Soforthilfefonds: Sportler*innen helfen Sportler*innen

Spendenaufruf und Soforthilfefonds zugunsten ukrainischer Sportler*innen:

Der DOSB und die Deutsche Sporthilfe (DSH) haben einen Soforthilfefonds für ukrainische Sportler*innen aufgelegt, um kurzfristig Hilfe zur Verfügung zu stellen. 

Der DOSB hat auf Beschluss von Präsidium und Vorstand dem Fonds einen Grundstock in Höhe von 100.000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Konferenz der Landessportbünde unterstützt den Soforthilfefonds mit weiteren 100.000 Euro. Gemeinsam rufen wir ganz Sportdeutschland zu weiteren Spenden auf!

Spenden werden per Überweisung und über PayPal entgegengenommen:

Empfänger: Stiftung Deutscher Sport
IBAN: DE 17 500 800 0000 961 826 00
Betreff: Ukrainehilfe

Förderung für Unterstützungsprojekte:
Der Fonds fördert unmittelbar und unbürokratisch ab sofort kurzfristige Unterstützungsprojekte, bei denen in Not geratenen ukrainischen Sportler*innen von Strukturen des organisierten Sports in Deutschland geholfen wird. Der Fonds bezuschusst insbesondere existierende Projekte, die vor Ort von Vereinen oder Verbänden durchgeführt werden, um geflüchtete Athlet*innen unterzubringen und das Ankommen in Deutschland zu erleichtern.

Aufgrund des anhaltenden Krieges in der Ukraine benötigen die Athlet*innen aber auch mittelfristig finanzielle Unterstützung: Etwa bei der Ausrüstung, bei Trainingslageraufenthalten oder der Wettkampfvorbereitung in Deutschland. Auch hier bezuschusst der Fonds – im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten – Unterstützungsleistungen von Vereinen und Verbänden, um ukrainischen Sportler*innen ihren Sport weiterhin zu ermöglichen.

Langfristig sollen die Mittel des Fonds ebenso den Wiederaufbau der Sportstätten und -strukturen in der Ukraine unterstützen. 

Förderung beantragen:
Unterstützungsersuche für Projekte können von Sportvereinen und -Verbänden über ein Online-Formular beim DOSB beantragt werden – zum Formular. 

Das Formular ist mit den Eckdaten des initiierten Hilfsangebots sowie einem konkreten Unterstützungsersuch und der Eigenleistung der Organisation auszufüllen. Hierbei sollte auch dargelegt werden, inwiefern eine Bezuschussung aus dem Fonds kurzfristig eine Lücke schließen kann, die durch Eigenmittel oder aber auch Sozialleistungen für die Geflüchteten nicht geschlossen werden kann. Der Fonds leistet keine Vollfinanzierungen von mittel- bis langfristigen Projekten. Die Mittel werden von einem Gremium aus Vertreter*innen von DOSB, DSH, LSBs und der Stiftung Deutscher Sport bewilligt.

FAQs: Handreichung zur ersten Information

Um unsere Sportverbände und -vereine mit wichtigen Erstinformationen und weiterführenden Hilfestellungen zu unterstützen, beantworten wir an dieser Stelle häufig gestellte Fragen rund um Maßnahmen und Hilfsprojekte im Kontext von geflüchteten Menschen aus der Ukraine im Sport. Hinweis: Diese Übersicht dient als Handreichung zur ersten Information. Die Ausführungen haben keinen rechtlich verbindlichen Charakter. Wir sind darum bemüht, die Beiträge nach bestem Wissen zu verfassen und zu aktualisieren. 

Der organisierte Sport verurteilt die kriegerischen Handlungen der russischen Föderation in der Ukraine und fordert den Agressor auf, die Kriegshandlungen sofort zu beenden. Darüber hinaus bekennt sich Sportdeutschland zur wichtige Rolle des Sports bei der Integration und der sozialen Teilhabe von Geflüchteten.  

Der DOSB hat an diversen Stellen den sofortigen Ausschluss Russlands und Belarus aus der internationalen Sportfamilie gefordert (siehe „News zum Krieg in der Ukraine“). Es gilt Russland und Belarus vom internationalen Sport auszuschließen sowie russische und belarussische Sportfunktionär*innen von ihren Ämtern zu suspendieren. Weltweite Sanktionen auf allen gesellschaftlichen Feldern sind umso wirksamer, je mehr gesellschaftliche Akteure sich daran beteiligen. Das Ziel, den Krieg in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden, rechtfertigt diesen Schritt, wenngleich davon auch Athlet*innen getroffen werden, die für diesen Krieg nicht verantwortlich sind. Auch der Sport muss hier seiner Verantwortung nachkommen und entsprechende Einschränkungen in Kauf nehmen. 

Die Konferenz der Landessportbünde hat in der „Ingelheimer Erklärung zur Ukraine“ den Krieg verurteilt und breite Maßnahmen beschlossen, um ihren solidarischen Teil zur Unterstützung beizutragen. Die Konferenz der Landessportbünde unterstreicht, dass der Sport für Völkerverständigung, Frieden und Solidarität steht.  

Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine hat das Bundesprogramm "Integration durch Sport" unter dem Dach des DOSB ein Statement veröffentlicht. Auch das Bundesprogramm wird seinen Beitrag leisten, die geflüchteten Menschen aus der Ukraine bei Ihrer Ankunft und Ihrem Aufenthalt in Deutschland zu begleiten.  

Das Executive Board des IOC hat auf seiner Sitzung am 28. März den Weltverbänden die Wiederzulassung russischer und belarussischer Athlet*innen zu internationalen Wettkämpfen empfohlen. Der DOSB hält diese Wiederzulassung für weiterhin nicht richtig und hätte sich eine andere Entscheidung gewünscht. Gleichwohl nehmen wir zur Kenntnis, dass wir mit dieser unveränderten Haltung derzeit einer Minderheit im internationalen Sport angehören und eine Entscheidung des IOC immer auch das weltweit gespaltene Meinungsbild berücksichtigen muss. 

Die Bundesregierung hat ein zentrales Hilfsportal für Geflüchtete aus der Ukraine eingerichtet – hier. Dies beinhaltet mehrsprachige Informationen als Handreichungen zu u.a. den Themen Einreise und Aufenthalt, Unterbringung und Wohnraum, Sozialleistung und Arbeiten, Gesundheitsversorgung sowie Sprachförderung und Integrationskurse.

Die Solidarität und Hilfsbereitschaft ist in ganz Sportdeutschland und darüber hinaus spürbar – vom Breitensport bis zum Spitzensport. Engagierte Vereine und Verbände können auf eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten zurückgreifen – z.B. für die Umsetzung eines Sportangebots mit Geflüchtete oder für die übergangsweise Betreuung von Spitzernsportler*innen. 

So können Vereine oder Verbände, die sich mit Sportangeboten und integrativer Arbeit für Geflüchtete des Ukraine-Konflikts engagieren, finanzielle und organisatorische Unterstützung des Projekts „Integration durch Sport“ (IdS) beantragen. Das Bundesprogramm IdS wird durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) sowie dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert und ist als Drittmittelprojekt beim DOSB angesiedelt. Das Programm wird durch die Landessportbünde umgesetzt. Aktuell beraten und begleiten 16 Landessportbünde und -jugenden knapp 2.000 Vereine und Verbände deutschlandweit. Weitere Informationen zum Bundesprogramm finden Sie hier.  

Zur Unterstützung des Leistungssport hat das Internationale Olympische Komitee den “Solidarity Fund for the Ukrainian Olympic Community” ins Leben gerufen. Die Mittel werden durch das Nationale Olympische Komitee der Ukraine verwaltet. 

Die große Hilfsbereitschaft aus dem organisierten Sport findet auf Bitten des DOSB auch Unterstützung im Bundesfinanzministerium (BMF). Das BMF hat in einem Schreiben vom 17. März 2022 steuerlich erleichternde Regelungen getroffen, die sich auch auf Sportvereine, die derzeit humanitäre Hilfe leisten, auswirken. Durch die BMF-Schreiben ist es gemeinnützigen Vereinen unabhängig von ihrem Satzungszweck erlaubt, Spenden im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine entgegenzunehmen und in diesem Bereich zu verwenden. Auch die Mittelweiterleitung an andere steuerbegünstigte Organisationen ist möglich. Es gilt ein vereinfachter Zuwendungsnachweis ohne betragsmäßige Beschränkung für alle Sonderkonten, die zur Förderung der Hilfe für Geflüchtete eingerichtet wurden.

Das BMF hat mit Schreiben vom 17. November 2022 den zeitlichen Anwendungsbereich der steuerlichen Regelungen, die der Anerkennung des gesamtgesellschaftlichen Engagements bei der Hilfe für Geflpchtete dienen, bis zum 31. Dezember 2023 verlängert.

Aus Billigkeitsgründen ist eine beitragsfreie Trainingsbeteiligung von Kriegsflüchtlingen gemeinnützigkeitsrechtlich nicht zu beanstanden.

Sportvereine können Geflüchteten aus der Ukraine kostenfrei am Vereinssport beteiligen, ohne den Verlust der Gemeinnützigkeit zu riskieren. Das Bundesministerium der Finanzen (BMF) hat auf Anfrage des organisierten Sports eine Billigkeitserklärung abgegeben, damit Sportvereine, die Nichtmitgliedern kostenfreie Angebote zur Verfügung stellen, ihre Gemeinnützigkeit nicht verlieren.

Weitere Informationen sind den FAQs des Bundesministerium für Finanzen zu den steuerlichen Maßnahmen zur Unterstützung der vom Krieg in der Ukraine Geschädigten zu entnehmen.

Im organisierten Sport haben zahlreiche Verbände bereits sichergestellt, dass Geflüchtete aus der Ukraine bei der Sportausübung in den Vereinen über die Vereinsversicherung des einzelnen Sportverbands mitversichert sind, auch wenn sie keine Mitglieder im Verein sind. Abgedeckt sind für gewöhnlich Unfall- und Haftpflichtschäden.  

Sportvereinen wird daher geraten, den Versicherungsstand und den Anwendungsbereich beim jeweiligen Verband direkt abzufragen.  

Um Geflüchtete über das Sportvereinsleben zu informieren, haben die Mitarbeiter*innen im Bundesprogramm Integration durch Sport im Landessportbund Rheinland-Pfalz den „Sport-Guide für Geflüchtete“ in ukrainische Sprache übersetzen lassen. Der Guide beinhalten generelle Informationen zum deutschen Verbands- und Vereinswesen im Sport und ist daher auch als generelle Informationsquelle sehr gut geeignet. 

Der „Sport-Guide für Geflüchtete“ wurde erstmalig im Nachgang der sogenannten Flüchtlingswelle im Jahr 2015 in Englisch, Arabisch und Persisch angefertigt.  

Fragen und Antworten des IOC

Die folgenden Fragen und Antworten gehen auf die aktuelle Situation ein, wie sie sich darstellt nach der Herausgabe von Empfehlungen durch das IOC an die Internationalen Sportfachverbände und die Organisatoren internationaler Sportveranstaltungen die Teilnahme von Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass an internationalen Wettkämpfen betreffend. Dies geschah auf Ersuchen des Olympischen Gipfels.

