Sportpolitisches Redaktionsgespräch mit dem IOC-Vizepräsidenten
Sportpolitisches Redaktionsgespräch mit dem IOC-Vizepräsidenten
"Ich bin sicher, es werden gute Spiele. Die Griechen haben ein sehr gutes Gespür für Kultur und Tradition ihres Landes", verlieh IOC-Vizepräsident Dr. Thomas Bach gegenüber einer Redaktionsrunde der Stuttgarter Nachrichten (veröffentlicht in der Ausgabe vom 09.06. dieser Zeitung) seiner Hoffnung auf gelingende Olympische Spiele im August in Athen Ausdruck.
"An keinem Ort der Welt gibt es eine hundertprozentige Sicherheit, aber ich kann versichern, die Griechen tun mit ihren Partnern alles, was man tun kann", äußerte sich Bach über das wohl heikelste Thema dieses Sommers und verwies dabei auch auf die Terroranschläge des 11. September 2001. Nur vier Monate später sei es gelungen, bei den Olympischen Winterspielen Salt Lake City 2002 die Sicherheit eindrucksvoll zu gewährleisten, ohne dabei die Atmosphäre der Spiele zu überlagern.
Erschreckende Entwicklungen erkennt Bach im Hinblick auf Doping und die Manipulation der Höchstleistung im Sport und kündigte gleichzeitig "25 Prozent mehr Kontrollen als in Sydney" an.
"Personaldebatten halte ich nicht für angebracht", erwiderte der Weltmeister und Olympiasieger auf die Frage, ob er zur Verfügung stehe, die Gräben zwischen Deutschem Sportbund (DSB) und Nationalem Olympischen Komitee (NOK) zuzuschütten. Bach scheidet in diesem Sommer turnusmäßig aus der Funktion des Vizepräsidenten des IOC aus, bleibt aber IOC-Mitglied und Leiter zentraler Arbeitsgruppen dieser Organisation.
"Das nationale Auswahlverfahren muss entemotionalisiert werden. (...) Technische Kriterien müssen im Vordergrund stehen. Und: Das Präsidium des NOK soll eine sinnvolle Vorauswahl treffen", so lauten die Lehren, die Thomas Bach aus dem Scheitern der deutschen Olympiabewerbung 2012 zieht. "Deutschland ist sehr gut geeignet für die Ausrichtung von Olympischen Spielen. Das Potenzial und der Wille sind da", räumte er in dem Gespräch, bei dem zuvor schon zahlreiche prominente Sportpolitiker zu Gast waren,
insbesondere einer deutschen Bewerbung um künftige Winterspiele realistische Chancen ein.