NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach: Olympiabewerbungen sind kein Spekulationsobjekt

NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach. Copyright NOK.
NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach. Copyright NOK.

Die Diskussion über eine deutsche Olympiabewerbung ist bereits seit Dezember 2004 für den 27. Januar 2005 terminiert.

 

Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, Dr. Klaus Steinbach, rät angesichts der Diskussion um mögliche Bewerbungen für Olympische Spiele in Deutschland, dem Beispiel des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude zu folgen: dieser hatte Zurückhaltung angekündigt.

 

Das NOK hatte im Dezember die Tagesordnung für die NOK-Präsidiumssitzung am 27.01.2005 veröffentlicht. Auf der Themenliste sei unter anderem der IOC-Zeitrahmen für Bewerbungen um Olympische Spiele aufgeführt.

 

Sich davon verleiten zu lassen, vorab über die Chancen von Bewerbungen um Sommer- oder Winterspiele zu spekulieren, ersetze nicht die am 27. Januar beginnende intensive Diskussion.

 

Diese sei erforderlich , um rechtzeitig vor dem Ablauf der Bewerbungsfrist für Olympischen Winterspiele 2014 am 28.07.2005 zu entscheiden, ob und gegebenenfalls worum sich Deutschland bewerbe.

 

Im Übrigen sei nicht nur der NOK-Zeitplan bekannt: die am 28.06.2004 veröffentlichten 10 „Eckpunkte für eine künftige Bewerbung“ steckten den Rahmen für potentielle Interessenten ab.

 

„München, Berlin, Hamburg und der gesamte deutsche Sport müssen wissen, woran sie sind“, so Steinbach, „und maßgeblich dafür ist die Diskussion im NOK-Präsidium.“

 

 

 

Bilanz der Olympiabewerbung 2012 nach dem Ausscheiden Leipzigs aus dem Kreis der Kandidaten am 18.05.2004 in Lausanne

 

Die vom Präsidium in seiner Sitzung am 04.06.2004 eingesetzte Arbeitsgruppe „Olympiabewerbung 2012“ mit den Herren Dr. Steinbach, von Richthofen, Brechtken, Rapp, Krämer und Schwank hat am 18.06.2004 in Frankfurt am Main getagt. Sie hat den Bewerbungsprozess Leipzigs um die Olympischen Spiele 2012 sorgfältig und kritisch analysiert und daraus Eckpunkte für eine zukünftige Bewerbung des NOK für Deutschland um Olympische Spiele abgeleitet:

 

1. Das NOK für Deutschland sieht in der Durchführung Olympischer Spiele unverändert eine große Chance für die Entwicklung des Sports in der Bundesrepublik Deutschland. Das NOK wird sich daher zu einem geeigneten Zeitpunkt erneut um die Olympischen Spiele bewerben. Es wird gemeinsam mit den Sportfachverbänden prüfen, ob eine Bewerbung für die Sommer- oder für die Winterspiele erfolgen wird.

2. Leitlinie einer zukünftigen Bewerbung um Olympische Spiele ist die alleinige Ausrichtung an der internationalen Durchsetzungsfähigkeit der Bewerberstadt.

Dabei werden ausschließlich die für die Auswahl der Bewerberstädte gültigen Kriterien des IOC maßgeblich sein. Zukünftige Entscheidungen des IOC bei der Vergabe von Olympischen Spielen werden berücksichtigt.

3. Das NOK für Deutschland stellt fest, dass ein nationales Bewerbungs- und Auswahlverfahren in der praktizierten Form nicht mehr durchgeführt wird.

4. Die Auswahl einer zukünftigen Bewerberstadt wird durch das Präsidium des NOK für Deutschland vorgenommen und der Mitgliederversammlung des NOK zur Beschlussfassung empfohlen. Bei Interesse mehrerer Städte wird das NOK für Deutschland einen internen, eng gesteuerten Auswahlprozess durchführen.

5. Die Bewerberstadt muß die jeweils geforderten Kriterien des Internationalen Olympischen Komitees als eine Bewerberstadt unzweifelhaft erfüllen können. Sie muß bereit sein auch für wiederholte Bewerbungen zur Verfügung zu stehen.

6. Ein zukünftiger Bewerbungsprozess um Olympische Spiele erfordert eine starke zentrale und eng geführte Steuerung durch das NOK für Deutschland in enger Kooperation mit den anderen Gremien des deutschen Sports. Dem Sachverstand internationaler Experten und den deutschen Vertretern in internationalen Fachverbänden und Gremien wird hierbei hohe Bedeutung beigemessen.

7. Eine erneute Bewerbung um Olympische Spiele kann nur erfolgreich sein, wenn sie als nationales Anliegen von allen Regionen des Landes gewollt und mitgetragen wird. Dieser „nationale Schulterschluss“ erfordert einen engen Verbund von Sport, Politik und Wirtschaft und deren klares Bekenntnis zu einer nationalen Aufgabe „Olympische Spiele“. Der deutsche Sport muss sich kraftvoll hinter einer Bewerbung um Olympische Spiele bündeln. Das Nationale Olympische Komitee für Deutschland wird dieser Aufgabe in engster Partnerschaft zu DSB und den Sportfachverbänden nachkommen.

Als Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung ist es erforderlich, dass Regierungen und Parlamente in Bund und Ländern vor Eintritt in eine Bewerbung ihren uneingeschränkten Willen zur Bewerbung um Olympische Spiele manifestieren.

Unabdingbare Voraussetzung für eine Bewerbung ist die Unterstützungszusage der deutschen Wirtschaft vor Eintritt in die Bewerbung um Olympische Spiele.

8. Der deutsche Sport wird sich die Verstärkung seiner internationalen Präsenz und Sportpolitik zur Aufgabe machen. Eine intensive Unterstützung zukünftiger Bewerbungen durch die auswärtige Kulturpolitik sowie durch die Maßnahmen zur Förderung des Sports in Ländern der Dritten Welt sind unabdingbar.

9. Um unverändert seinen Beitrag zur Sicherung Deutschlands als Standort internationaler Sportereignisse zu leisten, wird sich der deutsche Sport wie bisher auch in Zukunft um internationale Sportgroßveranstaltungen wie Welt- und Europameisterschaften in Deutschland bewerben. Das NOK weist darauf hin, dass dafür die jeweils steuerrechtlichen Rahmenbedingungen bestehen müssen.

10. Das NOK für Deutschland wird zum Zwecke der ständigen Befassung mit dem Thema „Bewerbung um Olympische Spiele“ eine Präsidialkommission einrichten, die das Präsidium laufend über entsprechende Entwicklungen unterrichtet.

 

Dokument der "Arbeitsgruppe Olympiabewerbung 2012"; beschlossen vom NOK-Präsidium am 28.06.2004 in Frankfurt/M.


  • NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach. Copyright NOK.
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