„Sterne des Sports“ ist eine Initiative des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Volksbanken Raiffeisenbanken.
Eine Talentschmiede sorgt für Furore und engagiert sich für Integration
Integrative Nachwuchsarbeit und sportliche Leistung gehen beim Weimarer Boxverein e.V. Hand in Hand. Clubmitglieder unterschiedlicher Herkunft und Konfession trainieren kameradschaftlich zusammen und boxen sich bei Landesmeisterschaften von Sieg zu Sieg. Dafür, dass bei allen sportlichen Erfolgen, die Schule nicht auf der Strecke bleibt, sorgt eine eigene Nachhilfeabteilung im Verein.
Thomas Elke, zweiter Vorsitzender des Weimarer BV, ist Trainer und Sozialarbeiter in einem. Er ist mit väterlichem Rat zur Stelle, fordert aber auch Einsatz von seinen Schützlingen. „Ich bin Trainer von Beruf. Ich will auch Leistung sehen. Das ist ganz klar“, macht er seinen Standpunkt deutlich. Im Boxclub wird auf Disziplin großen Wert gelegt, und es gibt feste Regeln. „Im Verein wird Deutsch gesprochen. Die Sportler begrüßen und verabschieden sich mit Handschlag“, berichtet Thomas Elke.
Die Zusammenarbeit mit Eltern und Schulen ist eine Säule des Erfolgs. Thomas Elke nimmt einmal in der Woche an den Lehrerkonferenzen teil, zudem kontrolliert er die Hausaufgabenhefte. Für den Nachhilfeunterricht gibt es eine eigene Abteilung. Im Bürgerhaus in Weimar-West sorgen eigens engagierte Lehrer dafür, dass bei den Boxern die schulischen Leistungen stimmen. Eltern mit Migrationshintergrund können auch am Deutschunterricht teilnehmen. Maßnahmen, die sich später auszahlen: „Ich habe noch nie einen Sportler von uns ohne Lehre aus der Schule gehen sehen“, sagt Thomas Elke. Das Netzwerk mit Firmen und Betrieben in Weimar und Umgebung funktioniert.
Der Verein hat 115 aktive Mitglieder, etwa 65 davon haben einen Migrationshintergrund. Darum ist Toleranz das oberste Gebot. Denn auch soziale und religiöse Unterschiede gilt es zu überbrücken. Im Verein treiben Christen, Juden und Moslems gemeinsam Sport. Seit 2006 steigen in Weimar auch Mädchen in den Ring. Auch zwischen den Geschlechtern gibt es keine Konflikte. In einem Verein, in dem Herkunft zur Nebensache wird, trainieren auch Russen und Tschetschenen zusammen. „Die beiden Völker führen seit hunderten Jahren Krieg, bei uns treiben sie gemeinsam Sport und erweisen sich Achtung und Respekt“, sagt Thomas Elke stolz. Mit Andrej Izmajlov, einem Diplomtrainer aus Kasachstan, hat der Verein zudem jemanden in seinen Reihen, der als Ansprechpartner für russischsprachige Eltern fungiert.
Im Nachwuchsbereich kann der Weimarer Boxverein dieses Jahr knapp 60 Landesmeister vorweisen. Er ist damit in Thüringen nahezu konkurrenzlos. Für Thomas Elke zählen neben den sportlichen aber auch die integrativen Aspekte: „Riesenerfolge sind die gute Zusammenarbeit der Sportler, die tolle Kameradschaft auch außerhalb des Vereins und das aufgebaute Vertrauen zwischen den jugendlichen Boxern und den Trainern.“ Die Integrationsarbeit des Boxvereins soll zu einem besseren Zusammenleben nicht nur im Verein beitragen und wendet sich gegen Gewalt in der Gesellschaft: „Oft wird erst gehandelt, wenn es zu spät ist. Wir arbeiten an der Basis, dass es erst gar nicht soweit kommt“, erläutert Thomas Elke das Konzept.