OFFENE SPORTGRUPPEN FÜR SKATER IN WÜRZBURG HOLEN JUGENDLICHE VON DER STRASSE

(ids) Gebannt verfolgen die Schüler der Hauptschule im Würzburger Stadtteil Heuchelhof die Tricks der Skater auf der Rampe. Der junge Skateboarder nimmt Schwung, springt am Ende der Rampe ab, seine Kniespitzen erreichen fast seine Ohren, er dreht sich in der Luft, nur mit der äußersten Fußspitze berührt er noch das durch die Luft fliegende Board – und landet dann samt Board sicher auf dem Asphalt.

 

Ein schönes Inte­gra­tions­pro­jekt: Offene Sport­gruppe in Würz­burg (alles Fotos: Bayrischer Lan­des­sport­ver­band)
Ein schönes Inte­gra­tions­pro­jekt: Offene Sport­gruppe in Würz­burg (alles Fotos: Bayrischer Lan­des­sport­ver­band)

Ein Raunen geht durch die Menge der sichtlich beeindruckten Schüler. Der türkischstämmige Junge trainiert schon seit 3 Jahren in der offenen Sportgruppe auf der Rampe in Heuchelhof. Jedes Jahr präsentieren die Jugendlichen des Würzburger-Skate-Projekts einmal im Frühjahr ihr Können und ihre Tricks vor den Schülern, um Werbung für das Projekt zu machen und neue Jugendliche zu aktivieren.

„Mit dem Skate-Projekt holen wir die Jugendlichen in Würzburg schon seit fünf Jahren mit Erfolg von der Straße und bieten ihnen eine attraktive Möglichkeit, ihre Freizeit zu gestalten“, erklärt Dr. Ramón Quintana, der als Regionalkoordinator für Bayern Nord das Programm „Integration durch Sport“ begleitet. Zwei Anlagen in den Würzburger Stadtteilen Heuchelhof und Versbach bieten den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich in betreuten, offenen Sportgruppen zum Skaten zu treffen. Die Teilnehmer sind ganz unterschiedlicher Herkunft. Im Jahr 2004 trafen sich auf den beiden Anlagen insgesamt 327 Teilnehmer zum skaten, davon 83 Aussiedler, 47 Zuwanderer und 197 Einheimische. „Beim Skaten ist es vollkommen egal, ob jemand Aussiedler oder Deutscher ist. Es kommt vor allem darauf an, das persönliche Repertoire an Tricks zu vergrößern, und das geht am besten durch gegenseitiges Beobachten“, berichtet Quintana. Dabei spielt es keine Rolle, ob Jungen und Mädchen zusammen skaten, Anfänger und Fortgeschrittene oder Ältere und Jüngere. Je unterschiedlicher die Gruppe zusammengesetzt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit sich neue Tricks abschauen zu können.

 

„Beim Skaten ist es vollkommen egal, ob jemand Aussiedler oder Deutscher ist."

Die zwei offenen Sportgruppen der Skater werden von vier Sportstudenten betreut, die mit den Jugendlichen auch regelmäßig Tagesausflüge zu anderen Skateanlagen und Wettkämpfen machen. „Die Ausflüge in kleinen Gruppen sind eine gute Möglichkeit, das soziale Miteinander noch weiter zu stärken“, erzählt Quintana, der von keinen negativen Zwischenfällen während der Ausflüge zu berichten weiß.

Um die Skate-Gruppen auch langfristig aufrecht erhalten zu können, hofft Quintana auf die Integration der Gruppen in zwei Sportvereinen. Bisher gibt es noch keinen Verein für Skate-Boarder in Würzburg. „Wir sind mit zwei Vereinen im Gespräch, in denen wir 2005 eventuell Skate-Abteilungen gründen können“, erklärt Quintana. „Natürlich werden nicht alle Kinder und Jugendlichen in einen Verein eintreten wollen. Wir müssen ihnen die Vorteile erst gut verkaufen“, gibt Quintana zu bedenken. Durch die Sportvereine haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich besser zu präsentieren, können bei Vereinsjubiläen und Stadtteilfesten auftreten. Zudem können auch die anderen Sportmöglichkeiten, wie zum Beispiel Krafträume genutzt werden. „Wenn die Angliederung klappt, wäre das ein großartiger Erfolg für das Sonderprogramm“, nimmt Quintana vorweg.


  • Ein schönes Inte­gra­tions­pro­jekt: Offene Sport­gruppe in Würz­burg (alles Fotos: Bayrischer Lan­des­sport­ver­band)
    Ein schönes Inte­gra­tions­pro­jekt: Offene Sport­gruppe in Würz­burg (alles Fotos: Bayrischer Lan­des­sport­ver­band)