"Wertschätzung für den Trainerberuf erhöhen" - Interview mit DSB-Vizepräsident Ulrich Feldhoff

Der Deutsche Sportbund hat Ende November eine Offensive für den Trainerberuf im Deutschen Hochleistungssport beschlossen. Die Gründe erläutert der Vizepräsident Leistungssport, Ulrich Feldhoff, in einem Interview.

Ehrgeizig die Olympischen Ziele im Visier: DSB-Vize Ulrich Feldhoff
Ehrgeizig die Olympischen Ziele im Visier: DSB-Vize Ulrich Feldhoff

   Der Bundesvorstand Leistungssport im Deutschen Sportbund hat eine Trainer-Offensive für den deutschen Spitzensports verabschiedet, mit der die Situation der Trainerinnen und Trainer deutlich verbessert werden soll. Was sind die Ursachen für diese Überlegungen im deutschen Spitzensport?

 

FELDHOFF: „Gerade bei den olympischen Sommerspielen hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass wir mit den ganz großen Nationen nicht mehr ganz mithalten können. Wir mussten unsere Zielvorstellungen nach unten korrigieren. Wir werden bei Olympia im Sommer sicherlich nie Platz eins erreichen, aber dennoch haben wir eine ehrgeizige Vorstellung. Deshalb haben wir eine Analyse betrieben und als einen Hauptgrund eine missliche Lage im Trainerbereich festgestellt. Die Trainer sind ein maßgebliches Glied in der Kette des Leistungssports. Wir müssen unbedingt mehr für sie tun, wenn wir nicht den Anschluss an die olympische Spitze verlieren wollen."

 

"In anderen Ländern werden Trainer nach Erfolgen genauso gefeiert wie die Sportler."

 

   Wo wollen Sie denn hauptsächlich den oder die Hebel ansetzen, um die Situation zu verbessern?

 

FELDHOFF: „Mit der Verabschiedung der Trainer-Offensive haben wir erst einmal eine Basis beschlossen. Dieser Schritt ist schon lange überfällig, die Umsetzung soll in den nächsten Monaten realisiert werden. In vier ganz wichtigen Bereichen wollen wir ansetzen. Wir wollen die arbeitsrechtlichen und die finanziellen Rahmenbedingungen anpacken, dann das Angebot und die Qualität von Aus- und Fortbildung verbessern und als letztes noch die Wertschätzung für den Trainerberuf erhöhen."

 

   Prof. Digel hat einen internationalen Vergleich von Sportnationen durchgeführt und auf die fehlende gesellschaftliche Anerkennung des Trainer-Berufs in Deutschland hingewiesen. Wie wollen Sie diese denn erhöhen?

 

FELDHOFF: „In anderen Ländern werden Trainer nach Erfolgen genauso gefeiert wie die Sportler. Schauen Sie nur einmal nach Australien oder auch in die USA. Das fehlt bei uns fast völlig, hierbei stehen wir ganz am Ende der Kette. Diesem Manko müssen wir jetzt unbedingt entgegen wirken Aber Veränderungen zu erreichen, ist natürlich recht schwierig, denn es kann nicht einfach ein Hebel in den Köpfen umgelegt werden und dann ist das neue Denken da. Hier müssen wir Schritt für Schritt vorgehen. Als erstes wollen wir einen Trainer-Award ins Leben rufen, analog der Auszeichnung für Sportlerinnen und Sportler.

 

   Von welchen Stellen in der Gesellschaft halten Sie denn eine verstärkte Unterstützung für dringend erforderlich?

 

FELDHOFF: „Bei uns in Deutschland ist das Bundesinnenministerium dankenswerterweise der größte Förderer des Spitzensports. Er leistet auch eine Menge. Aber ohne sein Mitwirken werden wir unsere Vorschläge nicht verwirklichen können, vor allem wenn es um die finanziellen Rahmenbedingungen geht, aber auch bei Fort- und Weiterbildung. Die Verbände sind ebenfalls mit Eigenmitteln gefragt. Aber auch die Wirtschaft, die ganz stark von den Olympischen Spielen partizipiert, muss ins Boot, um die Grundlage für einen modernen Spitzensport legen zu können. Manche Unternehmen tun schon eine Menge. Aber es könnten noch weitaus mehr sein, denn der Erfolg bei Olympia ist eine nationale Sache und führt letztlich auch zur internationalen Anerkennung für unser Land."

 

   Gerade im Fußball wurde letztens heftig über das fehlende Wissen bei den Trainern in der Sportwissenschaft diskutiert. Wie kann die Qualität auch in den anderen Sportarten verbessert werden?

 

FELDHOFF: „Hier kooperieren wir als erstes ganz eng mit der Trainerakademie zusammen. In der Breite der Fortbildung müssen wir mehr tun. Um die Qualität zu sichern und die entsprechenden Angebote machen zu können, brauchen wir hauptamtliche Lehrreferenten, die über die entsprechende Kompetenz und das notwendige Zeitbudget verfügen. Zum anderen brauchen wir viel mehr Kleinseminare, um den Aufwand für die Trainerinnen und Trainer im überschaubaren Rahmen zu halten und spezielle Teilaspekte behandeln zu können. Und als letztes müssen einfach die Mittel in den Jahresplanungen der Verbände für Aus- und Fortbildung erhöht werden. Sie umfassen gerade einmal 1,7 Prozent der Budgets."

 

   Wie wollen Sie Ihre Wünsche denn der Öffentlichkeit bekannt machen?

 

FELDHOFF: „Um hier etwas zu erreichen und die Öffentlichkeit über das Thema zu informieren, müssen wir aktiv nach außen gehen. Eine erste Grundlage wird mit der Darstellung der Trainer-Offensive im Internet gelegt. Aber wir müssen es einfach schaffen, die Medien für die Sorgen und Nöte des Hochleistungssport im allgemeinen und der Trainer im speziellen zu interessieren. Ohne ihre Hilfestellung werden wir kaum wesentliche Verbesserung erreichen."


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