Diese Fragen und Antworten wurden am 31. März 2023 veröffentlicht und zuletzt am 11. Juli 2023 aktualisiert. Sie ersetzen die Fragen und Antworten, die zunächst Anfang Februar veröffentlicht und bis zur Ablösung durch diese neue Version regelmäßig aktualisiert worden waren.

Im Zweifel gilt das englische Original auf der IOC-Webseite.

 

Das IOC hat viel Unterstützung erhalten. Es ist sehr ermutigt durch die Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der internationalen Gemeinschaft diese schwierige Situation für den Sport versteht und auch unser wertebasiertes Vorgehen unterstützt. Dies wurde in zahlreichen Erklärungen führender Politiker*innen auf der Ebene der Vereinten Nationen, zwischenstaatlicher Organisationen und Staats- und Regierungschefs zum Ausdruck gebracht.

Erst vor kurzem, im Mai 2023, hat die Gruppe der Sieben (G7) ihre Unterstützung in Form einer Erklärung auf ihrem Gipfel in Hiroshima in Japan bekundet. Außerdem hat die Bewegung der Blockfreien Staaten unter Vorsitz von Aserbaidschan, die 120 der 193 UN-Mitgliedsstaaten umfasst, Anfang Juli ihre Unterstützung erklärt.

In der G7-Erklärung heißt es, dass die G7 „die Autonomie der Sportorganisationen in vollem Umfang respektiert" und sicherstellen will, dass „russische und belarussische Sportler*innen in keiner Weise als Vertreter*innen ihrer Staaten auftreten". Dies steht in vollem Einklang mit der Position des IOC in dieser Frage.

Das IOC begrüßt die Unterstützung der G7 für die Autonomie des Sports und für die Empfehlungen des IOC zur Teilnahme von Athlete*innen mit russischem oder belarussischem Pass, und zwar nur als individuelle, neutrale Athlet*innen. Dieses Bekenntnis zur Autonomie der Sportorganisationen kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt, da diese Autonomie von einigen Regierungen bedroht wird. Daher ist das IOC den Staats- und Regierungschefs der G7 für ihre eindeutige Erklärung sehr dankbar.

Der G7-Gipfel ist ein internationales Forum, das jährlich die Staats- und Regierungschefs der G7-Mitgliedstaaten Frankreich, Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Japan, Italien und Kanada (in der Reihenfolge der rotierenden Präsidentschaft) zusammenbringt. Außerdem ist die Europäische Union bei allen Treffen vertreten.

Am 7. Juli begrüßte das IOC eine Erklärung der Bewegung der Blockfreien Staaten, die 120 der 193 UN­ Mitgliedsstaaten umfasst. In der einstimmig verabschiedeten Erklärung wird betont, dass „die Teilnahme von Athlet*innen aus allen 206 Nationalen Olympischen Komitees an den Olympischen und Paralympischen Spielen Paris 2024 ein starkes Symbol der Einheit der Menschheit wäre". In dieser Hinsicht bringt sie ihre „Unterstützung für die vom Internationalen Olympischen Komitee zu diesem Zweck unternommenen Anstrengungen und Initiativen" zum Ausdruck.

Diese Position stand auch in völligem Einklang mit den Empfehlungen des IOC für die Internationalen Sportfachverbände und die Organisatoren internationaler Sportveranstaltungen bezüglich der Teilnahme von Athleten mit russischem oder belarussischem Pass an internationalen Wettkämpfen, einschließlich der Qualifikation für die Olympischen Spiele.

Das IOC begrüßte die Unterstützung durch die 120 Mitgliedsstaaten der Bewegung der Blockfreien Staaten sehr. Es ist sehr ermutigt durch dieses starke Engagement für den verbindenden Auftrag der Olympischen Spiele.

Lesen Sie die vollständige Erklärung der Bewegung der Blockfreien Staaten hier.

Das IOC hat außerdem die negativen Reaktionen zur Kenntnis genommen, insbesondere die negativen Reaktionen einiger europäischer Regierungen.

Es ist bedauerlich, dass einige Regierungen die Mehrheiten innerhalb der Olympischen Bewegung oder die Autonomie des Sports, die sie von anderen Ländern einfordern und die sie in zahllosen Reden und Resolutionen der UNO und der Europäischen Union preisen, nicht respektieren wollen.

Es ist bedauerlich, dass diese Regierungen nicht auf die Frage der Doppelmoral eingehen, mit der wir in den Konsultationsgesprächen konfrontiert waren.

Wir haben von ihnen keinen einzigen Kommentar über ihre Haltung betreffend die Teilnahme von Athlet*innen gesehen, deren Länder an den anderen 70 Kriegen, bewaffneten Konflikten und Krisen weltweit beteiligt sind.

Noch bedauerlicher ist, dass sie die ganz klaren Aussagen der beiden Sonderberichterstatterinnen des UN­ Menschenrechtsrates außen vor lassen, während sie bei anderen Themen immer wieder ihre nachdrückliche Forderung nach Achtung der Menschenrechte betonen.

Die UN-Sonderberichterstatterin äußerte sich diesbezügich folgendermaßen: ,,Der Grundgedanke ist nicht, dass wir Menschen, die wie wir sind und mit denen wir in ihren Handlungen und ihrem Verhalten übereinstimmen, Menschenrechte zuerkennen. Der Grundgedanke ist, dass jede Person das Recht hat, nicht aufgrund ihres Passes diskriminiert zu werden."

Lesen Sie die vollständige Erklärung der UN-Sonderberichterstatterin hier.

Die Diskussionen und Reaktionen aus der Olympischen Bewegung zeigen ganz deutlich, dass diese staatlichen und politischen Eingriffe die Einheit innerhalb der Olympischen Bewegung sogar gestärkt haben.

Alle Stakeholder haben noch einmal ganz deutlich gemacht, dass es nicht Sache der Regierungen sein kann, zu entscheiden, welche Athlet*innen an welchen Wettbewerben teilnehmen dürfen. Das wäre das Ende des internationalen Sports, wie wir ihn kennen. Dies löst große Sorge bei allen Stakeholdern der Olympischen Bewegung aus. Das IOC hat ein Schreiben erhalten, das von den Präsidenten aller fünf Kontinentalverbände der NOKs, die alle 206 NOKs vertreten, unterzeichnet wurde. In diesem werden die Empfehlungen des IOC zur Verteidigung der Autonomie des Sports begrüßt. Diese Autonomie stellt sicher, dass „internationale Sportwettbewerbe Athleten aus allen Ländern willkommen heißen".

Die Association of Summer Olympic International Federations (ASOIF) als Vertreterin der 33 internationalen Olympischen Sommerverbände betonte „die Notwendigkeit, die Einflussnahme der öffentlichen Hand in Sportangelegenheiten zu verhindern".

Auch die Athletenkommissionen aus Asien und Afrika begrüßten die Empfehlungen, und nach Ansicht von einigen hätte das IOC sogar noch weiter gehen sollen.

Das IOC hat natürlich auch die Reaktionen aus Russland zur Kenntnis genommen, wo das russische NOK sich folgendermaßen äußert: ,,Die angekündigten Parameter und Kriterien für die Rückkehr von Russen zu internationalen Wettbewerben sind absolut inakzeptabel". Und weiter: ,,Die Entscheidungen der IOC-Exekutive sind nichts weiter als eine Farce(...), die einen groben Verstoß gegen die Grundprinzipien der Olympischen Charta und der UN-Charta darstellt."

In Russland wurde das IOC bereits vor der Veröffentlichung der Empfehlungen mit der Bezeichnung „Agenten der Vereinigten Staaten von Amerika" betitelt.

Ukrainische Vertreter*innen bezeichneten die IOC-Empfehlungen als inakzeptabel, und das IOC wird als „auf der Seite der Russen" stehend porträtiert, obwohl deren Einmarsch vom IOC von Anfang an scharf verurteilt worden ist.

Das IOC unterstützt die ukrainischen Athlet*innen und die Olympische Gemeinschaft der Ukraine ebenfalls in beispielloser Weise, und diese Unterstützung wird weiter ausgebaut.

Die Tatsache, dass beide Seiten dieser Konfrontation unzufrieden sind, deutet möglicherweise darauf hin, dass das IOC einen Mittelweg gefunden hat, auf dem alle Seiten im Sinne eines Beitrags zu Verständigung und Frieden vorankommen können.

Die gesamte Olympische Bewegung steht fest zu ihren Werten, die Welt im friedlichen Wettstreit zu vereinen.

Das IOC unterstützt Athlet*innen weltweit dabei, ihren olympischen Traum zu verwirklichen. Deshalb fördert das IOC weiterhin die Teilnahme aller Athlet*innen, die die Regeln akzeptieren, die Olympische Charta respektieren und sich auf dem Spielfeld qualifiziert haben.

Und obwohl das IOC mit seinen wertebasierten Empfehlungen einen gangbaren Weg nach vorn anbietet, sieht es sich nach wie vor mit zwei unvereinbaren Positionen konfrontiert. Die russische Seite möchte, dass das IOC den Krieg ignoriert. Die ukrainische Seite möchte, dass das IOC alle Personen mit russischem und belarussischem Pass vollständig isoliert. Beide Positionen stehen in diametralem Gegensatz zum Auftrag des IOC und der Olympischen Charta.

Das IOC navigiert in einer solch schwierigen Situation mithilfe seiner Werte, die seinen Kompass darstellen. Aus diesem Grund beziehen sich die auf die Athleten ausgerichteten Empfehlungen des IOC auf die Grundwerte Frieden, Einheit, Solidarität und Nichtdiskriminierung.

Es ist keine einfache Lösung. Aber für äußerst komplexe politische Probleme gibt es keine einfachen Lösungen. Nur Populisten geben vor, einfache Lösungen für die komplexesten Probleme der Welt zu haben.

Die Position des IOC ist klar: Wir haben den Krieg vom ersten Tag an verurteilt. Wir haben beispiellose Sanktionen gegen die russische und die belarussische Regierung verhängt.

Als globale Organisation muss das IOC mit einer komplexen Realität umgehen. Die Welt ist nicht schwarz oder weiß. Wir sind mit einer Vielzahl von Ansichten und konkurrierenden Interessen konfrontiert, die versuchen, uns in unterschiedliche Richtungen zu ziehen.

Während 141 Länder den Krieg ebenso wie das IOC verurteilt haben, ist die internationale Gemeinschaft nicht so geeint, wenn es um die Konsequenzen dieser Verurteilung geht. Das IOC hat erfahren, dass 52 Regierungen, die nur 15 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren, ebenso wie das IOC Sanktionen gegen die russische und die belarussische Regierung verhängt haben. Das soll nicht heißen, dass die eine Seite Recht hat und die andere nicht. Damit soll lediglich die Realität einer geteilten und fragmentierten Welt beschrieben werden.

