Das IOC hat viel Unterstützung erhalten. Es ist sehr ermutigt durch die Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der internationalen Gemeinschaft diese schwierige Situation für den Sport versteht und auch unser wertebasiertes Vorgehen unterstützt. Dies wurde in zahlreichen Erklärungen führender Politiker*innen auf der Ebene der Vereinten Nationen, zwischenstaatlicher Organisationen und Staats- und Regierungschefs zum Ausdruck gebracht.
Erst vor kurzem, im Mai 2023, hat die Gruppe der Sieben (G7) ihre Unterstützung in Form einer Erklärung auf ihrem Gipfel in Hiroshima in Japan bekundet. Außerdem hat die Bewegung der Blockfreien Staaten unter Vorsitz von Aserbaidschan, die 120 der 193 UN-Mitgliedsstaaten umfasst, Anfang Juli ihre Unterstützung erklärt.
In der G7-Erklärung heißt es, dass die G7 „die Autonomie der Sportorganisationen in vollem Umfang respektiert" und sicherstellen will, dass „russische und belarussische Sportler*innen in keiner Weise als Vertreter*innen ihrer Staaten auftreten". Dies steht in vollem Einklang mit der Position des IOC in dieser Frage.
Das IOC begrüßt die Unterstützung der G7 für die Autonomie des Sports und für die Empfehlungen des IOC zur Teilnahme von Athlete*innen mit russischem oder belarussischem Pass, und zwar nur als individuelle, neutrale Athlet*innen. Dieses Bekenntnis zur Autonomie der Sportorganisationen kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt, da diese Autonomie von einigen Regierungen bedroht wird. Daher ist das IOC den Staats- und Regierungschefs der G7 für ihre eindeutige Erklärung sehr dankbar.
Der G7-Gipfel ist ein internationales Forum, das jährlich die Staats- und Regierungschefs der G7-Mitgliedstaaten Frankreich, Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Japan, Italien und Kanada (in der Reihenfolge der rotierenden Präsidentschaft) zusammenbringt. Außerdem ist die Europäische Union bei allen Treffen vertreten.
Am 7. Juli begrüßte das IOC eine Erklärung der Bewegung der Blockfreien Staaten, die 120 der 193 UN Mitgliedsstaaten umfasst. In der einstimmig verabschiedeten Erklärung wird betont, dass „die Teilnahme von Athlet*innen aus allen 206 Nationalen Olympischen Komitees an den Olympischen und Paralympischen Spielen Paris 2024 ein starkes Symbol der Einheit der Menschheit wäre". In dieser Hinsicht bringt sie ihre „Unterstützung für die vom Internationalen Olympischen Komitee zu diesem Zweck unternommenen Anstrengungen und Initiativen" zum Ausdruck.
Diese Position stand auch in völligem Einklang mit den Empfehlungen des IOC für die Internationalen Sportfachverbände und die Organisatoren internationaler Sportveranstaltungen bezüglich der Teilnahme von Athleten mit russischem oder belarussischem Pass an internationalen Wettkämpfen, einschließlich der Qualifikation für die Olympischen Spiele.
Das IOC begrüßte die Unterstützung durch die 120 Mitgliedsstaaten der Bewegung der Blockfreien Staaten sehr. Es ist sehr ermutigt durch dieses starke Engagement für den verbindenden Auftrag der Olympischen Spiele.
Lesen Sie die vollständige Erklärung der Bewegung der Blockfreien Staaten hier.
Das IOC hat außerdem die negativen Reaktionen zur Kenntnis genommen, insbesondere die negativen Reaktionen einiger europäischer Regierungen.
Es ist bedauerlich, dass einige Regierungen die Mehrheiten innerhalb der Olympischen Bewegung oder die Autonomie des Sports, die sie von anderen Ländern einfordern und die sie in zahllosen Reden und Resolutionen der UNO und der Europäischen Union preisen, nicht respektieren wollen.
Es ist bedauerlich, dass diese Regierungen nicht auf die Frage der Doppelmoral eingehen, mit der wir in den Konsultationsgesprächen konfrontiert waren.
