Zum Inhalt springen

Warum der Sport ins Sondervermögen muss

Im politischen Berlin wird aktuell über das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen verhandelt. Es soll helfen, unser Land umfassend zu modernisieren. Was dabei bisher jedoch fehlt: Der Sport und seine Infrastruktur.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

16.06.2025

So modern könnten Sportstätten im ganzen Land aussehen, wenn ausreichend Finanzierung für Sportinfrastruktur vorhanden wäre.

Dabei vereint der organisierte Sport mehr Menschen als fast jeder andere Bereich unserer Gesellschaft. Es gibt mehr Sportvereine in diesem Land als Schulen, Kirchen oder Fitnessstudios. Mit mehr als 28 Millionen Mitgliedschaften in 86.000 Sportvereinen ist der organisierte Sport die größte Bürgerbewegung des Landes. Er erreicht und vereint Menschen unabhängig ihres Alters, ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder ihres sozialen Status. Und das flächendeckend: Auf dem Land, in der Stadt und überall dazwischen. Jede Kommune, jede Stadt und jedes Dorf hat mindestens einen Sportverein.

Im Sondervermögen der Bundesregierung, das mit einem Volumen von 500 Milliarden Euro einen umfassenden Beitrag zur Modernisierung der Infrastruktur im Land leisten soll, droht der Sport jedoch trotzdem, außen vor zu bleiben.

1. Warum braucht es Investitionen in Sportinfrastruktur?

Viele unserer Sportplätze, -hallen und Schwimmbäder im Land wurden erbaut zur Zeit des sogenannten „Goldenen Plans“ in den 1960er und -70er Jahren. Das ist mittlerweile über 50 Jahre her. In den 90er Jahren trat ein kleiner „Goldener Plan“ in den neuen Bundesländern hinzu.

Entsprechend heruntergekommen sind viele Sportstätten heute, weil über die Jahre zu wenig getan wurde, um sie Instand zu halten. Der Sanierungsstau wird laut Deutschem Städte- und Gemeindebund, Deutschem Städtetag und DOSB auf mehr als 31 Milliarden Euro beziffert.

Im aktuellen Sportentwicklungsbericht gibt fast jeder fünfte der 86.000 Sportvereine an, dass er große Probleme mit dem Zustand seiner Sportstätte hat, fast 4.000 Vereine sehen sich durch den Zustand ihrer Anlage sogar in ihrer Existenz bedroht. Eine Umfrage des Deutschen Instituts für Urbanistik ergab zuletzt, dass 62 Prozent der Hallenbäder einen „gravierenden“ oder „nennenswerten“ Investitionsrückstand aufweisen. Ohne umfassende Sanierungen könnte laut Studie in den nächsten drei Jahren jedes siebte Schwimmbad schließen.

Dabei lohnen sich Investitionen in den Sport und in seine Infrastruktur sehr. Eine moderne Sportstätte ist Treffpunkt einer Gemeinde, hier treibt man gemeinsam Sport, tut etwas Gutes für die Gesundheit, lernt Gewinnen und Verlieren, verbringt seine Freizeit, feiert Vereinsfeste, knüpft Freundschaften und schafft Gemeinschaft.

Jeder investierte Euro in Sportinfrastruktur kreiert ein Vielfaches an Wert und hilft dabei, unser Land fit zu machen. Zudem kommen diese Investitionen direkt bei den 86.000 Sportvereinen und den Menschen an, die dort Sport treiben. Sie merken unmittelbar, hier verändert sich etwas zum Positiven, die Lebensqualität steigt. 

2. Erhält der Sport nicht schon Geld des Bundes für die Modernisierung von Sportstätten?

Ja, aber zu wenig. In der Vergangenheit wurden Sportstätten insbesondere durch das Bundesprogramm "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" (SJK) gefördert. Antragsberechtigt sind Kommunen und gefördert wurden kommunale Einrichtungen der sozialen Infrastruktur mit einem Schwerpunkt auf Sportstätten. Die Nachfrage war jedoch um ein Vielfaches höher als die vorhandenen Mittel. 

Aus diesem Grund haben sich der DOSB und seine Mitgliedsverbände für ein klares Bekenntnis zur Förderung der Sportinfrastruktur durch die neue Bundesregierung eingesetzt. Im Koalitionsvertrag für die aktuelle Legislaturperiode ist festgeschrieben, dass „mindestens eine Milliarde Euro zur Verfügung“ gestellt werden soll – diese jedoch über den gesamten Zeitraum der Koalition, also voraussichtlich vier Jahre. Die vorgesehene „Sportmilliarde“ kann also weitere Abhilfe beim Sanierungsstau schaffen, aber sie kann den Bedarf allein nicht decken.

3. Wie verhält sich das Sondervermögen zur „Sportmilliarde“?

Aus Sicht des organisierten Sports bedarf es eines Zweiklangs aus langfristigem Förderprogramm für die Sportinfrastruktur („Sportmilliarde“) aus dem Bundeshaushalt und Förderung der Investitionen in den Sport von Ländern und Kommunen durch das geplante Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität. 

Die „Sportmilliarde“ kann ihre volle Hebelwirkung nur dann entfalten, wenn Länder und Kommunen in die Lage versetzt werden, ihre Förderanteile (normalerweise ist der Bundesanteil nur eine Teilfinanzierung) einzubringen. Die finanzielle Situation von Ländern und Kommunen ist jedoch prekär und die Eigenanteile werden zu oft zum Förderhindernis. Die 100 Milliarden aus dem Sondervermögen sollen Länder und Kommunen genau dabei helfen. Sie brauchen dann aber auch die Möglichkeit, die Mittel aus dem Sondervermögen auch für die Sportinfrastruktur einzusetzen. 

4. Was braucht es aus Sicht des Sports nun für das geplante Sondervermögen?

Der Sport sollte explizit in das Sondervermögen aufgenommen werden – konkret im Länder-und-Kommunal-Infrastrukturfinanzierungsgesetz  (LuKIFG). Wenn das Wort „Sportinfrastruktur“ in den Ausführungsgesetzen zum Sondervermögen nicht auftaucht, dann können die Bundesländer und Kommunen es nur schwer rechtfertigen, wenn sie das ihnen zugteilte Budget für den Sport nutzen.  Sie benötigen hierfür eine explizite gesetzliche Grundlage. Deshalb lautet der Appell aus dem organisierten Sport an die Bundesregierung: Nehmt den Sport in das Sondervermögen mit auf und erlaubt den Bundesländern und Kommunen, einen Teil des Geldes auch in Sportinfrastruktur zu investieren.

5. Bis wann muss eine Entscheidung dazu getroffen werden?

Die Gespräche zum Inhalt des Sondervermögens laufen bereits und erste Entscheidungen stehen kurz bevor. Die Zeit drängt also und es muss jetzt gehandelt werden, sonst droht der Sport mit seinen Vereinen und tausenden von Sportstätten im ganzen Land außen vor zu bleiben, wenn das Geld aus dem Sondervermögen verteilt wird.

Für die modernisierungsbedürftige Sportinfrastruktur hieße das in weiten Teilen des Landes: Weiter warten und bröckeln.

Verwandte Artikel

Title

Title