Das IOC sieht zwar sehr ermutigende Anzeichen dafür, dass sein wertebasierter Ansatz insgesamt funktioniert, aber die verschiedenen Interessen versuchen weiterhin, uns in unterschiedliche Richtungen zu ziehen.

Da ist die russische Seite, welche die strengen Bedingungen als inakzeptabel, demütigend und diskriminierend ansieht. Die russische Regierung wirft dem IOC vor, seine politische Neutralität zu verletzen, während dieselbe Regierung schamlos versucht, völlig politisierte Sportwettkämpfe zu veranstalten.

Dann ist da die ukrainische Seite, die dem IOC vorwirft, Partei für Russland zu ergreifen. Ihre Regierung besteht auf der „totalen Isolierung" aller Russen und Belarussen, da sie jeden, der einen russischen oder belarussischen Pass besitzt, als Unterstützer des Krieges betrachtet. Dies geht sogar so weit, dass Athleten mit geistigen Behinderungen bei den laufenden Special Olympics ausgeschlossen werden sollen.

Und dann gibt es die überwältigende Mehrheit der Stakeholder der Olympischen Bewegung aus der ganzen Welt - die Athleten, die Nationalen Olympischen Komitees aus allen fünf Kontinenten, die Kontinentalverbände, die internationalen Verbände: Diese überwältigende Mehrheit fordert das IOC auf, seinen auf die Athleten ausgerichteten Ansatz fortzusetzen, um einen Weg zu finden - einen wertebasierten Weg - der die Rechte aller Athleten verteidigt.

In dieser Zeit, in der unsere Autonomie von einigen Regierungen untergraben wird, in dieser Zeit, in der einige Kräfte unsere globale Sportbewegung spalten wollen, in diesen herausfordernden Zeiten ist diese Einheit von grundlegender Bedeutung für die Zukunft eines wertebasierten, wirklich globalen Sports.

Wenn diese spaltenden politischen Kräfte mit ihren Bemühungen Erfolg hätten, zu entscheiden, welche*r Athlet*in in welchem Wettbewerb antreten darf, dann würden wir am Ende nur noch Sportwettkämpfe zwischen Athlet*innen aus gleichgesinnten politischen Blöcken haben. Die Spiele des politischen Blocks A, die Spiele des politischen Blocks Bund möglicherweise separate Spiele für die Länder, die für keine Seite Partei ergreifen wollen.

In einem derart politisierten Sport wären universelle Olympische Spiele und Weltmeisterschaften im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr möglich. Mit dieser Politisierung würde der Sport zu einer Waffe. Das widerspricht allem, wofür der Sport und die Olympische Bewegung stehen.

Die überwältigende Mehrheit der Athlet*innen weltweit respektiert oder unterstützt den Ansatz des IOC. Das IOC ist ermutigt durch die vielen internationalen Sportverbände, die internationale Sportereignisse und sogar Weltmeisterschaften unter Anwendung unserer Empfehlungen erfolgreich organisiert haben.

Auf europäischer Ebene fanden im Juni in Bulgarien die Fecht-Europameisterschaften statt. Der Internationale Fechtverband hatte diese Meisterschaften von Polen nach Bulgarien verlegt, weil die polnische Regierung in die Autonomie des Sports eingegriffen hatte, indem sie sich weigerte, individuellen neutralen Athlet*innen mit russischen oder belarussischen Pässen Visa auszustellen. Diese notwendige Verlegung zum Schutz der Autonomie des Sports hat sich als erfolgreich erwiesen. In Bulgarien konnten individuelle neutrale Athlet*innen teilnehmen. Gleichzeitig ist es wichtig zu erwähnen, dass auch ukrainische Athlet*innen an den Meisterschaften teilnahmen. Die ukrainischen Athlet*innen durften jedoch nur in den Disziplinen antreten, in denen individuelle neutrale Athlet*innen nicht teilgenommen haben.

Auf globaler Ebene fanden die Judo-Weltmeisterschaften in Katar statt, an denen individuelle neutrale Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass teilnahmen. Diese Meisterschaften wurden sehr erfolgreich organisiert.

Die Taekwondo-Weltmeisterschaften in Aserbaidschan sind ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Weltmeisterschaft, die unter Beteiligung individueller neutraler Athleten organisiert wurde. Es gab sogar eine Rekordzahl von teilnehmenden nationalen Verbänden.

Das IOC freut sich auch über den Erfolg der ersten Olympischen E-Sports-Woche in Singapur, bei der die Empfehlungen des IOC strikt eingehalten wurden, sodass Spieler*innen aus der Ukraine und Spieler*innen mit russischem Pass friedlich miteinander konkurrieren konnten.

Im Gegensatz zu den Vorhersagen der Skeptiker ist keiner dieser Wettbewerbe im Chaos versunken. Alle betreffenden internationalen Verbände haben unsere Empfehlungen und strengen Bedingungen angewandt. Dabei lehnten sie eine Reihe von Bewerber*innen ab, die als individuelle neutrale Athleten antreten wollten, weil sie diese strengen Bedingungen nicht erfüllten.

Alle diese Meisterschaften fanden ohne Zwischenfälle statt. Die Athlet*nnen traten mit Respekt voreinander und unter Einhaltung der Sportregeln an. Durch Aussagen und in Gesprächen machten die Athlet*innen deutlich, dass sie sich mit den besten Athleten der Welt messen wollen, egal woher sie kommen. Sie wollen sich als echte Welt- oder Europameister*innen fühlen. Sie wollen nicht, dass Athleten für die Handlungen ihrer Regierungen bestraft werden.

Viele von ihnen würden sich gerne für die Olympischen Spiele in Paris 2024 qualifizieren. Um sich zu qualifizieren, müssten sie nun an einem internationalen Wettbewerb teilnehmen. Bei den Weltmeisterschaften im Judo und Taekwondo waren die ukrainischen Athleten jedoch nicht anwesend, weil ihnen auf Anweisung des ukrainischen Sportministeriums die Teilnahme untersagt worden war. In anderen Worten werden die ukrainischen Athlet*innen von ihrer eigenen Regierung für den Krieg sanktioniert, der von der russischen und der belarussischen Regierung begonnen wurde.

Es ist schwer nachzuvollziehen, weshalb die ukrainische Regierung ihre eigenen Athlet*innen der Chance beraubt, sich für die Olympischen Spiele in Paris 2024 zu qualifizieren und das ukrainische Volk stolz zu machen. Es ist schwer zu verstehen, warum ukrainische Athlet*innen zwar im Tennis, nicht aber im Tischtennis antreten dürfen. Es ist schwer zu verstehen, warum sie im Radsport antreten dürfen, im Schwimmen aber nicht. Es ist schwer zu verstehen, warum ein ukrainische*r Athlet*in im Fechten in der Disziplin A antreten kann, während sein Teamkollege in der Disziplin B nicht antreten kann.

In diesem Zusammenhang erinnern wir an die Erklärung des ukrainischen Tennisverbandes vom März 2023, in der es heißt: ,,Mit diesem Appell bringen wir eine gemeinsame Position zum Ausdruck, die die mögliche Entscheidung des NOK über einen vollständigen Athletenboykott aller internationalen Turniere, an denen russische oder belarussische Athlet*innen teilnehmen, betrifft. Eine solche Entscheidung wird zur Zerstörung des ukrainischen Tennissports führen, da Athlet*innen aus diesen Ländern an fast allen Wettbewerben teilnehmen, und sie wird damit zu einer Sanktion nicht gegen die Russen, sondern gegen die Ukrainer. Wenn russische und belarussische Athlet*innen antreten dürfen, muss man mit ihnen spielen und siegen - und darf dem Kampf nicht ausweichen."

Das ist es, wonach sich die gesamte olympische Gemeinschaft, ja die ganze Welt sehnt: Ukrainische Athlet*innen, die bei internationalen Wettkämpfen glänzen. Wir alle wollen, dass sie die Möglichkeit haben, sich für die Olympischen Spiele in Paris 2024 zu qualifizieren. Das bedeutet, dass sie jetzt an den Qualifikationswettbewerben teilnehmen müssen, damit sie das ukrainische Volk stolz machen können - indem sie die Widerstandsfähigkeit des ukrainischen Volkes und der ukrainischen olympischen Gemeinschaft zeigen.

Das IOC möchte ihnen die Möglichkeit geben, sich zu qualifizieren und schließlich an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Deshalb wird das IOC über den jeweiligen internationalen Verband alle ukrainischen Athlet*innen bei ihrer Vorbereitung und Teilnahme an jedem Wettbewerb, an dem sie teilnehmen möchten, unterstützen. Die Athlet*innen, die bei Wettkämpfen antreten möchten und die aufgrund der Einmischung der Regierung die Unterstützung ihres nationalen Sportfachverbands und ihres Nationalen Olympischen Komitees verlieren würden, könnten im Falle der Umsetzung auf die direkte Unterstützung durch den Solidaritätsfonds der Olympischen Bewegung für die Olympische Gemeinschaft der Ukraine und die Athletenförderprogramme des IOC zählen.

Um unterschiedliche Standards für die Athlet*innen, die nationalen Funktionär*innen und die IOC-Mitglieder in Russland zu vermeiden, gelten für die Teilnahme an den internationalen Veranstaltungen des IOC die gleichen Bedingungen.

Die IOC-Ethikkommission hat festgestellt, dass zwei der in den Empfehlungen der IOC-Exekutive genannten Bedingungen auch für die IOC-Mitglieder gelten werden:

1) ihre aktive Unterstützung des Krieges; und

2) ihre vertragliche Beziehung zum russischen Militär oder den nationalen Sicherheitsbehörden.

Die Situation der betroffenen IOC-Mitglieder wird ab dem Zeitpunkt der Invasion am 24. Februar 2022 und der folgenden Zeit bewertet. Was den zweiten Punkt betrifft, so wird die frühere Vertragssituation der Mitglieder vor Kriegsbeginn nicht berücksichtigt. Diese Leitlinien werden sowohl auf die IOC-Mitglieder als auch auf die Ehrenmitglieder angewandt.

Die aktuellen IOC-Empfehlungen für internationale Sportverbände und internationale Sportveranstalter über die Teilnahme von Athleten mit russischem oder belarussischem Pass an internationalen Wettkämpfen betreffen nicht die Teilnahme von Athlet*innen und ihrem Begleitpersonal mit russischem oder belarussischem Pass an den Olympischen Spielen in Paris 2024 oder den Olympischen Winterspielen in Milano Cortina 2026. Das IOC wird diese Entscheidung zu gegebener Zeit nach eigenem Ermessen treffen und ist nicht an die Ergebnisse zurückliegender olympischer Qualifikationswettbewerbe gebunden.

Die Einladungen an die 203 teilnahmeberechtigten NOKs werden am 26. Juli 2023 verschickt. Aus den genannten Gründen werden die NOKs von Russland und Belarus sowie das NOK von Guatemala, das derzeit suspendiert ist, nicht berücksichtigt.

