Stichwort: Breitensport weltweit / Drei Fragen an Prof. Dr. Jürgen Palm, Präsident des Breitensport-Weltverbandes TAFISA

 

„Wachsende Sportteilnahme heißt wachsender Bedarf an Helfern“

 

DSB PRESSE: Welche Bedeutung hat das Ehrenamt, das im Mittelpunkt des 18. TAFISA-Kongresses in

Oberhaching bei München stand, weltweit im Breitensport?

PALM: Freiwillige Tätigkeit – wie das Ehrenamt im internationalen Kontext besser genannt wird – ist eine ebenso wichtige Voraussetzung für das Wachsen der Sportbetätigung wie das Vorhandensein von Sportstätten und Bewegungsraum und die Durchsetzung von Kampagnen wie „Trimm Dich“ oder „Sport tut Deutschland gut“. Im Angesicht des rapiden Wachstums der Sportbetätigung muss deshalb die Voraussetzung verbessert werden, um interessierte Menschen zu gewinnen, zu befähigen und anzuerkennen. Zwei Gruppen möchte ich hier besonders nennen: Das sind einerseits junge soziale Talente wie der Vereinsassistent in Bayern und die Gewinnung von Ehrenamtlichen im Seniorenalter.
DSB PRESSE: Ist es nicht schwierig und problematisch, auf internationaler Ebene Förderkonzepte zur Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entwickeln, angesichts der Tatsache, dass die Voraussetzungen in den Ländern völlig unterschiedlich sind?

PALM: So unterschiedlich die Voraussetzungen sind zwischen Dortmund und Dakar, Shanghai und Buenos Aires – wachsende Sportteilnahme heißt wachsender Bedarf an Helfern und Leitern. In der Tat sind die Bedingungen ungeheuer verschieden, wenn man beispielsweise auf einem staubigen Dorfplatz in Nigeria oder in den vorzüglichen Sportanlagen von Helsinki Frauen zur Anleitung von Frauen gewinnen will.
Aber der Kongress hat erneut bewiesen, dass es bei aller Verschiedenheit Übereinstimmung gibt, dass hier der Vertreter von Aserbaidschan neben dem von Australien sitzen und mitwirken konnte.

DSB PRESSE: Welche Ergebnisse brachte der 18. TAFISA-Welt-kongress?

PALM: Die Teilnehmer aus 53 Nationen können in ihren Heimatländern darauf hinweisen, dass sie in ihren Bestrebungen nicht allein sind. Der Kongress hat die Solidarität im internationalen Breitensport gestärkt. Erneut hat TAFISA einen Marktplatz der Möglichkeiten geschaffen, und ich bin sicher, dass keiner mit leeren Händen nach Hause gefahren ist. Dazu gehört eine Resolution mit klaren Aufträgen zur Förderung und Umsetzung des Ehrenamtes. Außerdem wird es ein großes Europaprojekt „Junge Ehrenamtliche im Sport für Alle“ geben. Der nächste Kongress wird 2005 nach Warschau einberufen, dem Buenos Aires 2007 und Taipeh 2009 folgen werden. TAFISA kann befriedigt feststellen, in der internationalen Sportwelt mit in die erste Reihe der Gestalter des modernen Sports vorgerückt zu sein.