Wir haben von ihnen keinen einzigen Kommentar über ihre Haltung betreffend die Teilnahme von Athlet*innen gesehen, deren Länder an den anderen 70 Kriegen, bewaffneten Konflikten und Krisen weltweit beteiligt sind.
Noch bedauerlicher ist, dass sie die ganz klaren Aussagen der beiden Sonderberichterstatterinnen des UN Menschenrechtsrates außen vor lassen, während sie bei anderen Themen immer wieder ihre nachdrückliche Forderung nach Achtung der Menschenrechte betonen.
Die UN-Sonderberichterstatterin äußerte sich diesbezügich folgendermaßen: ,,Der Grundgedanke ist nicht, dass wir Menschen, die wie wir sind und mit denen wir in ihren Handlungen und ihrem Verhalten übereinstimmen, Menschenrechte zuerkennen. Der Grundgedanke ist, dass jede Person das Recht hat, nicht aufgrund ihres Passes diskriminiert zu werden."
Lesen Sie die vollständige Erklärung der UN-Sonderberichterstatterin hier.
Die Diskussionen und Reaktionen aus der Olympischen Bewegung zeigen ganz deutlich, dass diese staatlichen und politischen Eingriffe die Einheit innerhalb der Olympischen Bewegung sogar gestärkt haben.
Alle Stakeholder haben noch einmal ganz deutlich gemacht, dass es nicht Sache der Regierungen sein kann, zu entscheiden, welche Athlet*innen an welchen Wettbewerben teilnehmen dürfen. Das wäre das Ende des internationalen Sports, wie wir ihn kennen. Dies löst große Sorge bei allen Stakeholdern der Olympischen Bewegung aus. Das IOC hat ein Schreiben erhalten, das von den Präsidenten aller fünf Kontinentalverbände der NOKs, die alle 206 NOKs vertreten, unterzeichnet wurde. In diesem werden die Empfehlungen des IOC zur Verteidigung der Autonomie des Sports begrüßt. Diese Autonomie stellt sicher, dass „internationale Sportwettbewerbe Athleten aus allen Ländern willkommen heißen".
Die Association of Summer Olympic International Federations (ASOIF) als Vertreterin der 33 internationalen Olympischen Sommerverbände betonte „die Notwendigkeit, die Einflussnahme der öffentlichen Hand in Sportangelegenheiten zu verhindern".
Auch die Athletenkommissionen aus Asien und Afrika begrüßten die Empfehlungen, und nach Ansicht von einigen hätte das IOC sogar noch weiter gehen sollen.
Das IOC hat natürlich auch die Reaktionen aus Russland zur Kenntnis genommen, wo das russische NOK sich folgendermaßen äußert: ,,Die angekündigten Parameter und Kriterien für die Rückkehr von Russen zu internationalen Wettbewerben sind absolut inakzeptabel". Und weiter: ,,Die Entscheidungen der IOC-Exekutive sind nichts weiter als eine Farce(...), die einen groben Verstoß gegen die Grundprinzipien der Olympischen Charta und der UN-Charta darstellt."
In Russland wurde das IOC bereits vor der Veröffentlichung der Empfehlungen mit der Bezeichnung „Agenten der Vereinigten Staaten von Amerika" betitelt.
Ukrainische Vertreter*innen bezeichneten die IOC-Empfehlungen als inakzeptabel, und das IOC wird als „auf der Seite der Russen" stehend porträtiert, obwohl deren Einmarsch vom IOC von Anfang an scharf verurteilt worden ist.
Das IOC unterstützt die ukrainischen Athlet*innen und die Olympische Gemeinschaft der Ukraine ebenfalls in beispielloser Weise, und diese Unterstützung wird weiter ausgebaut.
Die Tatsache, dass beide Seiten dieser Konfrontation unzufrieden sind, deutet möglicherweise darauf hin, dass das IOC einen Mittelweg gefunden hat, auf dem alle Seiten im Sinne eines Beitrags zu Verständigung und Frieden vorankommen können.
Die gesamte Olympische Bewegung steht fest zu ihren Werten, die Welt im friedlichen Wettstreit zu vereinen.