Die IOC-Exekutive ergriff damals schweren Herzens und unter Hinweis auf das Dilemma, in dem sie sich befand, sofort Schutzmaßnahmen. Es lief der Mission der Olympischen Spiele zuwider, dass das IOC empfehlen musste, keine Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass einzuladen, weil die Regierungen begannen, sich einzumischen und darüber zu entscheiden, wer an welchem Wettbewerb teilnehmen darf.

Einige Regierungen drohten zudem damit, Fördermittel zurückzuziehen, falls Athleten an einem bestimmten Wettbewerb teilnehmen. Und das konnte das IOC nicht zulassen, weil es gegen sämtliche Grundsätze des internationalen Sportsystems verstößt. Wer an Wettkämpfen im Sport teilnehmen darf, muss auf sportlicher Qualifikation beruhen und nicht auf politischen Entscheidungen.

Aufgrund der emotional stark aufgeladenen Situation in einer Reihe von Ländern bestand auch die Möglichkeit von Sicherheitsrisiken für russische und belarussische Athlet*innen bei einer Wettkampfteilnahme.

Dies waren die beiden Gründe für die Schutzmaßnahmen: die Sicherheit und Integrität der Wettkämpfe zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb nach sportlichen Leistungen erfolgt und nicht nach politischen Entscheidungen wie der Verweigerung von Visa oder der Bedrohung von Athleten, nationalen Sportfachverbänden oder Nationalen Olympischen Komitees (NOKs).

Die bedeutsamste Änderung seit Februar 2022 ist, dass die Teilnahme von neutralen Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass an Wettkämpfen und internationalen Wettbewerben bereits umgesetzt wurde und funktioniert. Dies sehen wir fast jeden Tag in einer Reihe von Sportarten. Am deutlichsten zeigt sich dies im Tennis, aber auch im Radsport, Tischtennis, Eishockey, Handball, Fußball und in anderen Ligen in den Vereinigten Staaten, in Europa und auf anderen Kontinenten. Bei keinem dieser Wettbewerbe hat es Sicherheitsvorfälle gegeben, oder zumindest keine, die dem IOC bekannt wären.

Außerdem stellen die Regierungen, in deren Hoheitsgebiet die Wettbewerbe stattfinden, bis auf wenige Ausnahmen Visa aus. In anderen Ländern werden sogar Arbeitsgenehmigungen für diese Spieler*innen und Athlet*innen ausgestellt, sofern dies erforderlich ist.

Zweiten wichtige Änderung ist der Brief an das IOC von zwei Sonderberichterstatterinnen des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen, die hier darauf hinwiesen, dass ein pauschales Verbot für russische und belarussische Athlet*innen diskriminierend wäre und eine eklatante Verletzung der Menschenrechte darstellen würde.

Eine dieser beiden Sonderberichterstatterinnen nahm an den Konsultationsgesprächen teil, die seit Dezember 2022 mit den Stakeholdern der Olympischen Bewegung geführt wurden. Die Stakeholder der Olympischen Bewegung berücksichtigten auch die Argumente einer weiteren Rechtswissenschaftlerin mit einer anderen Rechtsauffassung, aber die Sonderberichterstatterin – die von den Vereinten Nationen speziell für solche Interpretationen und Ratschläge sowie die Äußerung solcher Bedenken ernannt wurde – sagte Folgendes: „Das ist eine eklatante Verletzung der Menschenrechte. Der Grundgedanke ist nicht, dass wir Menschen, die wie wir sind und mit denen wir in ihren Handlungen und ihrem Verhalten übereinstimmen, Menschenrechte zuerkennen. Der Grundgedanke ist, dass jede Person das Recht hat, nicht aufgrund ihres Passes diskriminiert zu werden.“

„Der Ausgangspunkt muss sein, dass wir uns auf den Ausschluss dieser Staaten einigen. Die Frage ist, was mit den einzelnen Menschen geschieht. Es handelt sich nicht um eine Grauzone des Völkerrechts. Es ist etwas, das alle Staaten und alle Menschen verbindet. Es ist in der Tat so wichtig, dass wir es aus diesem Grund als zwingende Norm des Völkerrechts bezeichnen. Das pauschale Verbot von Russ*innen und russischen Athlet*innen und Künstler*innen darf nicht weiter bestehen.“

Es kann zu jedem Thema Rechtsstreitigkeiten geben, aber die Olympische Bewegung muss sich auf diese Autoritäten verlassen, wenn es um die Auslegung von Themen wie Menschenrechtsfragen geht.

Und es geht hier um die UN-Menschenrechtserklärung. Es geht um die UN-Leitprinzipien, und das IOC muss sich auf diese Sonderberichterstatterinnen verlassen. Das IOC ist kein Weltgerichtshof der Menschenrechte, der aufgrund eigener Autorität eine Entscheidung über jeden Rechtsgelehrten in der Welt treffen kann, der sich zu diesem speziellen Thema äußert.

Es geht um das UN-Menschenrechtssystem. Und deshalb muss die Olympische Bewegung sich von diesen UN-Sonderberichterstatterinnen leiten lassen. Es lohnt sich, einige ihrer Äußerungen in Erinnerung zu rufen, denn sie geht direkt auf Bedenken ein, die von anderen Rechtswissenschaftlern geäußert worden waren.

Sie sagte, dass dies ein illegaler Krieg ist – dem stimmt das IOC zu. Sie fuhr fort: „Die spezifischen Verpflichtungen der Staaten bestehen weiterhin, und das Verbot der unmittelbaren Diskriminierung ist einer der wichtigsten Werte des Menschenrechtssystems.“ Das IOC muss sicherstellen, dass es sich auf die Staaten konzentriert. Sie sagte: „Meiner Meinung nach ist es absolut perfekt, dass das IOC und auch andere Bereiche die Staaten Russische Föderation und Belarus ausgeschlossen haben.“ (Geändert am 3. April 2023)

Die IOC-Exekutive hat bekräftigt, dass die Teilnahme von Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass an den Olympischen Spielen Paris 2024 weder bei den Konsultationen noch bei ihren Beratungen am 28. März 2023 erörtert worden ist. Das IOC behält sich ausdrücklich vor, zu gegebener Zeit über ihre Teilnahme zu entscheiden, auch wenn sie nach den Qualifikationskriterien ihrer jeweiligen Internationalen Sportfachverbände als bereits qualifiziert gelten sollten.

Bei den Konsultationen mit den Stakeholdern der Olympischen Bewegung, die sich seit dem Olympischen Gipfel im Dezember 2022 über einen Zeitraum von vier Monaten erstreckten, brachte die überwiegende Mehrheit der Stakeholder klar zum Ausdruck, dass für die Wettbewerbe in ihrer alleinigen Zuständigkeit ein Weg eröffnet werden soll.

Sie baten das IOC um Empfehlungen zur Harmonisierung ihres Vorgehens, falls sie beschließen sollten, Athleten mit russischem oder belarussischem Pass zu ihren Wettkämpfen zuzulassen. Das IOC empfiehlt nachdrücklich, eine solche Entscheidung nur unter der Voraussetzung zu treffen, dass diese im Ermessen des betreffenden Internationalen Sportfachverbandes widerrufen werden kann.

Als Reaktion auf dieses Ersuchen beschloss die IOC-Exekutive (am 28. März 2023) folgende Empfehlungen für die Internationalen Sportfachverbände und die Organisatoren internationaler Sportveranstaltungen:

  1. Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass dürfen nur als Individuelle Neutrale Athlet*innen antreten.
  2. Teams von Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass kommen für eine Teilnahme nicht infrage.
  3. Athlet*innen, die den Krieg aktiv unterstützen, dürfen nicht antreten. Betreuer*innen, die den Krieg aktiv unterstützen, dürfen nicht zugelassen werden.
  4. Athlet*innen, die beim russischen oder belarussischen Militär oder den nationalen Sicherheitsbehörden unter Vertrag stehen, dürfen nicht antreten. Betreuer*innen, die beim russischen oder belarussischen Militär oder den nationalen Sicherheitsbehörden unter Vertrag stehen, dürfen nicht zugelassen werden.
  5. Ein*e solche*r Individuelle*r Neutrale*r Athlet*in muss – wie alle anderen teilnehmenden Athlet*innen – alle jeweils geltenden Anti-Doping-Bestimmungen erfüllen, insbesondere diejenigen, die in den Anti-Doping-Regeln der Internationalen Sportfachverbände festgelegt sind.
  6. Die Sanktionen gegen die Verantwortlichen des Krieges, die Staaten Russland und Belarus und ihre Regierungen, müssen aufrechterhalten werden:
    • Keine internationalen Sportveranstaltungen werden von einem Internationalen Sportfachverband oder NOK in Russland oder Belarus organisiert oder unterstützt.
    • Keine Flagge, Hymne, Farben oder anderen Erkennungszeichen dieser Länder werden bei einer Sportveranstaltung oder einem Treffen, inklusive des gesamten Veranstaltungsortes, gezeigt oder gespielt
    • Kein*e russische*r oder belarussische*r Regierungs- oder Staatsbeamter*in wird zu einer internationalen Sportveranstaltung oder einem internationalen Treffen eingeladen oder akkreditiert.

(Siehe auch die detaillierten empfohlenen Teilnahmebedingungen für Athlet*innen und Betreuer*innen mit russischem oder belarussischem Pass bei internationalen Sportwettkämpfen, die von Internationalen Sportfachverbänden und internationalen Sportveranstaltern organisiert werden)

Die IOC-Exekutive bestätigt, dass diese Empfehlungen nicht die Teilnahme von Athlet*innen und Betreuer*innen mit russischem oder belarussischem Pass an den Olympischen Spielen Paris 2024 oder den Olympischen Winterspielen Milano Cortina 2026 betreffen. Das IOC wird diese Entscheidung zu gegebener Zeit nach eigenem Ermessen treffen und ist nicht an die Ergebnisse zurückliegender Olympischer Qualifikationswettbewerbe gebunden.

Während der Gültigkeit der oben genannten Ausnahmeregelungen für die Internationalen Sportfachverbände wird das IOC die vollumfängliche Umsetzung dieser Empfehlungen durch alle betroffenen Parteien genauestens überwachen. Die Ergebnisse dieser Überwachung werden bei der Entscheidung des IOC über die Teilnahme von Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass an den Olympischen Spielen Paris 2024 und den Olympischen Winterspielen Milano Cortina 2026 einen wichtigen Faktor darstellen.

Siehe auch die vollständige Pressemitteilung vom 28. März 2023.

In Anbetracht der Strukturen und der Abläufe im internationalen Sport gibt es keine andere Möglichkeit. Die internationalen Wettkämpfe außerhalb der Olympischen Spiele unterliegen der alleinigen und autonomen Zuständigkeit der Internationalen Sportfachverbände, die über die Regeln dieser Wettkämpfe und die Teilnahmeberechtigungen von Athleten hieran entscheiden.

Die Sonderberichterstatterin sprach am 24. März 2023 in einer Videokonferenz mit den Athletenvertreter*innen. Sie sprach auch zu den IOC-Mitgliedern, NOKs und Internationalen Sportfachverbänden in deren virtuellen Konsultationen. In ihren Ausführungen ging sie auch auf die juristischen Argumente ein, die das NOK der Ukraine und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) vorgelegt hatten. Hier finden Sie die Abschrift der Einleitung ihrer Ausführungen.

