Jan Mayer und Hans-Dieter Hermann erinnern an Hans Eberspächer, der sich insbesondere mit dem Thema "Mentales Training" beschäftigt hat:
"Die Reaktionen der Menschen auf diese Nachricht verdeutlichen, welche besondere, herausragende Persönlichkeit er war. So schreibt eine ehemalige Studentin: ´Ich habe Herrn Prof. Eberspächer - aus Studierendensicht - als ganz außergewöhnlichen Professor und Menschen in Erinnerung. Derartige Faszination über einen Themenbereich habe ich zu keinem anderen Thema erlebt wie zur Sportpsychologie - und das lag mit Sicherheit auch zu großen Teilen an der Person, die die ungewöhnlichsten und packendsten aller Vorlesungen gehalten hat.`
Hans Eberspächer hat die Menschen angesprochen, fasziniert und damit auch die Sportpsychologie zu dem werden zu lassen, was sie heute ist. Sportler, Trainer, Studierende aber auch Kollegen und sonstige Zuhörer konnte er wie kein Zweiter für die Sportpsychologie begeistern. Ihm gelang es, komplexe Zusammenhänge so zu vermitteln, dass sie verstehbar und handlungsweisend wurden. Er konnte mit dieser Art und Weise Menschen für sein Fachgebiet gewinnen und ihnen nachhaltige und auch lebensbegleitende Einsichten vermitteln. Ihm ist gelungen die angewandte Sportpsychologie in Deutschland zu einem anerkannten Bestandteil in der Athleten- und Mannschaftsbetreuung zu etablieren.
Hans Eberspächer wurde am 15. April 1943 in Stuttgart geboren. Er studierte in Köln, schloss dort als Diplom-Sportlehrer an der Deutschen Sporthochschule und als Diplom-Psychologe an der Universität zu Köln ab. Er promovierte dort 1971 an der Mathematischen und Naturwissenschaftlichen Fakultät zum Dr. rer. nat. Es folgten die Habilitation und ein Ruf als Professor an die Universität Frankfurt. 1978 erhielt er einen Ruf an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, und war dort bis 2007 Professor für Sportpsychologie am Institut für Sport und Sportwissenschaft.
Die Schwerpunkte seines wissenschaftlichen Interesses waren die Themenbereiche ‚Stress und Beanspruchung‘, ‚Belastung‘ und ‚Regeneration‘, ‚kognitives Fertigkeitstraining‘ und hierbei insbesondere das Mentale Training. Die Anwendung des Mentalen Trainings auch außerhalb des Sports, in Bereichen, in denen unter Druckbedingungen erfolgreich agiert werden muss (z.B. Luftfahrt, Chirurgie etc.) ist insbesondere auf das Wirken von Hans Eberspächer zurückzuführen. Seine wissenschaftliche Arbeit schlug sich in unzähligen Publikationen nieder. Besonders große Resonanz fanden dabei Werke, die nicht nur für den wissenschaftlich interessierten Leser geschrieben wurden.
So zeichnen sich Bücher wie das ´Mentale Training` (Copress-Verlag), ´Ressource Ich` (Hanser-Verlag) oder ´Gut sein, wenn’s drauf ankommt` (Hanser-Verlag) dadurch aus, dass sie die sportpsychologischen Techniken und Inhalte einer breiten Lesergruppe zugänglich machen. Sein 1982 veröffentlichtes Standardwerk ´Sportpsychologie`(Rowohlt-Verlag) wurde das meistgelesene Buch des Fachgebiets.
Er war bis zuletzt aktiver Sportler. Früher Leistungssportler in der Leichtathletik, im Handball und im Boxen. Ganz besonders begeistert war er vom Motorradfahren, gerade in dieser Sportart galt er als eine Ikone der Szene. Mit seinem letzten Buch ´Motorradfahren – mental trainiert` (Motorbuch-Verlag) hinterlässt er ein praxisorientiertes Standardwerk für die Motorsportler.
Hans Eberspächer war in maßgeblichen Gremien aktiv, unter anderem von 1977-1985 Gründungsmitglied und Mitglied des Vorstands der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft e.V. (dvs) und von 1985-1989 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland e.V. (asp).
Hans Eberspächer gilt als der Pionier der praktischen Sportpsychologie in Deutschland. Er selbst hat mehrere Nationalmannschaften sportpsychologisch betreut und war bei mehreren Olympischen Spielen akkreditiert.
Zudem hat er ganz wesentlich über Jahrzehnte dazu beigetragen, dass die wissenschaftlich fundierte, angewandte Sportpsychologie von Vereinen, Verbänden und von der interessierten Öffentlichkeit als definitiver Bestandteil des Leistungssport akzeptiert wurde und heute wie selbstverständlich nachgefragt wird. Nicht zuletzt die Initiierung der Zentralen Koordination Sportpsychologie (ZKS) des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im Jahre 2003 ist ein wesentlicher Bestandteil der Etablierung der Sportpsychologie als Institution und mit dem Namen Hans Eberspächer verbunden. Nicht nur Sportler und Trainer, auch zahlreiche in der Praxis des Leistungssports aktive Sportpsychologinnen und Sportpsychologen haben von seiner Arbeit und seinem Denken profitiert und profitieren über seinen Tod hinaus.
Hans Eberspächer wird fehlen – dennoch überwiegt die Dankbarkeit und die Erinnerung an diesen außergewöhnlichen Menschen. Seine Gedanken, sein Humor, seine unnachahmliche Art bleiben in der Erinnerung bestehen und man ist voll Freude, ihn erlebt zu haben."
(Quelle: Jan Mayer und Hans-Dieter Hermann)