Warum Fahrradergometer immer beliebter werden

 

Der Heimtrainer am Bett macht den Arztbesuch am Bett überflüssig. Schön wär`s. Aber ganz so positiv und arztsparend ist

das Training auf einem Fahrradergometer nicht. Denn auch bei diesem Gesundheitstest sind Fehler möglich. Dennoch, immer mehr Menschen stellen sich ein Trainingsgerät in ihre Wohnung, weil ihnen der Gang ins Fitnessstudio zu umständlich ist. Oft handelt es sich dabei auch nur um ein Zusatz- oder Schnellprogramm, das auch Prominente gerne nutzen. Zu ihnen zählen beispielsweise der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber oder Oskar Lafontaine, der ehemalige SPD-Vorsitzende.

Die „Stiftung Warentest“ hat kürzlich Heimtrainer getestet. Von 18 Geräten bekamen in der Zeitschrift „test“ insgesamt 10 das Qualitätsmerkmal gut. Heimtrainer sind inzwischen High-Tech-Geräte mit Computern, Pulsmesser, Wattanzeigen und Streckenangaben... Die Preise liegen zwischen 160 und etwa 1.000 Euro. Simuliert werden Wandern, Joggen, Skilaufen und Radfahren. Die neue These lautet: My Home (-Trainer) is my castle! Neben dem Fahrradergometer gibt es auch Crosstrainer. Bei diesem Gerät wird nicht im Sitzen trainiert, sondern im Stehen.

Wie nützlich ein Heimtrainer sein kann, hat der Schweizer Radrennfahrer Jean Nüttli gezeigt. Er hat zu Hause mit dem Training begonnen, um sein Übergewicht zu bekämpfen. Als 22-Jähriger hatte er 125 Kilogramm gewogen - bei einer Größe von 1,74 Meter. Er quälte sich wie ein Besessener und nahm 56 Kilogramm in fünf Monaten ab. Wie er das gemacht hat, beschrieb er in einer Sporttageszeitung. Er arbeitete in einem Familienbetrieb, einer Autolackiererei. Es begann morgens mit 30 Minuten auf dem Heimtrainer. In der Mittagspause legte er eine Stunde Training ein. Abends hängte er noch einmal zwei bis drei Stunden auf dem Standfahrrad an. Sonntags verbrachte er sieben Stunden auf dem Heimtrainer. Er begnügte sich mit 400 Kalorien am Tag. Es gelang ihm, sein Gewicht mit diesem barbarischen Programm von 125 auf 90 Kilogramm zu reduzieren. Er startete bei Radrennen und hatte Erfolg. Sein Vorbild ist der Engländer Chris Boardman, der den Weltrekord im Stundenfahren auf der Bahn hält.

Viele Hometrainer werden gekauft, in die Garage gestellt, auf den Speicher oder in eine dunkle Ecke, um die seltsamen Bewegungsgelüste zu verbergen. Deshalb empfehlen Experten den Anfängern, zu einem günstigen Zeitpunkt zu beginnen. Zum Beispiel, wenn man das Fahrradergometer vor das Fernsehgerät stellt, während die Tour de France übertragen wird. Auf dem Heimtrainer soll man sich fühlen wie ein Etappensieger der Frankreich-Radrundfahrt.

Eine verwandte Methode wird Max Schmeling nachgesagt. Er soll seinen Heimtrainer jahrelang vor das TV-Gerät gestellt haben, um in die Pedale zu treten, während eine Nachrichtensendung lief. Wahrscheinlich nicht die schlechteste Methode, um den Frust von Hiobsbotschaften zu verkraften: die Methode Schmeling.