frauen besucht wird und dadurch Vereinsmitglieder gewonnen werden können, die bisher im organisierten Sport unterrepräsentiert sind.

Der Berliner Verein Pro Sport 24 e.V. will durch ein bundesweites einmaliges Referenzobjekt beweisen, dass auch Non-Profit-Organisationen in der Lage sind, ein Schwimmbad unter Berücksichtigung aller technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Parameter ohne öffentliche Betriebskostenzuschüsse zu betreiben. Dazu soll im Rahmen eines integralen Gebäude- und Technikkonzeptes u.a. der zulässige Primärenergieverbrauch für Außenluft- und Warmwassererwärmung um 40% reduziert werden (Erfüllung von Passivhauskriterien). Darüber hinaus soll das multifunktionale Becken u.a. teilbar sein, um die Auslastung zu erhöhen. Zudem wurden Beschallungs- und Beleuchtungstechnik sowie die Umkleidebereiche unterschiedlichsten Nutzergruppen angepasst. Eine angemessene öffentliche Förderung dieses innovativen Vor-habens begegnet den bekannten Engpässen: So sieht das Berliner „Vereinsinvestitions-programm“ (40% Eigenmittel, 40% zinsloses Darlehen, 20% Zuschuss) Neubauten erst an vierter Stelle seines Prioritätenkatalogs vor. Das führt letztendlich bei der derzeitigen finanziellen Ausstattung des Programms dazu, dass zukunftsweisende Projekte ab einer bestimmten Größenordnung nicht mehr gefördert werden können. Auch andere Förderprogramme greifen derzeit nur bei Sanierungsmaßnahmen, nicht aber beim Neubau dringend erforderlicher, zusätzlicher Gesundheits-Sportanlagen.

Eine reine Kapitalmarktfinanzierung derartiger Bauprojekte hätte zur Folge, dass der Gesund-heitssport nur zu Beitragskonditionen der „Kommerziellen“ angeboten werden könnte. Damit wären gerade die Bevölkerungsschichten vom Gesundheitssport ausgeschlossen, die diesen am Nötigsten haben. Aufgrund dieses Dilemmas ist zu befürchten, dass der organisierte Sport auch im Bereich des „Aqua-Sports“ von kommerziellen Anbietern abgehängt wird.

Eine öffentliche Sportstättenförderung, die Innovationen, Effizienzsteigerung und Klimaschutz sowie entsprechende Aktivitäten von Sportvereinen fördern, ist notwendiger denn je.


  • Der Verein Pro Sport 24 plant mit seinem Schwimmbadbau ein einmaliges Referenzprojekt. Copyright: picture-alliance
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