Trainerserie: Vielfalt an der Seitenlinie (letzter Teil)

Im Mittelpunkt stehen die Athletinnen und Athleten. Aber die wichtigsten Bezugspersonen sind und bleiben die Trainerinnen und Trainer. In einer fünfteiligen Serie werden verschiedene Typen vorgestellt.

Markus Weise gewann mit den Hockey-Herren in London 2013 Gold. Foto: picture-alliance
Markus Weise gewann mit den Hockey-Herren in London 2013 Gold. Foto: picture-alliance

Im fünften und letzten Teil der Serie wird der ehemalige Hockey-Bundestrainer Markus Weise vorgestellt.

Der Stratege

Einer wie er hat keine Angst vor Veränderung. Im Gegenteil: Veränderungen, sagt Markus Weise, seien sogar eine Grundvoraussetzung dafür, nicht nur einmal erfolgreich zu sein, sondern Erfolg zu sichern. Das ist ein typischer Satz für den bald 54-Jährigen. Und die Selbstsicherheit, mit der er ihn spricht, hat ihren Grund. Der ehemalige Hockey-Bundestrainer kann Erfolge vorweisen wie kein Zweiter.

Einmal gewann er mit der Frauen-Nationalmannschaft olympisches Gold, anschließend zweimal auch mit der Männerauswahl. Das Rezept dahinter heißt Wandel. „Jedes Turnier hat seine eigene Geschichte“, sagt Weise. Und wenn es ein gemeinsames Muster gibt, dann ist es dieser Gedanke: Im Erfolg so weiterzumachen wie bisher ist schon der erste Schritt in Richtung Niederlage. Nicht einschlafen, sondern die Zukunft aktiv mitgestalten. Und dabei auch über den Tellerrand schauen und intelligenter arbeiten.

Wer so denkt, spricht und handelt, macht neugierig. Und er macht auch diejenigen auf sich aufmerksam, die eigentlich in einer anderen Welt und nach eigenen Erfolgsmaßstäben Sport treiben und weiterentwickeln – und mit anderen Möglichkeiten verhandeln. Wie diese Begegnung ausging, ist bekannt: Weise wechselte vor einem Jahr zum Deutschen Fußball-Bund, wo er beim Aufbau der geplanten verbandseigenen Akademie mitwirken wird.

Kaum anzunehmen, dass der Umworbene dabei von seinem Credo abweichen wird: nicht so viel über Erfolg zu reden, sondern mehr über dessen notwendige Grundlagen; vor allem über solche Faktoren nachzudenken, die zu 100 Prozent beeinflussbar sind und damit Erfolg wahrscheinlicher machen; immer wieder Neues zu entwickeln und dabei auch querzudenken; in anderen Sportarten neue Ideen zu finden. Vor allem aber geht es ihm darum, immer das große Ganze, die Strategie im Auge zu behalten. Denn „ohne Strategie ist Taktik relativ blind“. Noch so ein Satz, den Weise wie in Stein meißelt.

Auf dieser Basis beginnt der Berufsneugierige nun also etwas völlig Neues. Ein Start-up der fußballerischen Visionen, keine Akademie im herkömmlichen Sinne, eher ein Gedankengebäude, wo er mit Begriffen wie „Thinktank“ und „Open Innovation Network“ jonglieren kann und dem traditionsreichen Spiel eine kreative Frischzellenkur verabreichen soll. Bis alles steht, werden noch einige Monate vergehen. Aber gut möglich, dass der gesamte Sport hierzulande von den Veränderungen profitiert. Kaum denkbar jedenfalls, dass Stratege Weise diesmal keinen Erfolg haben wird.

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(Quelle: Sportdeutschland 03/2016)


  • Markus Weise gewann mit den Hockey-Herren in London 2013 Gold. Foto: picture-alliance
    Markus Weise gewann mit den Hockey-Herren in London 2013 Gold. Foto: picture-alliance