Hineingeschnuppert in ihr neues Projekt hat die Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes schon lange vor der ersten Arbeitskreissitzung Ende Juni. Beim Workshop der Eliteschüler des Sports 2010 verfolgte sie im Januar mit den jungen Leichtathleten, Hockeyspielern oder Ringern die Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen. Von dualer Karriere in Theorie und Praxis berichtet Christa Thiel im Interview.
Frau Thiel, Sie haben von Eberhard Gienger den Vorsitz des Arbeitskreises der Eliteschulen des Sports übernommen. Wie haben Sie die erste Sitzung des Arbeitskreises erlebt?
Christa Thiel: Das Treffen war von lebhafter Beteiligung geprägt, auch gerade zu dem Thema, dass die Qualitätskriterien für die Eliteschulen des Sports weiterhin intensiv zu diskutieren sind.
Wo liegen Ihrer Meinung nach momentan die größten Stärken einer Eliteschule des Sports, wo gibt es noch Verbesserungsbedarf?
Im Rahmen der normalen Karriere von Athleten beginnt deren Förderung nicht erst in der nachschulischen Zeit, sondern der Fokus muss verstärkt auf die Verbindung von normaler schulischer und leistungssportlicher Ausbildung gelegt werden. Das ist die Stärke einer Eliteschule des Sports. Doch auch hier gibt es durchaus qualitative Unterschiede festzustellen, und wir wollen sehr gerne den Standard an den besten Schulen zum Maßstab erheben.
Was denken Sie, mit welchen Themen wird sich der Arbeitskreis künftig verstärkt beschäftigen müssen?
Mit der Überprüfung der Standorte der Eliteschulen des Sports, außerdem regelmäßig mit den Förderprogrammen. Die Konferenz „Eliteschulen des Sports“ werden wir nutzen, um neue Impulse zu setzen.
Sie haben sich unter anderem die stärkere Konzentration der Leistungszentren und der Athleten zum Ziel gesetzt. Welche Rolle werden dabei die Eliteschulen des Sports spielen?
Wenn eine stärkere Bindung der Athleten zu Leistungszentren und in Stützpunktkonzeptionen vollzogen werden soll, sind die Eliteschulen des Sports unabdingbare Partner, um die Ausbildung, in diesem Falle die schulische Ausbildung, gleichzeitig abzusichern.
Ist Ihrer Meinung schon ausreichend dafür gesorgt, dass immer genügend junge Sportler für die Eliteschulen des Sports nachwachsen?
Genügend junge Sportler für die Eliteschulen des Sportes gibt es dann, wenn wir in Talentsuche und -findung ein entsprechendes Potenzial an Nachwuchsathleten ausmachen können. Das wird sicher bei der demographischen Entwicklung nicht ganz unproblematisch sein. Ich vertraue aber dennoch auf die große Erfahrung und auch den Willen der Fachverbände, ihre Eliten zu rekrutieren.
Nehmen wir aus Ihrer Sicht hierzulande eine Vorreiterrolle in Sachen Talentausbildung und Strukturen innerhalb Europas ein oder sind wir im internationalen Vergleich zumindest auf dem Weg dorthin?
Ich denke, es wäre vermessen, würde sich Deutschland international in einer Vorreiterrolle wähnen. Andere Länder in Europa, aber insbesondere auch in anderen Kontinenten, haben hervorragende Ausbildungssysteme und -stätten. Die Frage ist, inwieweit dort duale Ausbildung gewünscht wird und politisch wie sportpolitisch umgesetzt wird. Es gibt in anderen Ländern häufig grundsätzlich eine andere Priorisierung, so dass die Herangehensweisen in der Talentausbildung sehr unterschiedlich sind. Für Deutschland denke ich, dass es eine richtige politische und sportpolitische Entscheidung ist, die duale Karriere für Athleten bestmöglich umzusetzen.
Was würden Sie den Absolventen einer Eliteschule des Sports mit auf den Weg geben?
Hierzu gibt es keine Pauschalantwort. Ich denke, dass diejenigen, die einen erfolgreichen Schulabschluss und eine sehr gute leistungssportliche Entwicklung vorweisen können, alles richtig gemacht haben. Für sie wäre es auch in ihrer Zukunft erfreulich, wenn die Verbindung von fortführender Ausbildung und der Zugehörigkeit zur deutschen Elite im Leistungssport reibungslos bewerkstelligt werden könnte.