Wie in dem Dokument empfohlene Teilnahmebedingungen ausgeführt, können nur Individuelle Neutrale Athlet*innen und Betreuer*innen, die nicht durch eine aktive Unterstützung des Kriegs in der Ukraine gegen die Friedensmission der Olympischen Bewegung gehandelt haben, zur Teilnahme an internationalen Sportwettkämpfen eingeladen werden.

Für Personen, die beim russischen oder belarussischen Militär oder den nationalen Sicherheitsbehörden unter Vertrag stehen, wird davon ausgegangen, dass sie den Krieg unterstützen.

Im Hinblick auf andere aktive Unterstützungsmaßnahmen sind alle relevanten Umstände zu berücksichtigen, insbesondere öffentliche Äußerungen, auch in sozialen Medien, die Teilnahme an kriegsbefürwortenden Demonstrationen oder Veranstaltungen und das Zeigen/Tragen von Symbolen, die den Krieg in der Ukraine unterstützen, etwa das „Z“-Symbol.

Im Sinne einer einheitlichen Auslegung dieser Kriterien sollten die Internationalen Sportfachverbände (IF) erwägen, ein einziges unabhängiges Gremium unter dem Dach der IF-Verbände (ASOIF, AIOWF und ARISF) einzurichten, das die Entscheidungen trifft.

Diese Empfehlungen an die Internationalen Sportfachverbände wurden vom IOC am 28. März 2023 auf Ersuchen des 11. Olympischen Gipfels, der am 9. Dezember 2022 stattfand und die Führungskräfte aller Stakeholder-Gruppen der Olympischen Bewegung umfasst, herausgegeben.

Sie hatten das IOC aufgefordert, einen Weg zu sondieren, über den Athletinnen und Athleten mit russischem oder belarussischem Pass als Individuelle Neutrale Athlet*innen wieder bei internationalen Wettkämpfen antreten können.

Die Empfehlungen des IOC enthalten Bedingungen für den Fall, dass einzelne Sportfachverbände beschließen, einen solchen Weg in ihren Sportarten, die in ihrer alleinigen Zuständigkeit liegen, einzuschlagen.

Das IOC kann nicht über die Teilnahmebedingungen für jede Sportart entscheiden.

Es liegt nun in den Händen der Internationalen Sportfachverbände, in alleiniger Verantwortung zu entscheiden, ob sie einen solchen Weg einschlagen wollen. Die Empfehlungen des IOC betreffen lediglich die Art und Weise, wie dies erfolgen könnte.

Die Definition von Teamsportarten oder -wettbewerben richtet sich nach dem Reglement des jeweiligen Internationalen Sportfachverbands.

In mehreren Sportarten hat bereits eine Reihe von Qualifikationsveranstaltungen stattgefunden. Das IOC wird von den Internationalen Sportfachverbänden nicht verlangen, dass sie ihre Qualifikationssysteme rückwirkend anpassen, um Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass, die aufgrund des Krieges bestimmte Qualifikationsmöglichkeiten verpasst haben, zusätzliche Quoten zuzuweisen.

Diese Empfehlungen an die Internationalen Sportfachverbände wurden vom IOC am 28. März 2023 auf Ersuchen des 11. Olympischen Gipfels, der am 9. Dezember 2022 stattfand und die Führungskräfte aller Stakeholder-Gruppen der Olympischen Bewegung umfasst, herausgegeben.

Sie hatten das IOC aufgefordert, einen Weg zu sondieren, über den Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass als Individuelle Neutrale Athlet*innen wieder bei internationalen Wettkämpfen antreten können.

Die Empfehlungen des IOC enthalten Bedingungen für den Fall, dass einzelne Sportfachverbände beschließen, einen solchen Weg in ihren Sportarten, die in ihrer alleinigen Zuständigkeit liegen, einzuschlagen.

Das IOC kann nicht über die Teilnahmebedingungen für jede Sportart entscheiden.

Es liegt nun in den Händen der Internationalen Sportfachverbände, in alleiniger Verantwortung zu entscheiden, ob sie einen solchen Weg einschlagen wollen. Die Empfehlungen des IOC betreffen lediglich die Art und Weise, wie dies erfolgen könnte.

Gemäß den Empfehlungen gilt: „Die Sanktionen gegen die Verantwortlichen des Krieges – die Staaten Russland und Belarus und ihre Regierungen – müssen aufrechterhalten werden, womit unter anderem kein*e russische*r oder belarussische*r Regierungs- oder Staatsbeamter*in zu einer internationalen Sportveranstaltung oder einem internationalen Treffen eingeladen oder akkreditiert wird.“ Im Hinblick auf Regierungsbeamte*innen ist dies selbsterklärend.

Das IOC macht sich nicht zum Komplizen Russlands, wenn es seiner Mission, die Welt im sportlichen Wettstreit zu vereinen, und der Olympischen Charta folgt. Man kann in Solidarität an der Seite der Ukraine und der Olympischen Gemeinschaft der Ukraine stehen, auch wenn man nicht jeder ihrer Forderungen nachkommt. Nur wenige Stunden nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine, die von Belarus unterstützt wurde, hat das IOC als eine der ersten internationalen Organisationen die Invasion aufs Schärfste verurteilt. Im Gegensatz zu den meisten anderen globalen Organisationen hat es auch Sanktionen für die verantwortlichen Staaten und Regierungen verhängt.

Bis heute hat das IOC rund 3.000 ukrainische Athlet*innen unterstützt, so dass sie ihren Sport fortsetzen können. Diese Unterstützung ist zuletzt noch verstärkt worden, damit das NOK der Ukraine bei den Olympischen Spielen Paris 2024 und den Olympischen Winterspielen Milano Cortina 2026 mit einer starken Mannschaft antreten kann. NOKs, Internationale Sportfachverbände und Organisatoren von Sportveranstaltungen sind zudem aufgerufen worden, alle möglichen Anstrengungen zu unternehmen, um das Training, die Vorbereitung und die Teilnahme ukrainischer Athlet*innen an internationalen Sportveranstaltungen zu ermöglichen.

Das IOC steht felsenfest an der Seite der Olympischen Gemeinschaft der Ukraine.

 

 

Das Einladungsverfahren für NOKs zu den Olympischen Spielen hat sich im Laufe der Jahre erheblich verändert. Bis zu den Olympischen Spielen 1984 wurden die Einladungen vom Organisationskomitee des Gastgeberlandes ausgesprochen. Seit 1999 besteht für die NOKs die Verpflichtung zur Teilnahme an den Spielen der Olympiade (Sommerspiele). Diese Änderung der Olympischen Charta wurde vorgenommen, um der Historie politischer Boykotte zu begegnen und deren Wiederholung zu vermeiden.

Der Ausschluss Südafrikas wurde mit den UN-Sanktionen und der Tatsache begründet, dass die Apartheid auch im südafrikanischen Sport praktiziert wurde. Diese UN-Sanktionen galten für alle Bereiche des Lebens. Mit dieser Entscheidung folgte das IOC den Vereinten Nationen.

Es wurde gleichermaßen verfahren, als zur Zeit der Olympischen Spiele Barcelona 1992 UN-Sanktionen gegen das ehemalige Jugoslawien bestanden. Gemäß den UN-Sanktionen waren alle Mitgliedstaaten aufgefordert: „die erforderlichen Schritte zu unternehmen, um die Teilnahme von Personen oder Gruppen, die die Bundesrepublik Jugoslawien vertreten, an Sportveranstaltungen in ihrem Hoheitsgebiet zu verhindern.“ Doch selbst unter diesem UN-Sanktionsregime wurde schlussendlich die Teilnahme „unabhängiger Athlet*innen“ an den Olympischen Spielen Barcelona 1992 erlaubt und mit der UNO vereinbart.

Gegen Russland und Belarus sind derzeit keine UN-Sanktionen in Kraft Das IOC hält sich selbstverständlich immer an UN-Sanktionen, auch jetzt. Aufgrund solcher Sanktionen gibt es derzeit eine Reihe von NOKs, deren Athlet*innen wir nicht unterstützen können.

Nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg wurden einige Länder vom Organisationskomitee des Gastgeberlandes nicht zu den Olympischen Spielen eingeladen:

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden Deutschland, Österreich, die Türkei, Bulgarien und Ungarn nicht zur Teilnahme an den Olympischen Spielen Antwerpen 1920 und Deutschland ebenfalls nicht zu den Olympischen Spielen Paris 1924 eingeladen. Zur damaligen Zeit wurden die Einladungen zu den Olympischen Spielen noch von den Organisationskomitees und nicht vom IOC ausgesprochen.

Zu den Olympischen Spielen London 1948 wurden Japan und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg nicht eingeladen. In der Ausgabe der Olympischen Charta von 1946 war festgelegt, dass das Organisationskomitee Einladungen zur Teilnahme an den Olympischen Spielen an alle Länder im Allgemeinen und in erster Linie an diejenigen Länder versendet, die Nationale Olympische Komitees eingerichtet haben. Im IOC-Bulletin von 1947 ist erwähnt, dass die Nationalen Olympischen Komitees von Deutschland und von Japan vom IOC nicht anerkannt waren, was erklärt, weshalb diese Delegationen nicht eingeladen wurden.

Das IOC weist solche verleumderischen Äußerungen einiger ukrainischer Offizieller auf das Schärfste zurück. Sie sind völlig inakzeptabel und können nicht als Grundlage für eine konstruktive Diskussion dienen.

Das IOC ist eine der ganz wenigen Organisationen weltweit, die solche Sanktionen verhängt haben – wenn nicht sogar die einzige. Gegen Russland und Belarus sind derzeit keine UN-Sanktionen in Kraft Es gibt keine Sanktionen von der Welthandelsorganisation, der Weltgesundheitsorganisation, der Weltbank, dem Internationalen Währungsfonds usw. Wir haben unseren Standpunkt sehr deutlich gemacht, indem wir nicht nur den Krieg verurteilt, sondern auch Sanktionen gegen die Staaten Russland und Belarus verhängt haben.

Das IOC ist zutiefst betrübt über den Tod von Mitgliedern der Olympischen Gemeinschaft in der Ukraine, die in diesem Krieg ihr Leben verloren haben. Das IOC spricht ihren Familien und Freunden sowie dem ukrainischen Volk sein aufrichtigstes Beileid aus.

Das IOC hat den Krieg auf das Schärfste verurteilt und bereits Stunden nach dessen Beginn am 24. Februar 2022 Sanktionen gegen die Staaten Russland und Belarus und ihre Regierungen verhängt. Das IOC steht fest hinter dieser glasklaren Position. Und diese Position basiert auf der Solidarität mit der Olympischen Gemeinschaft der Ukraine, die seit Beginn des Krieges von der Olympischen Bewegung unterstützt wurde und weiterhin unterstützt wird.

