Von Richthofens Plädoyer: Kienbaum noch stärker nutzen

Für eine noch stärkere und effizientere Auslastung des Bundesleistungszentrums Kienbaum seitens des deutschen Spitzensports will sich der scheidende DSB-Präsident Manfred von Richthofen einsetzen.

Kurz vor Ostern besuchte er gemeinsam mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Dr. Christoph Bergner, und dem Sportausschuss-Vorsitzenden im Deutschen Bundestag, Dr. Peter Danckert, die Anlage vor den Toren Berlins, die einst als Kaderschmiede des DDR-Sports galt und nach 1991 unter der Regie des Deutschen Sportbundes weiter als herausragende Trainingsstätte geführt wird.

 

Manfred von Richthofen: "hervorragende Möglichkeiten nutzen"

„Was hier in den letzten Jahren dank der Förderung durch das BMI an Sanierungen geleistet wurde und an Neubauten entstanden ist, das ist phantastisch und einmalig zugleich“, erklärte von Richthofen nach einem Rundgang über das weitreichende Areal. „Deshalb sollten zu den bisherigen zehn Verbänden, darunter vor allem die Leichtathleten, Kanuten und Turner, noch weitere zwei, drei oder gar vier hier verankert werden, aber nicht nur die hervorragenden Möglichkeiten nutzen, sondern gleichzeitig auch der Trägergemeinschaft beitreten, um die Bedeutung der Anlage zu unterstreichen.“ Wie Kienbaum-Geschäftsführer Klaus Peter Nowack in einem Einführungsreferat den prominenten Gästen mitteilte, sind derzeit bereits Gespräche mit den Basketballern, Gewichthebern und Judokas im Gange. „Wenn eine Sandra Kiriasis bis kurz vor den Winterspielen in Turin hier ihre Vorbereitungen absolviert und anschließend die Goldmedaille im Bobfahren holt, dann müssen die Bedingungen doch schon bestens sein.“

 

Dr. Peter Danckert: "Anlage verkörpert Weltstandard"

Danckert als Vertreter des Parlaments möchte sogar einen bestimmten Druck auf die Verbände ausüben: „Schließlich bekommen sie keine geringen Fördermittel durch den Bund, dann sollten sie diese Anlage, die ja absoluten Weltstandard verkörpert und praktisch vor ihrer Haustür liegt, auch vermehrt in ihr Konzept mit einbinden.“ Damit stieß er allerdings auf Ablehnung bei Teilnehmern der Gesprächsrunde, die von Dr. Hans-Georg Moldenhauer als DSB- und DFB-Vizepräsident sowie in seiner Eigenschaft als langjähriger Vorsitzender der Trägergemeinschaft hervorragend geleitet wurde.

 

Christoph Bergner, der nicht nur Staatssekretär unter Innenminister Wolfgang Schäuble, sondern auch Vorsitzender eines Vereins ist, nämlich des SV Halle, nahm grundsätzlich Stellung: „Für mich, der das erste Mal nach Kienbaum kam, hat diese Sportstätte nicht nur Großartiges anzubieten, sondern sie ist der schlagende Geschichtsbeweis für die gelungene Vereinigung des deutschen Sports nach der Wende. Ich werde mich nachdrücklich dafür einsetzen, dass es bei der bisherigen finanziellen Unterstützung durch den Bund bleibt, der ja schließlich auch die vorhandene Fehlbedarfs-Finanzierung deckt. Nach wie vor muss dieses Zentrum jedoch in allererster Linie dem Spitzensport zur Verfügung stehen und darf nicht durch irgendwelche Freizeitgruppen verwässert werden, wenngleich die Beschaffung von Drittmitteln durchaus sinnvoll wäre.“

 

Kienbaum für  mehr Spitzenverbände interessant machen

Um Kienbaum für noch mehr Spitzenverbände als bisher interessant und lohnenswerter zu machen, muss die 60 Hektar große Anlage allerdings weiter modernisiert und damit attraktiver gemacht werden, meinte Torsten Burmester als ständiger Vertreter des Abteilungsleiters Sport im Innenministerium, Klaus Pöhle. Er ist sich allerdings ziemlich sicher, dass dieses Leistungszentrum mit seinem großen Potenzial und guten Voraussetzungen in punkto Sportstätten, Unterkunft und Verpflegung am Markt sich durchsetzt, zumal auch schon internationale Stars angeklopft und ihr Interesse angemeldet haben.

 

Ein dickes Lob sprach Danckert den beiden, wie er sagte, Visionären von Richthofen und Dr. Moldenhauer (der eine ist inzwischen Ehrenpräsident, der andere seit 13 Jahren Vorsitzender der Trägergemeinschaft) aus, die stets an Kienbaum glaubten und sich vehement und erfolgreich für den Erhalt der Anlage einsetzten. Und das letzten Endes gegen den einstigen Willen und die fehlende Zustimmung des Brandenburger Landessportbundes und auch der Landesregierung in Potsdam.

 

Dr. Christoph Bergner: "Wir brauchen Elitesportschulen"

Auch Bergner, ausgebildeter Hochschul-Agraringenieur und 1993/94 für ein paar Monate Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, freute sich, dass es gelang, diese Sportstätte über die Wende hinaus zu retten, denn es gab die abenteuerlichsten Vorstellungen, und dass nicht die Planierraupe kam, um alles platt zu machen. „Mir sind die Vorbehalte bekannt, die gegen viele Dinge der ehemaligen DDR vorgebracht wurden, so auch die Kinder- und Jugendsportschulen, die heute, wenn auch mit anderen ideologischen Ausrichtungen und Zielen, als wichtiges Instrument weiter geführt werden. Diese Elitesportschulen brauchen wir ebenso, wie Kienbaum, um international im Spitzensport mithalten zu können.“