Hier soll der Deutsche Sport in zehn Jahren stehen
Der DOSB als der Dachverband des organisierten Sports will sich Ziele geben. Ambitionierte, messbare Ziele für das Jahr 2035. Wir verraten euch, was sich hinter diesen Zielen versteckt und was sie für den Sport bedeuten.

04.12.2025

Sechs Ziele bis 2035. Mehr sollen es nicht sein, um den Fokus auf das Wesentliche zu halten. Die neuen DOSB-Ziele 2035 sollen Handlungsklarheit liefern, Fortschritte messbachbar machen und allen Verantwortlichen im Sport als Leitbild dienen, damit der Sport mit gemeinsamer Kraft und Anstrengung den Weg in eine positive Zukunft beschreiten kann.
Gleichzeitig stellen diese Ziele bzw. ihre Erfüllung für uns auch die gesellschaftliche Legitimation des DOSB als zentrale Stimme des Sports in Deutschland dar. Sie sind das, wofür wir stehen wollen und woran wir uns messen lassen.
Auf unserer Mitgliederversammlung am Samstag, 6. Dezember, sollen diese sechs Ziele offiziell verabschiedet und beschlossen werden.
Was sind die 6 Ziele?
1. Steigerung der Bewegungszeit
Na klar. Wir wollen, dass Menschen sich bewegen und Sport treiben. Das steht im Fokus und an erster Stelle unseres Handelns.
Konkret ausgerichtet an den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Mindestens 90 Minuten Bewegung pro Tag bei Kindern und Jugendlichen und 150 Minuten pro Woche bei Erwachsenen.
Aktuell liegen diese Werte für den Großteil der Bevölkerung in Deutschland leider deutlich darunter. Nur etwa 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen sowie rund 60 Prozent der Erwachsenen erreichen diese Mindestanforderungen.
2. 35 Millionen Mitgliedschaften
Wir wollen noch mehr Menschen im Sport und seinen Vereinen willkommen heißen.
In den vergangenen beiden Jahren durften wir Mitgliederrekorde feiern. 2024 haben wir die Marke von 28 Millionen Mitgliedschaften erstmals deutlich übertroffen. Seit diesem Jahr sind wir sogar mehr als 29 Millionen. In zehn Jahren wollen wir ganze 35 Millionen sein, also eine Steigerung um weitere 20 Prozent.
Das Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir es erreichen können.
3. 1,5 Millionen DOSB-Lizenzen
All diese Menschen müssen natürlich irgendwie trainiert werden, die Vereine müssen organisiert, Kassen gewartet und Vereinsfeste gefeiert werden. Dazu braucht es gut ausgebildete und qualifizierte Menschen, die zumeist ehrenamtlich tätig sind.
Viele Sportvereine im Land sehen sich aktuell einem Rückgang von ehrenamtlichem Engagement ausgesetzt und haben Schwierigkeiten damit, Menschen für diese Tätigkeiten zu gewinnen.
Diesen Trend wollen wir messbar umkehren und die Zahl der DOSB-Lizenzen, über die Menschen sich für diese Aufgaben im Sport qualifizieren können, steigern von derzeit ca. 500.000 auf 1,5 Millionen.
Denn ohne qualifizierte Helfer*innen läuft in den Sportvereinen nichts.
4. Maximal 15 Minuten bis zum modernen Sportangebot
Du gehst vor die Tür, schwingst dich aufs Fahrrad, läufst los, steigst in den Bus oder ins Auto und bist in maximal 15 Minuten an deiner gewünschten (modernen!) Sportstätte.
Für viele Menschen ist das aktuell ein unrealistisches Szenario. Egal ob in der Stadt oder auf dem Land: Wir haben zu wenige, gut ausgestattete, einladende Sportstätten. Dadurch wird der Zugang zum Sport vielen Menschen deutlich erschwert.
Der aktuelle Sanierungsstau für Sportstätten liegt bei gut 30 Milliarden Euro. Diesen Mangel gilt es durch gezielte Lobbyarbeit in der Politik und entsprechende Förderprogramme aufzulösen. Denn wo sollen die Millionen von Sportvereinsmitgliedern sich sonst jede Woche treffen und ihren Sport treiben?
Dazu braucht es neue, moderne Sportstätten, und zwar so, dass sie für alle Menschen schnell erreichbar und zugänglich sind.
5. TOP 5 der Sportnationen der Welt
Wir brauchen die Vorbilder und die Strahlkraft, die der Leistungssport liefert. Die Spitzenleistungen deutscher Athlet*innen schaffen Identifikation, Stolz und Zusammenhalt.