Am 24. Februar 2023 ist genau ein Jahr vergangen, seit Russland mit der Unterstützung von Belarus in die Ukraine einmarschiert ist: ein Jahr der brutalen Kriegsführung, des menschlichen Leids, des Tötens und der Zerstörung. Die ukrainische Bevölkerung erfährt in diesem brutalen Krieg unfassbares Leid und hat unser tiefstes Mitgefühl. An diesem grauenvollen Jahrestag schließt sich die Olympische Bewegung den Friedensaufrufen an und ist bereit, ihren bescheidenen Beitrag zu jeglichen friedensstiftenden Bemühungen zu leisten.

Das IOC hat diesen widersinnigen Krieg bereits am Tage der Invasion auf das Schärfste verurteilt. Da auch jetzt, nach einem Jahr des Blutvergießens, kein Ende der Gefechte absehbar ist, bringt das IOC seine Verurteilung erneut zum Ausdruck. Der Krieg in der Ukraine stellt eine eklatante Verletzung des zum damaligen Zeitpunkt geltenden Olympischen Friedens dar, und damit auch eine Verletzung der Olympischen Charta. Aus diesem Grund sanktionierte das IOC die Staaten Russland und Belarus und ihre Regierungen, die diesen Krieg allein zu verantworten haben, auf bisher nicht gekannte Weise: Es werden keine internationalen Sportveranstaltungen in Russland oder Belarus organisiert. Ferner werden keine Hymnen gespielt und keinerlei Flaggen oder Nationalsymbole gezeigt, und keine Regierungs- oder Staatsbeamt*innen zu internationalen Sportveranstaltungen akkreditiert.

Diese Sanktionen wurden im Februar 2022 verhängt und beim Olympischen Gipfeltreffen am 9. Dezember 2022 verschärft und bestätigt. Sie bleiben unverändert bestehen.

Zugleich betont das IOC nochmals seine unerschütterliche Solidarität mit den ukrainischen Athleti*nnen, die Tag für Tag unsäglichem Leid ausgesetzt sind. Nach einem Jahr des Krieges bleibt die gesamte Olympische Bewegung unerschütterlich in ihrem Bestreben, die ukrainischen Athlet*innen auf jede erdenkliche Art zu unterstützen. Wir alle wollen ein starkes Team des Nationalen Olympischen Komitees der Ukraine bei den Olympischen Spielen Paris 2024 und den Olympischen Winterspielen Milano Cortina 2026 sehen. Deshalb hat das IOC seinen Solidaritätsfonds für die Ukraine verdreifacht, um den Athlet*innen im Angesicht ihrer gewaltigen Herausforderungen größtmögliche Unterstützung für die Realisierung ihres Olympischen Traumes angedeihen zu lassen. Rund 3.000 Athlet*innen konnten bereits von der Unterstützung profitieren, die der Solidaritätsfonds des IOC über das Nationale Olympische Komitee der Ukraine bereitstellt. Diese Anstrengungen beschränken sich nicht auf finanzielle Mittel; sie umfassen auch logistische Unterstützung. Mittels Reiseförderung und der Bereitstellung von Trainingseinrichtungen, Unterkünften, Ausrüstung, Sportbekleidung und anderen Hilfsmitteln wird ukrainischen Athlet*innen die Teilnahme an Wettkämpfen ermöglicht.

Seit Anbeginn der Olympischen Spiele, auch in ihren antiken Wurzeln, besteht unsere Mission in der Friedensförderung durch Sport. Das IOC hält bis heute an dieser Friedensmission fest, um die ganze Welt im friedlichen Wettstreit zu vereinen. Die jüngsten Beispiele ebendieses friedlichen Wettstreits sahen Athlet*innen aus Nord- und Südkorea, Israel und Palästina, Armenien und Aserbaidschan teilnehmen. Während der Olympischen Spiele leben Athlet*innen aus 206 verschiedenen Nationalen Olympischen Komitees friedlich im Olympischen Dorf zusammen. Friedensbemühungen leben vom Dialog. Ein Wettstreit unter Athlet*innen, welche die Olympische Charta respektieren, kann Impulse für den Dialog geben – dies ist stets ein erster Schritt auf dem Weg zum Frieden.

Die Olympischen Spiele können Kriege und Konflikte nicht verhindern. Ebenso wenig können sie alle politischen und sozialen Herausforderungen auf dieser Welt thematisieren. Das ist die Aufgabe der Politik. Aber die Olympischen Spiele können als Vorbild für eine Welt dienen, in der alle dieselben Regeln befolgen und einander respektieren. Sie können uns inspirieren, Probleme zu lösen, indem wir Brücken bauen, welche zu einem verständnisvolleren Miteinander der Menschen beitragen. Sie können die Tür für Friedensbemühungen und Austausch öffnen, wo wir mit Exklusion und Spaltung nicht weiterkommen.

Die überwältigende Mehrheit in der Olympischen Bewegung, einschließlich der Athlet*innen, Nationaler Olympischer Komitees und Internationaler Sportfachverbände, unterstützt die unerschütterliche Solidarität mit der Ukraine, die über Russland und Belarus verhängten Sanktionen und den einenden Friedensauftrag der Olympischen Bewegung.

In diesem Olympischen Gedanken vereint, bekräftigt die gesamte Olympische Bewegung an diesem schmerzhaften Jahrestag unseren damaligen Aufruf an die politischen Verantwortungsträger/-innen auf der ganzen Welt: „Give Peace a Chance.“ – „Gebt dem Frieden eine Chance.“

Regel 50.2 der Olympischen Charta und deren Richtlinien gelten für alle Teilnehmenden an Olympischen Spielen. Wie in den geltenden Richtlinien dargelegt, sind Meinungsäußerungen von Athlet*innen in den folgenden Fällen nicht zulässig.

  • während offizieller Anlässe (einschließlich Olympischer Medaillenvergaben, Eröffnungs- und Schlussfeiern);
  • während des Wettbewerbs auf dem Spielfeld;
  • im Olympischen Dorf.

Die Teilnahme neutraler Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass an Wettkämpfen und internationalen Wettbewerben wird bereits umgesetzt. Dies sehen wir fast jeden Tag in einer Reihe von Sportarten. Am deutlichsten zeigt sich dies im Tennis, aber auch im Radsport, Tischtennis, Eishockey, Handball, Fußball und in anderen Ligen in den Vereinigten Staaten, in Europa und auf anderen Kontinenten.

Wir erwarten, dass alle NOKs und ihre Athlet*innen, die an den Olympischen Spielen teilnehmen, die Olympische Charta vollumfänglich einhalten.

Alle Individuellen Neutralen Athlet*innen müssen – wie alle anderen teilnehmenden Athlet*innen – alle jeweils geltenden Anti-Doping-Bestimmungen erfüllen, insbesondere diejenigen, die in den Anti-Doping-Regeln der Internationalen Sportfachverbände festgelegt sind. Jeder Internationale Sportfachverband ist für die individuelle Überprüfung sämtlicher Athlet*innen vor deren Teilnahme an Wettkämpfen unter seiner Zuständigkeit verantwortlich.

Den Internationalen Sportfachverbänden wird empfohlen, die Aufnahme aller Individuellen Neutralen Athlet*innen in ihren registrierten Testpool zu erwägen.

Darüber hinaus sollte jeder Internationale Sportfachverband allen Teilnehmenden die Detailinformationen zu seinem allgemeinen Dopingkontrollprogramm mitteilen, wobei die Anforderungen betreffend Vertraulichkeit und personenbezogene Daten zu beachten sind, um gleiche Wettbewerbsbedingungen und eine faire Behandlung aller Athlet*innen zu gewährleisten.

Der Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) teilte dem Olympischen Gipfel im Dezember letzten Jahres mit, dass zwischen dem 1. Januar 2021 und Dezember 2022 insgesamt 31.112 Dopingtests bei russischen Athlet*innen während und außerhalb von Wettkämpfen vorgenommen wurden. Diese Tests wurden von verschiedenen Stellen unter ihrer jeweiligen Zuständigkeit koordiniert, und alle Proben wurden und werden in WADA-akkreditierten Labors außerhalb Russlands analysiert. Dieses Programm wird fortgesetzt.

.

Bei all seinen Entscheidungen hält sich das IOC an den Welt-Anti-Doping-Code und die Olympische Charta und versucht, die individuelle Gerechtigkeit bestmöglich im Einklang mit den Menschenrechtsprinzipien zu wahren.

Im Zusammenhang mit dem systematischen Doping in Russland bei den Olympischen Winterspielen Sotschi 2014 verhängte das IOC die härteste verfügbare Sanktion, indem es das Russische Olympische Komitee von der Teilnahme an den Spielen in PyeongChang 2018 ausschloss und eine Geldstrafe in Höhe von 15 Millionen US‑Dollar verhängte.

Die anschließenden Verstöße gegen den Welt-Anti-Doping-Code fielen in die alleinige Zuständigkeit der Welt-Anti-Doping-Agentur, die erfahren musste, dass ihre Sanktionen durch ein Urteil des Sportschiedsgerichts CAS abgeschwächt wurden. Bei den Olympischen Winterspielen Peking 2022 beantragten sowohl das IOC als auch die WADA die Aufhebung der Entscheidung der Anti-Doping-Disziplinarkommission der RUSADA, die vorläufige Suspendierung der damals 15-jährigen russischen Eiskunstläuferin aufzuheben, was jedoch vom CAS abgelehnt wurde.

Angesichts der Doping-Historie in Russland hat das IOC in der laufenden Diskussion strenge Anti-Doping-Bedingungen für sämtliche Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass festgelegt, die als neutrale Athlet*innen antreten möchten.

 

Das IOC und die Olympische Bewegung haben im Februar 2022 sofort reagiert, nachdem Russland mit Unterstützung von Belarus den Krieg in der Ukraine begonnen hatte. Das IOC gab drei Erklärungen ab:

  • 24. Februar 2022: Das IOC verurteilt den Verstoß gegen den Olympischen Frieden aufs Schärfste.
  • 25. Februar 2022: Die IOC-Exekutive fordert alle Internationalen Sportfachverbände auf, ihre derzeit in Russland oder Belarus geplanten Sportveranstaltungen an andere Orte zu verlegen oder abzusagen.
  • 28. Februar 2022: Die IOC-Exekutive empfiehlt die Nichtteilnahme russischer und belarussischer Athlet*innen und Offizieller.

Wir haben zweierlei Maßnahmen ergriffen: Sanktionen einerseits und Schutzmaßnahmen andererseits.

Das IOC hat die eklatante Verletzung des Olympischen Friedens am Tag der Invasion verurteilt. Das IOC hat die Staaten Russland und Belarus und ihre Regierungen, die für diesen Krieg verantwortlich sind, mit Sanktionen belegt. Gleichzeitig musste das IOC Schutzmaßnahmen ergreifen, um die Integrität der internationalen Wettbewerbe und die Sicherheit von Athlet*innen und Offiziellen, einschließlich der russischen und belarussischen Athlet*innen, zu gewährleisten.

