Bericht von der Tagung des Präsidiums am 01.10.2003 in Velen
Mit der (nicht-öffentlichen) Präsentation der offiziellen Einkleidung der Olympiamannschaft 2004 durch die Firmen adidas, Bäumler und Betty Barkley endete am 01.10.2003 eine von weitreichenden Beschlüssen geprägte Sitzung des Präsidiums des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland in Velen.
Zu den wichtigsten Entscheidungen der auf Einladung von Vizepräsident Dieter Graf Landsberg-Velen auf Sportschloss Velen durchgeführten Beratung, zählte die Empfehlung des Präsidiums, die NOK-Geschäftsstelle nach Berlin zu verlegen. Darüber hinaus befürwortete das Präsidium Einzelfall-Anträge des Bundes Deutscher Radfahrer und des Deutschen Fechterbundes zur Startberechtigung von Jan Ullrich und Christian Kraus bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen.
Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2004 in Athen beschloss das Präsidium die in Zusammenarbeit zwischen DSB/BL und nationalen Fachverbänden erarbeiteten fachspezifischen nationalen Nominierungskriterien (bis auf wenige Ausnahmen, die sich aus den Vorgaben der Wettkampfkalender ergeben und die am 7.11.03 vorgelegt werden).
Im Rahmen von Einzelfallentscheidungen zur Startberechtigung von Aktiven, die sich im Zeitraum zwischen dem 1.10.2000 und dem 12.08.2002 eines Dopingverstoßes schuldig gemacht hatten, fasste das Präsidium nach entsprechenden Anträgen der betroffenen Spitzenverbände den Beschluss, dass Jan Ullrich (BDR) und Christian Kraus (Deutscher Fechter-Bund) im Falle einer sportlichen Qualifikation, eines vorhandenen Startplatzes und bei einem entsprechenden Vorschlag des zuständigen nationalen Fachverbandes aus der Sicht des NOK zulassungsfähig ("eligible") sind und damit auch vom NOK als Teilnehmer an den Olympischen Spielen 2004 nominiert werden könnten.
"Die bereits im November des Vorjahres beschlossenen Grundsätze zur Nominierung beinhalten seit langer Zeit die Möglichkeit, u.a. bei sog. leichteren Verstößen Einzelfallenscheidungen zu treffen. Diese wurde auch bei vorhergehenden Spielen wahrgenommen. Die Meinung, man könne in diesem Zusammenhang von einem `Aufweichen der Grundsätze´ sprechen, entbehren daher einer sachlichen Grundlage", widersprach NOK-Generalsekretär Heiner Henze erneut der von Journalisten aufgeworfenen Frage nach einer Lex Jan Ullrich.
Die Empfehlung für die Verlegung der NOK-Geschäftsstelle erfolgte nach zum Teil kontroverser Diskussion mehrheitlich zugunsten Berlins. Der Senat von Berlin hatte dem NOK im Mai im Zuge von Beratungen über den Erhalt des Deutschen Olympischen Instituts Am Kleinen Wannsee in Berlin einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet: „Das Präsidium befürwortete grundsätzlich den Umzug der NOK-Geschäftsstelle nach Berlin und hat den Präsidenten und den Schatzmeister in Verhandlungen einzutreten und gemeinsam mit den Verantwortlichen in Berlin rechtsverbindliche Vertragsgrundlagen zu schaffen“, erläuterte NOK-Präsident Steinbach nach der Sitzung. Die endgültige Entscheidung wird von der NOK-Mitgliederversammlung erwartet, die am 8.11.2003 in Leipzig zusammentritt.
Die Zusammenarbeit des NOK mit weiteren Partnern wurde in Velen in finanzieller Hinsicht einer Prüfung unterzogen. Nach zuvor erfolgten Spitzengesprächen zwischen den Präsidenten und Schatzmeistern werden zur Vermeidung weitere Beeinträchtigungen der Rücklagen von den Einsparungen im ordentlichen NOK-Haushalt 2004 insbesondere das Deutsche Olympische Institut, das Deutsche Sport- und Olympiamuseum, das EU-Büro des Deutschen Sports und die Deutsche Olympische Gesellschaft betroffen sein. Nicht für den Haushalt 2004 aber für die Zeit danach vorgesehen ist die Einstellung/Reduzierung der Zuwendungen an den Bereich Leistungssport des DSB. Auch aus der gemeinsamen Vermarktung mit der Stiftung Deutsche Sporthilfe sollen dem NOK künftig mehr Mittel zufließen.
Mit der vom Internationalen Olympischen Komitee für das Jahr 2003 gestifteten IOC-Trophäe zum Thema "Sporting Excellence" beehrt das NOK auf Beschluss seines Präsidiums seinen Vizepräsidenten Dieter Graf Landsberg-Velen. Graf Landsberg-Velen gehört dem Gremium seit 30 Jahren an und hat sich darüber hinaus neben Ehrenämtern im sozialen und karitativen Bereich auch als langjähriger Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Präsidiumsmitglied des Deutschen Sportbundes und Vizepräsident der Internationalen Reiterlichen Vereinigung außerordentliche Verdienste um die Sportentwicklung, insbesondere aber um die deutsche Olympiabewerbung 2012 erworben. Die Verleihung der IOC-Trophäe wird auf der NOK-Mitgliederversammlung am 08.11. in Leipzig erfolgen.
In Vorbereitung auf diese Versammlung empfahl das Präsidium die Nachwahl des bislang im Präsidium kooptierten Schatzmeisters Hans-Peter Krämer, des leitenden Arztes der Olympiamannschaft Athen, Prof. Dr. Wilfried Kindermann, des im Jahr 2004 turnusgemäß aus der IOC-Athletenkommission ausscheidenden IOC-Mitglieds Dr. Roland Baar, der Vertreterin des NOK im Präsidium der DOG, Stefanie Werremeier und des Präsidenten des Deutschen Behindertensport-Verbandes Theodor Zühlsdorf, Hartwig Gauder und Ulrich Wehling als persönliche Mitglieder. Zur Wahl als Ehrenmitglied auf Lebenszeit wird das Präsidium der Mitgliederversammlung Klaus Kotter, langjähriger Beisitzer im NOK-Präsidium und Präsident des Bob- und Schlittensportverbandes für Deutschland vorschlagen. Die Mitgliederversammlung selbst soll durch NOK-Vizepräsident Dr. Clemens Prokop geleitet werden.
Bernhard Schwank, der neue Generalsekretär des NOK, der am 01.10. in die Geschäftsführung eintrat und am 01.11. die Nachfolge von Heiner Henze antritt, wird das NOK künftig neben Stefanie Werremeier im Präsidium der DOG vertreten. Außerdem nimmt er die NOK-Vertretung im Beirat für Leistungssportentwicklung des DSB-BL wahr. Im Auftrag des Präsidiums weiterhin in der Kommission für Technische Zusammenarbeit der EOC bleibt bis zum Ende der EOC-Wahlperiode der zum 31.10. aus dem Amt scheidende NOK-Generalsekretär Heiner Henze.