Zwischen Öl und Wüste - Das Deutsche Sportabzeichen funkelt in Texas

(2. 12. 2004) Texas besteht nicht nur aus Öltürmen, Bush-Fans und Rodeo. In dem Bundesstaat tief im Süd-Westen der USA hat auch ein ganz besonderer deutscher Exportartikel seinen festen Platz gefunden.

Seit 2001 treten jedes Jahr an der Texas Christian University (TCU), einer Uni in Ft. Worth, Kadetten der US-Armee an, um das Deutsche Sportabzeichen abzulegen. Ungewöhnlich, aber wahr und vor allem dem Einsatz zweier Bundeswehrsoldaten zu verdanken: Oberstleutnant Norbert Köser und Stabsfeldwebel Thilo Gnörich. Sie sind als Soldaten des "Heeresverbindungsstabs USA 2" in Fort Sill, Oklahoma stationiert und eins von insgesamt zwölf Teams der Bundeswehr, die in den USA den Kontakt zum dortigen Militär halten.

Major Owens liebt das Kugelstossen

Die rund 50 Kadetten, die bei Köser und Gnörich zum Sporttest antreten sind Studenten, die sich für vier Jahre zum Armeedienst verpflichtet haben und im Gegenzug ein Stipendium für ihr Studium bekommen. An der Texas Christian University ist Major Douglass Owens einer der Betreuer für diese Studenten. Owens hat sich in das Sportabzeichen verliebt und will die Begeisterung an seine Schützlinge weitergeben. Vor einigen Jahren hatte der Major selbst versucht den Fitnessorden zu erwerben, scheiterte aber am Kugelstoßen. Seitdem hat er sich als Ziel gesetzt, Begeisterung für das Kugelstossen bei seinen Studenten zu erwecken.

US-Soldaten dürfen deutsche Abzeichen tragen

Nicht nur als jährliches Ereignis, sondern auch für das persönliche Prestige ist die Sportabzeichenabnahme aus Sicht der Kadetten wichtig. Immerhin dürfen sie, wenn sie die Prüfungen schaffen, das Sportabzeichen an ihrer Uniform tragen, weil Deutschland und die USA Nato-Partner sind. Außerdem ist der Deutsche Fitnessorden Voraussetzung für das zweite Ziel vieler Kadetten, das "Abzeichen für Leistungen im Truppendienst der Bundeswehr".

Die Kadetten sind begeistert

80 Prozent der teilnehmende Jung-US-Soldaten, sagt Stabsfeldwebel Gnörich, schaffen die geforderten Leistungen im Hochsprung, Kugelstoßen, Schwimmen, Sprint und Ausdauerlauf. "Für manche ist es aber ziemlich schwer, weil sie es jetzt mit Sportarten zu tun bekommen, die sie sonst nie machen." Da habe er schon Muskelpakete gesehen, die im Schwimmbecken arg zu kämpfen gehabt hätten, so Gnörich. Die größten Schwierigkeiten gibt's beim Hochsprung und Kugelstoßen. Alles in allem sind die Amerikaner begeistert von den Sportabzeichentests. "Das ist ein Riesenspaß für die und eine willkommene Abwechslung. Vor allem für die, die sonst immer nur Eisen verbiegen." Als eine Herausforderung sehen die Kadetten das Sportabzeichen schon, denn immerhin schafft es auch nicht jeder.

Interesse wächst

Er hat sich herumgesprochen, dieser "Sports-Badge" der "Germans". Nicht umsonst haben Oberstleutnant Köser und Stabsfeldwebel Gnörich auch schon von weiter entfernt eine Anfrage erhalten. Ende Januar 2005 sind sie eingeladen nach Corpus Christi, Texas. Die dortige Universität übernimmt alle Kosten, damit die beiden Deutschen den Kadetten vor Ort das Sportabzeichen abnehmen. Alle Achtung!