Die Situation war dergestalt, dass Regierungen auf unterschiedliche Weise beschlossen, wer an internationalen Wettbewerben teilnehmen durfte. Es gab Regierungen, die ihren Athlet*innen die Teilnahme an Wettkämpfen mit russischen oder belarussischen Athlet*innen verboten haben. Es gab andere Regierungen, die damit drohten, allen Athlet*innen, die an solchen Wettbewerben teilnehmen, die Förderung zu entziehen. Es gab auch Regierungen, die öffentlichen und politischen Druck auf die Nationalen Olympischen Komitees und nationale Sportfachverbände ausübten.

Diese Situation brachte das IOC und die Internationalen Sportfachverbände in ein unlösbares Dilemma. Das IOC musste erkennen, dass seine Mission, die ganze Welt in friedlichem Wettstreit zu vereinen, nicht länger erfüllt werden konnte. Aus diesem Grund musste das IOC empfehlen, dass keine russischen und belarussischen Athlet*innen und Offizielle zu internationalen Wettkämpfen zugelassen werden oder zumindest jegliche Erkennungszeichen ihrer Nationalität verboten wird.

Diese Empfehlungen wurden von der Olympischen Bewegung begrüßt und befolgt.

Auf Einladung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) kamen am Freitag, 9. Dezember 2022,  die führenden Vertreter der Olympischen Bewegung zum 11. Olympischen Gipfel (Olympic Summit) zusammen.

Unter dem Vorsitz des IOC-Präsidenten umfasst der Olympische Gipfel die führenden Vertreter der Olympischen Bewegung. Er ist Teil des kontinuierlichen Dialogs und der Konsultation zu Themen, die für die Zukunft der Olympischen Bewegung von Bedeutung sind.

SITUATION DER OLYMPISCHEN BEWEGUNG

Auf dem Olympischen Gipfel wurden die Folgen des russischen Einmarsches in der Ukraine eingehend analysiert. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden war sich einig, dass die Sanktionen gegen die Staaten Russland und Belarus und ihre Regierungen, die für den eklatanten Bruch des Olympischen Friedens und der Olympischen Charta verantwortlich sind, aufrecht erhalten werden müssen. Diese Sanktionen umfassen unter anderem:

  • Keine internationalen Sportveranstaltungen werden von einem Internationalen Sportfachverband oder einem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) in Russland oder Belarus organisiert oder unterstützt.
  • Keine Flagge, Hymne, Farben oder anderen Erkennungszeichen dieser Länder werden bei einer Sportveranstaltung oder einem Treffen gezeigt oder gespielt.
  • Zur Erinnerung: Zu den Sanktionen gehört auch die beispiellose Entscheidung des IOC, dem Präsidenten der Russischen Föderation und dem stellvertretenden Ministerpräsidenten ihre Olympischen Orden zu entziehen.

Das Gipfeltreffen kam auch zu dem Schluss, dass die Solidaritätsbemühungen aller Stakeholder der Olympischen Bewegung zur Unterstützung der ukrainischen Athleten und der ukrainischen Olympischen Gemeinschaft, wie sie vom IOC-Präsidenten bei seinem Besuch in Kiew gegenüber den ukrainischen Athlet*innen und dem ukrainischen Präsidenten zugesagt worden sind, unter Führung des IOC mit voller Kraft fortgesetzt werden sollen. So soll ermöglicht werden, dass das NOK der Ukraine bei den Olympischen Spielen Paris 2024 und den Olympischen Winterspielen Milano Cortina 2026 mit einer starken Mannschaft vertreten ist.

Es folgte eine ausführliche Diskussion über die Teilnahme von Athlet*innen aus Russland und Belarus an internationalen Wettkämpfen. Die Olympische Bewegung musste Schutzmaßnahmen ergreifen und Athleten aus diesen NOKs nicht zu Wettkämpfen einladen, da einerseits einige Regierungen entschieden haben und immer noch entscheiden, welche Athlet*innen an internationalen Wettkämpfen teilnehmen können und welche nicht. Der Gipfel lehnte diese Maßnahmen von Regierungen als inakzeptable Einmischung in die Autonomie der Sportorganisationen und deren politische Neutralität entschieden ab. Der Gipfel betonte, dass die Teilnahme an Sportwettbewerben ausschließlich auf den sportlichen Leistungen von Athlet*innen und dem Respekt der Regeln des Sports beruhen muss. Ein weiterer Grund für die Schutzmaßnahmen war, dass in einigen Ländern die Sicherheit von Athlet*innen aus Russland und Belarus nicht mehr gewährleistet werden konnte.

Diese Schutzmaßnahmen stürzten die Olympische Bewegung in ein großes Dilemma. Alle Athlet*innen mussten vor politischer Einmischung geschützt werden. Die Integrität der Sportwettbewerbe musste gewährleistet werden. Dies führte dazu, dass das IOC entgegen seiner Mission, die ganze Welt im friedlichen Wettstreit zu vereinen, Athlet*innen nur aufgrund ihres Passes von der Teilnahme ausschließen musste.

Die Teilnehmenden des Gipfels diskutierten eingehend darüber, ob die Gründe für diese Schutzmaßnahmen noch bestehen und erwogen verschiedene Möglichkeiten, wie dieses große Dilemma überwunden werden kann. In der Debatte wurde auf die folgenden Entwicklungen eingegangen:

  • Die Verabschiedung der Resolution A/77/L.28 mit dem Titel „Sport als Ermöglicher für nachhaltige Entwicklung“ („Sport as an enabler of sustainable developement“) durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 1. Dezember 2022 in New York. In dieser Resolution wird anerkannt, dass internationale Sportgroßveranstaltungen „im Geiste des Friedens organisiert werden sollten“ und dass „der verbindende und versöhnende Charakter solcher Veranstaltungen respektiert werden sollte“. Sie unterstützt auch die politische Neutralität der Olympischen Bewegung und „die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit des Sports sowie die Aufgabe des Internationalen Olympischen Komitees, die Olympische Bewegung zu führen“.
  • Die Resolution wurde von allen UN-Mitgliedsstaaten in der 77. Session der UN-Generalversammlung im Konsens verabschiedet, was insofern bemerkenswert ist, als darunter auch Russland und die Ukraine sind.
  • Äußerungen von Csaba Kőrösi, Präsident der 77. Session der UN-Generalversammlung, der sagte: „Ich ermutige alle Mitgliedstaaten, den verbindenden Geist des Sports und der Olympischen Bewegung zu bewahren. Es ist für die Welt weitaus vielversprechender, wenn die Nationen auf den Sportplätzen miteinander wetteifern als auf den Schlachtfeldern. Ersteres macht uns edler und stärker, letzteres hinterlässt Tod und Verwüstung.“
  • Die Erklärung des G20-Vorsitzenden, des indonesischen Präsidenten Joko Widodo, die er im Anschluss an eine Rede des IOC-Präsidenten auf dem G20-Gipfel abgab. In dieser brachte der indonesische Präsident seine Unterstützung für die politische Neutralität des Sports zum Ausdruck und betonte zugleich die verbindende Kraft der Olympischen und Paralympischen Spiele.
  • Die Erklärung von Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich – dem Gastgeber der nächsten Olympischen und Paralympischen Spiele – der sagte: „Der Sport sollte nicht politisiert werden. Diese Großereignisse sollen es Athleten aus allen Ländern, manchmal auch aus Ländern, die sich im Krieg befinden, ermöglichen, den Sport mit Leben zu erfüllen, und durch den Sport Wege zu finden, zu diskutieren, wo Menschen nicht mehr miteinander reden können. Ich denke, das sollte beibehalten werden.“
  • Ein Schreiben der Sonderberichterstatterin für kulturelle Rechte (Special Rapporteur in the field of cultural rights) und der Sonderberichterstatterin für zeitgenössische Formen von Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängender Intoleranz (Special Rapporteur on contemporary forms of racism, racial discrimination, xenophobia and related intolerance) des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen. Sie äußern „ernste Besorgnis über die Empfehlung, russische und belarussische Athlet*innen und Offizielle wie Kampfrichter*innen allein aufgrund ihrer Nationalität grundsätzlich von internationalen Wettkämpfen auszuschließen. Dies wirft ernste Fragen zur Nicht-Diskriminierung auf.“
  • Die Teilnahme zahlreicher russischer und belarussischer Athlet*innen in nationalen Ligen im Ausland und an verschiedenen internationalen Sportwettbewerben, unter anderem im Radsport und im Tennis.
  • Die Ermutigung und die Erwartung, die von so vielen führenden Politiker*innen und Menschen aus Asien, Afrika, Amerika, Ozeanien und Teilen Europas geäußert worden ist, die den Sport als eine verbindende Kraft von großer Bedeutung in diesen spaltenden und stark konfrontativen Zeiten betrachten. Viele von ihnen verweisen auf die Friedensmission der Olympischen Bewegung, die zuletzt bei den Olympischen Winterspielen in PyeongChang 2018 zu erleben war, als die Mannschaft des NOK der Republik Korea und die Mannschaft des NOK der Demokratischen Volksrepublik Korea bei der Eröffnungsfeier gemeinsam hinter der koreanischen Vereinigungsflagge einmarschierten, obwohl sich ihre Länder im Kriegszustand befanden und immer noch befinden.

Im Laufe der Diskussion erklärte der amtierende Präsident des Olympischen Rates von Asien (Olympic Council of Asia/OCA), dass auf dem asiatischen Kontinent die Gründe für die Schutzmaßnahmen nicht mehr bestünden. Der OCA bot an, die Teilnahme von Athlet*innen aus Russland und Belarus an Wettkämpfen in Asien unter seiner Zuständigkeit zu ermöglichen, und dabei die geltenden Sanktionen zu beachten.

Die Vertreter*innen der Internationalen Sportfachverbände begrüßten diese Initiative und wiesen darauf hin, dass für einige Internationale Sportfachverbände und für die Ausrichter ihrer Wettkämpfe die gleichen Überlegungen gelten würden und dass es daher keine Einheitslösung geben dürfe, sondern dass jeder Internationale Sportfachverband für seine Sportart sorgfältig prüfen müsse, ob die Gründe für die Schutzmaßnahmen noch bestehen.

Der Präsident der Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees (ANOC) begrüßte die Initiative des OCA als einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der Einheit aller 206 NOKs.

Die Vorsitzende der IOC-Athletenkommission (IOC AC) erklärte, dass die IOC AC die Athleten aller 206 NOKs und des IOC-Flüchtlingsteams vertritt, was sich in den Diskussionen der Kommission widerspiegelt. In diesem Zusammenhang begrüßt die IOC AC die Prüfung der Initiative als eine Möglichkeit, der Olympischen Mission gerecht zu werden, Athlet*innen aus der ganzen Welt im friedlichen Wettstreit zu vereinen. Zugleich merkte sie an, dass es unter den Athlet*innen unterschiedliche Ansichten zu dieser Frage gibt.

Die anderen anwesenden Vertreter*innen, darunter der Präsident der Europäischen NOKs und der Präsident der Vereinigung der Afrikanischen NOKs, unterstützten die geäußerten Ansichten.

