„Sterne des Sports“ 2008: Die 17 Finalisten im Porträt (9)

Am 26. Januar hat Bundespräsident Horst Köhler in Berlin die „Sterne des Sports“ 2008 in Gold überreicht. Alle 17 Finalisten überzeugten die Jury durch ihr großes gesellschaftspolitisches Engagement, so auch der Verein Plauer Hai-Live e.V..

Bundespräsident Horst Köhler, Annette Schuhmann vom Plauer Hai-Live, Elgin Stündel von der VR Güstrow, DOSB-Präsident Thomas Bach und BVR-Präsident Uwe Fröhlich (v.l.).
Bundespräsident Horst Köhler, Annette Schuhmann vom Plauer Hai-Live, Elgin Stündel von der VR Güstrow, DOSB-Präsident Thomas Bach und BVR-Präsident Uwe Fröhlich (v.l.).

„Sterne des Sports“ ist eine Initiative des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Volksbanken Raiffeisenbanken.

Segeln für Menschen mit Behinderung

 

„Wir vermitteln Freude am Segeln“ lautet das Motto des Vereins Plauer Hai-Live e.V. aus Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern. Das ist aber längst nicht alles. Der Verein fördert die Integration von Behinderten durch das Segeln. „Das Segeln“, so sagt die Vereinsvorsitzende Annett Schumann, „ist eine Sportart, bei der Behinderte die gleichen Chancen haben wie Nichtbehinderte.“ Dass das mit der Chancengleichheit bestens klappt, beweisen Nachfrage und Erfolge. Inzwischen ist der im Frühjahr 2006 gegründete Verein auf 26 Mitglieder gewachsen, von denen die Hälfte behindert ist. Einige von ihnen sind durch Krankheiten oder Unfälle an den Rollstuhl gebunden oder anderweitig nur eingeschränkt bewegungsfähig; auch einige Mitglieder mit geistigen Behinderungen hat der Verein. Die Altersgruppe ist weit gefasst: Sie reicht von 18 bis 72. „Es ist ein gutes Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten und von Alt und Jung“, sagt Annett Schumann, und ihr Mann stimmt ihr zu. Er ist Neurochirurg und leitender Arzt an der Reha-Klinik Plau am See. Er weiß um die Schwierigkeiten, die Behinderte haben, wenn sie nach dem Klinikaufenthalt zurück in ihren Alltag gehen: „Viele fallen in ein tiefes Loch.“ Vor diesem Hintergrund entstand die Idee für das Angebot für „Segler mit Handicap". Gemeinsam mit einem Herbergsvater vom Plauer See entwickelte das Ehepaar Schumann das Konzept für die Plauer Haie.

In der Herberge wurden behindertengerechte Unterkünfte eingerichtet, und das Klinikum am See spendete das erste Boot. Ein Einmannkielboot der Klasse 2.4 mR („two-point-four“) wie es auch bei den Paralympics zugelassen ist. Inzwischen verfügt der Verein über fünf solcher Boote sowie einen kostenfreien Steg an der Plauer Marina und einen eigenen Container. „Unser Vereinsheim“, sagt Annett Schumann stolz. Sie freut sich, dass die Segler mit Handicap soviel Unter-stützung finden. „Unser gesamtes Angebot stützt sich auf die ehrenamtliche und unentgeltliche Arbeit unserer Mitglieder“, sagt sie. Das erlaubt es, den Jahresbeitrag für die Mitglieder auf günstige 60 Euro zu begrenzen. Das Programm, das dafür geboten wird, erscheint dagegen geradezu unbegrenzt. Es reicht vom theoretischen Unterricht zur Vorbereitung auf den Segelschein über die Einführung in Pflege und Reparatur von Booten und Ausrüstung bis hin zum praktischen Segelunterricht. Dabei begleiten die Schumanns und andere Vereinsmitglieder die ersten Starts der Segler mit Handicap in Schlauchbooten und sind zur Not immer an ihrer Seite. Das gemeinsame Lernen und Arbeiten von Behinderten und Nicht-Behinderten ist Kern des Konzepts der Plauer Haie. Alles trägt dazu bei, die körperliche Leistungsfähigkeit aber auch das Selbstbewusstsein der behinderten Mitglieder zu fördern. Sie alle lernen selbstständig zu segeln, und viele nehmen sogar an den regelmäßigen Regatten teil. Allein 2008 sind sie mehrfach unter die ersten Drei gekommen. Der 38 Jahre alte Kirk Parczyk beispielsweise, der nach einem Verkehrsunfall im Rollstuhl sitzt, schaffte den zweiten Platz bei den Landesmeisterschaften.

Aber diese Erfolge sind nicht das wichtigste für den Verein. „Segeln wirkt sich in vielfältiger Weise positiv aus“, sagt Dr. Schumann. Im Boot sind die Segler auf sich gestellt, müssen sich selbst helfen und die Technik beherrschen. Gleichzeitig erleben sie Sonne, Wind und Wasser. „Allein das ist ein echter Genuss, der die Lebensfreude weckt.“


  • Bundespräsident Horst Köhler, Annette Schuhmann vom Plauer Hai-Live, Elgin Stündel von der VR Güstrow, DOSB-Präsident Thomas Bach und BVR-Präsident Uwe Fröhlich (v.l.).
    Bundespräsident Horst Köhler, Annette Schuhmann vom Plauer Hai-Live, Elgin Stündel von der VR Güstrow, DOSB-Präsident Thomas Bach und BVR-Präsident Uwe Fröhlich (v.l.).