Sport im Fernsehen

Das Sportprogramm im Fernsehen wird bestimmt durch die Quote, nicht durch Ausgewogenheit und Vielfalt, meint Detlef Kuhlmann, Professor für Sportwissenschaft an der Leibniz Universität Hannover.

Foto: picture-alliance
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Über die mediale Versorgung mit Sport im Fernsehen darf sich im Grunde niemand groß beklagen – es sei denn, man ärgert sich, warum am vorigen Samstag ausgerechnet das Wimbledon-Finale im Bezahlfernsehen lief – egal: Die Spartensender offerieren täglich Live-Übertragungen, auch in anderen Programmen ist ständig aktueller Sport zu empfangen. Zuweilen muss sich der Interessierte sogar zwischen gleichzeitig laufenden Sportereignissen entscheiden. Motorsport hier, Reitsport dort und Leichtathletik noch woanders. Oder doch eher Boxen?

Über die Ausgewogenheit der medialen Versorgung mit Sport im Fernsehen ist dagegen nach wie vor zu streiten: Würde man etwa die Mitglieder-Stärke der Fachverbände zugrundelegen, dann müsste nach Fußball das Turnen die zweitgrößten Sendeumfang erhalten; Eishockey und Fechten hätten in etwa die gleichen Anteile genauso wie Behindertensport und Tischtennis. Lassen wir das – Quote geht anders! Die Handballer haben gerade „Platzangst“, weil ihr Live-Spiel der Woche mit Fußball aus den vierten Ligen ersetzt werden soll.

Über die Jahre haben sich aber im Fernsehen noch ganz andere sportaffine Formate etabliert, wenn man Sport – wie das z.B. Sportpädagogen gern tun – als willkürliche Schaffung von Aufgaben und Herausforderungen definiert, die vorwiegend mit körperlichen Mitteln gelöst werden sollen. Sport kann man schließlich ständig üben, verbessern und ständig neu erfinden. Bei „Wetten, dass ..?“ sind solche körperlichen Aktivitäten immer wieder gern gesehen – egal ob eine besondere Kraftanstrengung gefordert ist oder das Duell bevorsteht, ob ein Mensch allein oder der Reiter mit seinem Pferd schneller durch den Hindernisparcours gelangt.

Über das letzte Wochenende wurden wir wieder mit mehreren solcher TV-Sendungen versorgt: Parallel zur Ausstrahlung von „Die Pool Champions – Promis unter Wasser“ wurden bei „Got to dance“ per SMS-Voting und angeblich mit nur 0,15 Prozent Vorsprung (wie tragisch-dramatisch!) Veronika und Daniel mit dem Titel „Bester Dance-Act Deutschlands“ ausgezeichnet. Und dann war da noch Fußball: „Das Duell: Alle gegen den BvB“, für das schon seit Mai live per Konditions- und Koordinations-Casting Zweite-Reihe-Promis als Spieler ausgewählt wurden. Wie dieses Duell ausgegangen ist? Keine Ahnung – muss man das überhaupt wissen? Es ging dabei schließlich um Geld für die Opfer der Flutkatastrophe – und war auch Sport im Fernsehen!


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