Der Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) informierte den Gipfel, dass zwischen dem 1. Januar 2021 und dem heutigen Tag 31.112 Tests bei russischen Athlet*innen innerhalb und außerhalb von Wettkämpfen vorgenommen worden sind. Diese Tests wurden von verschiedenen Organisationen in ihrer jeweiligen Zuständigkeit koordiniert und alle Proben wurden und werden in WADA-akkreditierten Labors außerhalb Russlands analysiert.

Der IOC-Präsident bedankte sich bei allen Teilnehmenden für die offene, freimütige und konstruktive Debatte. Insbesondere dankte er dem OCA für seine kreative Initiative und schlug folgende Erklärung des Olympischen Gipfels vor:

  1. Die große Mehrheit der Teilnehmenden des Olympischen Gipfels bestätigt:
    • Dass die Sanktionen gegen die Staaten Russland und Belarus und ihre Regierungen weiterhin bestehen bleiben;
    • sie bestätigten auch das volle Engagement für die Solidarität mit den ukrainischen Athletinnen und der Olympischen Gemeinschaft der Ukraine, um eine starke Mannschaft des NOK der Ukraine bei den Olympischen Spielen Paris 2024 und den Olympischen Winterspielen Milano Cortina 2026 zu haben.
  2.  ​​​​​​​Auf dem Gipfel wurde einstimmig Folgendes beschlossen:
    • Das IOC soll die weitere Prüfung der OCA-Initiative bezüglich der Teilnahme von Athlet*innen, die die Olympische Charta und die Sanktionen in vollem Umfang einhalten, vorantreiben. Diese Initiative soll bei den nächsten Konsultationen mit den IOC-Mitgliedern, den Athletenvertreter*innen, den Internationalen Sportfachverbänden und den NOKs diskutiert werden.
    • Die IOC-Exekutive soll die heutige Diskussion und die folgenden umfassenden Konsultationen bei der Überprüfung der Schutzmaßnahmen für die Teilnahme von Athlet*innen an Wettkämpfen vollumfänglich berücksichtigen.
    • Alle Teilnehmenden des Olympischen Gipfels sollen sich verpflichten, diese überarbeiteten Empfehlungen zu befolgen, um die Einheit der Olympischen Bewegung in ihrer verbindenden Friedensmission zu gewährleisten.

Die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist heute (25. Januar 2023) zusammengetreten, um die einstimmigen Schlussfolgerungen des Olympischen Gipfels (9. Dezember 2022) zu erörtern, an dem die Leiter*innen aller Interessensgruppen (Stakeholder) der Olympischen Bewegung und das Internationale Paralympische Komitee (IPC) teilgenommen haben. Im Anschluss an dieses Gipfeltreffen fanden am 17. und 19. Januar 2023 Konsultationen mit den IOC-Mitgliedern, dem globalen Netzwerk der Athletenvertreter*innen, den Internationalen Sportfachverbänden (IFs) und den Nationalen Olympischen Komitees (NOKs) statt.

Die Diskussion umfasste drei Teile: erstens die Sanktionen gegen die Staaten Russland und Belarus und deren Regierungen; zweitens die Solidarität der Olympischen Bewegung mit den ukrainischen Athlet*innen  sowie der Olympischen Gemeinschaft der Ukraine; drittens der mögliche Zugang zu Sportwettkämpfen für individuelle Athlet*innen mit russischem oder belarussischem Pass.

  1. Was die Sanktionen betrifft, so bekräftigten die Teilnehmenden in jeder einzelnen Konsultation einstimmig die bereits bestehenden Sanktionen und forderten deren Verschärfung:
    • Keine internationalen Sportveranstaltungen werden von einem Internationalen Sportfachverband oder NOK in Russland oder Belarus organisiert oder unterstützt.
    • Keine Flagge, Hymne, Farben oder anderen Erkennungszeichen dieser Länder werden bei einer Sportveranstaltung oder einem Treffen, inklusive des gesamten Veranstaltungsortes, gezeigt oder gespielt.
    • Kein*e russische*r oder belarussische*r Regierungs- oder Staatsbeamter*in wird zu einer internationalen Sportveranstaltung oder einem internationalen Treffen eingeladen oder akkreditiert.
  2. Im Hinblick auf die Solidarität mit den ukrainischen Athlet*innen und der ukrainischen Olympischen Gemeinschaft gab es einhellige Unterstützung für:
    • Die Fortsetzung des uneingeschränkten und unerschütterlichen Engagements für die Solidarität mit den ukrainischen Athlet*innen und der Olympischen Gemeinschaft der Ukraine, damit bei den Olympischen Spielen Paris 2024 und den Olympischen Winterspielen Milano Cortina 2026 eine starke Mannschaft des NOK der Ukraine antreten kann.
    • Die Ermutigung aller Internationalen Sportfachverbände, NOKs und Organisatoren von Sportveranstaltungen, alle möglichen Anstrengungen zu unternehmen, um das Training, die Vorbereitung und die Teilnahme ukrainischer Athlet*innen an internationalen Sportveranstaltungen zu ermöglichen.
  3. In Bezug auf individuelle Athlet*innen mit russischem oder belarussischen Pass äußerte sich die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden in jeder einzelnen Konsultation wie folgt:
    • Ein starkes Bekenntnis zum einigenden Auftrag der Olympischen Bewegung und die Aufforderung und Ermutigung, diesem einigenden Auftrag gerecht zu werden, insbesondere in diesen Zeiten der Spaltung, der Konfrontation und des Krieges.
    • Die Achtung des Rechts aller Athlet*innen auf eine diskriminierungsfreie Behandlung im Einklang mit der Olympischen Charta. Regierungen dürfen nicht entscheiden, welche Athleten an welchem Wettbewerb teilnehmen können und welche nicht.
    • Kein*e Athlet*in sollte nur aufgrund seines Passes an der Teilnahme an Wettkämpfen gehindert werden.  
    • Ein Weg für die Teilnahme von Athlet*innen an Wettkämpfen unter strengen Bedingungen sollte daher weiter erörtert werden.
    • Solche strengen Bedingungen sind:
      • Die Athlet*innen würden als „neutrale Athlet*innen“ an den Wettkämpfen teilnehmen und in keiner Weise ihren Staat oder eine andere Organisation ihres Landes vertreten, wie dies bereits in den Profiligen, insbesondere in Europa, den Vereinigten Staaten und Kanada, sowie in einigen Profisportarten der Fall ist.
        • Es würden nur Athlet*innen teilnehmen dürfen, die die Olympische Charta uneingeschränkt respektieren. Das bedeutet insbesondere, dass erstens nur diejenigen teilnehmen dürfen, die nicht gegen die Friedensmission des IOC verstoßen haben, indem sie den Krieg in der Ukraine aktiv unterstützten. Zweitens wären nur Athleten teilnahmeberechtigt, die den Welt-Anti-Doping-Code und alle einschlägigen Anti-Doping-Regeln und ‑Bestimmungen vollständig einhalten. Bei allen gemeldeten Athlet*innen müssen individuelle Kontrollen vorgenommen werden.
      • Sollte ein*e Athlet*in gegen die Teilnahmebedingungen verstoßen oder die strengen Teilnahmebedingungen, wie oben beschrieben, nicht einhalten, sollte der Internationale Sportfachverband und/oder der betreffende Veranstalter den Athlet*innen unverzüglich aus dem Wettbewerb ausschließen, ihn für weitere Wettbewerbe sperren und den Vorfall dem IOC melden, damit dieses weitere Maßnahmen und Sanktionen in Erwägung ziehen kann.
      • Das Angebot des Olympischen Rates von Asien, diesen Athlet*innen Zugang zu asiatischen Wettkämpfen zu gewähren, wurde begrüßt und wertgeschätzt.

Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden an allen Konsultationssitzungen forderte das IOC auf, die Erörterung des oben genannten Konzepts im Rahmen bilateraler Konsultationen fortzusetzen, wobei jeder Internationale Sportfachverband die alleinige Zuständigkeit für seine internationalen Wettkämpfe hat.

Die Teilnehmenden stützten sich bei ihren Überlegungen auf eine Reihe von Dokumenten, unter anderem auf die folgenden:

  1. Ein Schreiben der Sonderberichterstatterin für kulturelle Rechte (Special Rapporteur in the field of cultural rights) und der Sonderberichterstatterin für zeitgenössische Formen von Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängender Intoleranz (Special Rapporteur on contemporary forms of racism, racial discrimination, xenophobia and related intolerance) des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen.
    • In dem Schreiben der Sonderberichterstatterinnen heißt es: „Wir sind ernsthaft besorgt über die Empfehlung, russische und belarussische Athlet*innen und Offizielle wie Kampfrichter*innen allein aufgrund ihrer Nationalität grundsätzlich von internationalen Wettkämpfen auszuschließen. Dies wirft ernste Fragen zur Nicht-Diskriminierung auf.“
  2. Die Resolution A/77/L.28 der UN-Generalversammlung: „Sport als Ermöglicher für nachhaltige Entwicklung“, die am 1. Dezember 2022 von allen UN-Mitgliedstaaten, einschließlich Ukraine, Russland und Belarus, im Konsens angenommen worden ist.
    • In dieser Resolution wird anerkannt, dass internationale Sportgroßveranstaltungen „im Geiste des Friedens organisiert werden sollten“ und dass „der verbindende und versöhnende Charakter solcher Veranstaltungen respektiert werden sollte“.
    • Sie unterstützt auch die politische Neutralität der Olympischen Bewegung und „die Unabhängigkeit und Autonomie des Sports sowie die Aufgabe des Internationalen Olympischen Komitees, die Olympische Bewegung zu führen“.
    • Zur Eröffnung der Debatte in der UN-Generalversammlung sagte der Präsident der 77. Session: „Ich ermutige alle Mitgliedstaaten, den verbindenden Geist des Sports und der Olympischen Bewegung zu bewahren. Es ist für die Welt weitaus vielversprechender, wenn die Nationen auf den Sportplätzen miteinander wetteifern als auf den Schlachtfeldern. Ersteres macht uns edler und stärker, letzteres hinterlässt Tod und Verwüstung.“
  3. Es wurde auf die Situation rund um die Teilnahme individueller Athlet*innen aus dem ehemaligen Jugoslawien an den Olympischen Spielen Barcelona 1992 hingewiesen.
    • Damals gab es – im Gegensatz zur heutigen Situation – Sanktionen der Vereinten Nationen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien, die alle Mitgliedstaaten aufforderten: Ergreifen Sie die erforderlichen Maßnahmen, um die Teilnahme von Personen oder Gruppen, die die Bundesrepublik Jugoslawien vertreten, an Sportveranstaltungen in ihrem Hoheitsgebiet zu verhindern.“ Doch selbst unter dieser UN-Sanktionsregelung wurde die Teilnahme „unabhängiger Athlet*innen“ an den Olympischen Spielen Barcelona 1992 gestattet.

DOSB-NEWS ZUM KRIEG IN DER UKRAINE

DOSB-Logo, Haus des Sport, Haupteingang
DOSB weiterhin für Ausschluss russischer und belarussischer Athlet*innen

<p>Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat sich in den vergangenen Wochen intensiv mit der Frage der möglichen Wiederzulassung…

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