Und ja, am Ende muss sich Leistung auch in Medaillen messen lassen. Das ist der natürliche Anspruch des Spitzensports. Wir wollen bei Olympischen Spielen wieder ganz vorne mit dabei sind.
Gemessen werden kann das Abschneiden Deutschlands anhand sogenannter Olympic Ranking Points. Diese umfassen mehr als nur den reinen Medaillenspiegel und liefern ein umfassendes Bild dessen, wo Deutschland im Spitzensport in der Welt zu verordnen ist.
6. 100 % der Menschen sind im Sportvereinsumfeld sicher, willkommen und gesünder
Hier gilt das Höchstmaß. Unser Anspruch kann und darf es nicht sein, dass z.B. nur 80 % der Menschen sich im Sport sicher und willkommen fühlen. Jeder Fall eines Menschen, der im Sport Diskriminierung, Homophobie, Gewalt oder andere Formen von Ausgrenzung, Grenzüberschreitungen oder Verletzungen erfährt, ist einer zu viel.
Sportvereine müssen Orte der Gemeinschaft und Gesundheit sein, an denen sich alle Menschen willkommen fühlen. Gemessen werden kann dieses Ziel über repräsentative Umfragen und Inklusions- / Diversitätsindizes.
Sechs Ziele bis 2035
Das sind die sechs Ziele, hinter denen der organisierte Sport unter dem Dach des DOSB sich bis 2035 versammeln soll. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit dem Ausrichten unserer gemeinsamen Kräfte an dieser Strategie enorm viel bewegen können und einen positiven Beitrag für unsere Gesellschaft leisten können.
Warum braucht es diese Ziele?
Aktuell fehlt es im Sport an der klaren Gesamtausrichtung. Wo wollen wir hin? Was wollen wir erreichen? Und warum wollen wir das?
Der DOSB und die Sportverbände leisten gute Arbeit für den Sport in Deutschland, aber sie tun das oftmals zu unabgestimmt und stecken manchmal zu sehr im Tagesgeschäft fest, in dem man schnell Mal den Blick für das große Ganze verliert. Das ist keine Eigenheit des Sports, aber wir sind davon nicht ausgenommen.
Um hier Klarheit zu schaffen, wollen wir uns zu diesen sechs Zielen bis 2035 verpflichten. Daran können wir unser Handeln ausrichten und uns jeden Tag fragen, ob das, was wir tun, dazu beiträgt, uns einem dieser Ziele näher zu bringen.
Als DOSB ist es uns deshalb auch wichtig, diese Strategie von unserer Mitgliederversammlung bestätigen zu lassen. Das verleiht dem Vorhaben mehr Kraft und Wirkung, weil alle Mitgliedsorganisationen sich dahinter versammeln. Damit bleibt die Strategie nicht irgendein Konzept, dass der DOSB allein ausgearbeitet hat und durchführen möchte, sondern es wird zu einer großen, gemeinschaftlichen Kraftanstrengung des organsierten Sports.
Sind diese Ziele nicht zu hoch gesteckt?
Ja und nein.
Natürlich sind diese sechs Ziele allesamt ambitioniert. Jedes einzelne Ziel hätte eine eigene Strategie verdient und wird sie auch bekommen. Wenn die DOSB-Mitgliederversammlung die DOSB-Ziele 2035 am Samstag, 6. Dezember, beschließen sollte, dann stehen wir damit am Anfang und schauen zehn Jahre voraus.
Bis es an die Umsetzung geht, sind noch ein paar Schritte zu machen, die wir im Laufe des nächsten Jahres angehen werden. Anfang 2027 sollen die ersten konkreten Maßnahmen dann in Angriff genommen werden. Klar ist für uns, dass wir durch diese Fokussierung auf sechs Ziele alle gemeinsam die Chance haben, unser Handeln daran auszurichten und uns auch daran messen zu lassen.
Auch wenn wir natürlich 2035 sagen können wollen, dass wir alles erreicht haben, was wir uns vorgenommen haben, dann gilt doch das gleiche Credo wie im Sport selbst: Wenn wir am Ende ein Ziel verpassen sollten, aber auf dem Weg dorthin alles gegeben und alles aus uns herausgeholt haben, dann haben wir uns nichts vorzuwerfen.
Mit dieser Einstellung schauen wir positiv gestimmt auf die nächsten zehn Jahre Sport in Deutschland und werden als Dachverband alles dafür tun, um die bestmöglichen Bedingungen für den organisierten Sport in unserem Land zu schaffen.
