Aus der Corona-Isolation ins goldene Glück: Vinzenz Geiger hat in Peking ein Wintermärchen geschrieben und für die von Corona gebeutelten deutschen Kombinierer Gold im Wettkampf von der Normalschanze geholt. Der selbst als Kontaktperson vom Rest des Teams getrennte Oberstdorfer setzte sich nach einem Traumlauf vor dem Norweger Jörgen Graabak und Lukas Greiderer aus Österreich durch.
"Man darf niemals aufgeben, ich weiß nicht, wie das funktioniert hat. Das ist unglaublich", sagte Geiger im ZDF. Die letzten Tage seien "ziemlich psycho" gewesen, aber nicht so schlimm wie für seine Teamkollegen, an die 25-Jährige im Moment seines größten Triumphes dachte.
Kombinierer-König Eric Frenzel und Terence Weber hatten das Rennen nach ihren positiven PCR-Tests verpasst und fieberten in der Hotel-Isolation am TV mit, in ihrer Abwesenheit kam der lange Zeit führende Johannes Rydzek auf Platz fünf. Julian Schmid wurde als dritter Teil des "Oberstdorf-Express" Achter.
Geiger, der nach dem Springen nur auf Platz elf gelegen hatte, setzte die deutsche Erfolgsserie fort und sorgte für den vierten Olympiasieg der "Dominierer" in Folge - seit 2014 sind die Deutschen bei Winterspielen ungeschlagen. "Das Material war unglaublich gut, ich habe noch nie einen so guten Ski gehabt", sagte Geiger.
Dass neben den deutschen Corona-Patienten Frenzel und Weber auch Norwegens Topfavorit Jarl Magnus Riiber sowie der Este Kristjan Ilves infiziert ausfielen und damit vier der sieben Besten im Weltcup fehlten, war für Bundestrainer Hermann Weinbuch zwar "sportlich ein Verlust". Aber: "Letztendlich wirst du Olympiasieger - und dann fragt da keiner nach."
Den Grundstein für den Erfolg in der Loipe hatte das deutsche Trio am Nachmittag auf der Schanze gelegt - unter Anfeuerung von Silberspringerin Katharina Althaus. Schmid mit 103,0 m als Dritter und Rydzek (104,0) als Vierter erarbeiteten sich glänzende Ausgangspositionen, auch Geiger zeigte sich trotz der vorangegangen Tage mit reichlich Isolations-Schikanen klar verbessert und schloss zu den Führenden auf. Am letzten Anstieg schoss er wie entfesselt an Rydzek und den Konkurrenten vorbei - im Zielsprint ließ er Graabak keine Chance.
Für den "Vinzi" war es das Happyend nach chaotischen Tagen. "Die Organisation hier ist ziemlich miserabel", hatte er noch kurz vor dem Rennen geschimpft. Los ging das Chaos am Sonntag, als Geiger in einem Shuttle zum Training gefahren werden sollte. "Der Fahrer wusste aber nicht, wo die Schanze ist. Irgendwann wollte er mich beim Snowboard rauslassen. Ich habe gegen die Scheibe geklopft, aber er hat es nicht gecheckt. Nach mehr als einer Stunde war ich an der Schanze, eigentlich wären es fünf Minuten", sagte er.
So zog sich das Chaos durch die Wettkampf-Vorbereitung - doch Geiger schüttelte in der Manier eines großen Champions alle Widrigkeiten ab.
(Quelle: SID)